Seit der Pestwelle im 17. Jahrhundert:Wolfratshauser Verlöbnis

Plakette Hl. Sebastian am Sebastianisteg Wolfratshausen

Der heilige Sebastian, hier auf einer Plakette am Sebastianisteg, ist in Wolfratshausen sehr präsent.

(Foto: Claudia Koestler)

Die Stadt pflegt die Tradition der Sebastiani-Prozession

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Sebastiani-Prozession, die am Sonntagabend, 21. Januar, nach einem Festgottesdienst um 18 Uhr in Sankt Andreas in der Wolfratshauser Marktstraße stattfindet, hat eine jahrhundertelange Tradition in der Loisachstadt. Sie geht zurück auf das Sebastiani-Verlöbnis, das Kirche und Stadt nach der großen Pestwelle in Wolfratshausen 1634 trafen. "Die Prozession ist eine ungebrochene Tradition in Wolfratshausen", erklärt Dekan Gerhard Beham, Pfarrer der Stadtkirche. "Im Grund genommen ist es ja ein Verlöbnis der Stadt."

Der Heilige Sebastian ist der Legende nach ein christlicher römischer Soldat, der von Kaiser Diokletian zum Tode verurteilt und daraufhin mit Pfeilen beschossen wurde. Im Glauben, er sei tot, ließ man ihn liegen. Er aber überlebte, bekannte sich danach erneut zum Christentum und starb den Märtyrertod. Im Mittelalter wurde er zum Schutzpatron gegen die Pest, die in der Folge des 30-jährigen Kriegs von Söldnern auch nach Wolfratshausen eingeschleppt wurde. Die große Pestwelle 1634 soll dramatisch gewesen sein, sagt der Stadtarchivar Simon Kalleder. Unbestätigte Quellen sprechen davon, dass sie mehr als ein Drittel der Stadtbevölkerung hinweggerafft haben soll. Zwar gebe es keine Ratsprotokolle mehr aus der Zeit. Aufgrund der Rechnungsbücher lasse sich aber schließen, dass zahlreiche Wolfratshauser, darunter viele Kinder, dem Schwarzen Tod zum Opfer fielen. Um die schreckliche Seuche abzuwenden, gründeten die Wolfratshauser die Sebastiani-Bruderschaft, eine Gebetsgemeinschaft für den Heiligen.

Seit Jahrhunderten findet am Sonntag um Sebastiani (20. Januar) ein festlicher Abendgottesdienst mit anschließender Prozession durch den Markt statt. Bei dem Festzug, der vom Marienplatz bis zum Schwankleck und dann wieder zurück bis zur Musikschule geht, wird auch der Wachsstock getragen, mit einem Docht in der Länge des Marktes von 300 Metern. Seit dem Pestverlöbnis wird dieser Opferstock bei jedem Gottesdienst in Sankt Andreas am Sebstianialtar entzündet - und regelmäßig erneuert, sobald er niedergebrannt ist. "Der heilige Sebastian ist auch Schutzpatron von Wolfratshausen", sagt Pfarrer Beham.

Auch die Gebirgsschützen feiern seit ihrer Wiedergründung in den 1980-er Jahren ihren Patronatstag am Tag der Prozession. Schließlich ist der heilige Sebastian auch ihr Schutzpatron. Sie beginnen die Verlöbnisfeier mit dem Festgottesdienst am Morgen um 10.30 Uhr in der Wolfratshauser Stadtkirche. Nach der Totenehrung mit Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal um 11.30 Uhr marschieren sie zum Gebirgsschützenheim Sankt Sebastiani.

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