Seit Jahren im Streit:Ekelhafter Angriff auf Nachbarn

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Geretsrieder Rentner überschüttet 60-Jährigen mit Fäkalien. Dafür wird er zu 1800 Euro Geldstrafe verurteilt

Von Benjamin Engel, Geretsried

Vor dem Eingang des Mehrfamilienhauses muss es ekelerregend gestunken haben - umso schlimmer, je näher die herbeigerufenen Polizisten kamen. "Es roch ganz intensiv nach Fäkalien. Auf dem geteerten Weg zur Haustür war eine Pfütze", schilderte einer der Beamten am Mittwoch im Wolfratshauser Amtsgericht. Mehr konnte er an dem späten Abend im Juni dieses Jahres nicht erkennen.

Der Gestank markierte den Höhepunkt eines Nachbarschaftsstreits in Geretsried. Ein 72 Jahre alter Mann soll seinem Nachbarn einen Eimer voller Urin und Kot über den Kopf geschüttet haben - vom Schlafzimmer aus. Das 60-jährige Opfer erstattete Anzeige. Weil der ältere Rentner gegen den Strafbefehl Einspruch eingelegt hatte, musste er sich nun vor Gericht verantworten. Wie die Auseinandersetzung so eskalieren konnte, blieb in der Verhandlung offen. Der Angeklagte wurde zu einer Geldstrafe verurteilt - wegen Beleidigung, vorsätzlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung. Er stritt den Vorfall ab. "Ich habe nix gemacht", sagte er.

Der Nachbarschaftsstreit schwelt schon seit Jahren. "Es hat viele Zwischenfälle gegeben", sagte der 60-Jährige. Deshalb wunderte er sich, warum ihn sein Nachbar an jenem Abend - er war mit dem Hund seiner Schwester gerade beim Gassi-Gehen - ans Schlafzimmerfenster rief. Er habe gedacht, der brauche Hilfe, sagte der 60-Jährige. "Dann hat er mich vollgeschüttet, es war so ein Fünf-Liter-Eimer", erzählte er. "Es hat bestialisch gestunken." Am ganzen Körper sei er mit Urin und Kot bedeckt gewesen. "Von dem Dreck hatte ich etwas im Mund, in der Nase, einfach überall." Darüber hinaus schilderte er, dass seine rund 3000 Euro teure Insulinpumpe ebenfalls vollkommen durchnässt war. Wegen der Entzündungsgefahr habe er sie sofort austauschen müssen, sagte er. Nach der Attacke habe der Angeklagte sein Schlafzimmerfenster wortlos zugemacht. "Die Kleidung habe ich sofort weggeschmissen, ich bin dreimal hintereinander in die Badewanne", berichtete das Opfer.

Stimmt alles nicht, meinte der Angeklagte. Nach seiner Darstellung ist all dies nie vorgefallen. "Ich weiß davon nicht, ich gehe um 21.30 Uhr immer schlafen und war im Bett", erzählte er vor Gericht. Stattdessen erhob er seinerseits Vorwürfe gegen den jüngeren Nachbarn. Der beschimpfe ihn, habe ihm sogar schon eine tote Maus in den Briefkasten gelegt, sagte er. Warum sich die beiden Männer so zerstritten haben, konnte keiner von ihnen beantworten. Wie der 60-Jährige meinte, brauche sein Nachbar dauernd jemanden zum Streiten. Mehr konnten auch die Polizeibeamten nicht herausfinden. Sie hätten an der Wohnung des Angeklagten geklingelt und geklopft, sagten sie. Doch der habe nicht reagiert, obwohl in der Wohnung Licht brannte. Bei einer späteren Vernehmung habe er alles abgestritten.

Der Staatsanwalt zeigte sich von de Schuld des Angeklagten überzeugt. Die Aussage des Opfers sei frei von Widersprüchen und in sich logisch. Außerdem decke sie sich mit den Schilderungen der Polizei Das Vorgehen des Angeklagten sei mit einem Faustschlag ins Gesicht gleichzusetzen. "90 Tagessätze sind sachgerecht", erklärte er. Der Einschätzung schloss sich Richter Helmut Berger an. Im Strafmaß beließ er es aber bei 60 Tagessätzen zu 30 Euro, also 1800 Euro. Der Angeklagte habe den Geschmack der Fäkalien im Mund gehabt. Die Kleidung sei völlig bedeckt gewesen. "Das ist an Ekligkeit nicht zu überbieten", sagte Berger.

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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