Schwierige Lage:Geretsrieder Eltern in Not

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Der Stadt fehlen akut mindestens 177 Plätze in Krippen, Kindergärten und Horten. Bürgermeister Michael Müller hat drei Lösungsszenarien entworfen.

Von Thekla Krausseneck

Es war eines der ersten Probleme, die Michael Müller (CSU) einholten, als er sich erstmals auf den Bürgermeister-Stuhl im Geretsrieder Rathaus setzte: die Frage nach den Kindergartenplätzen. "Das treibt mich um, ich finde das nicht gut", sagt Müller nach zahlreiche Gesprächen, die er mit Eltern geführt hat, die nicht wissen, was sie im September mit ihren Kindern anfangen sollen. Denn in Geretsried herrscht ein eklatanter Mangel an Plätzen in Kindertagesstätten. In Wolfratshausen ist die Situation nur geringfügig entspannter; auch dort versucht man den Knoten zu lösen.

Seit August 2013 haben Kinder von ein bis drei Jahren einen Anspruch auf einen Krippenplatz. Das neue Gesetz brachte große Unruhe in die Landschaft der Geretsrieder Kindertagesstätten: Aktuell stehen 63 Kinder auf den Wartelisten, weitere 70 sind angemeldet, obwohl ihr Rechtsanspruch noch nicht greift, weil sie noch kein Jahr alt sind - oder noch gar nicht geboren. Aber auch im Bereich der Kindergärten und Horte sind die Listen lang: 35 junge Schüler warten auf einen Platz in einer Tagesstätte, 79 Kinder ab drei Jahren auf einen Platz im Kindergarten. Derzeit hoffen also die Eltern von 177 Kindern auf die Zusage, dass ihr Nachwuchs von September an betreut wird. Dass diese Hoffnungen erfüllt werden können, glaubt Müller nicht.

"Das kriegen wir nicht hin", sagt der Bürgermeister. Zumindest nicht bis September. In der Stadt sind drei Adressen im Bau: Der alternative Kindergarten Temenos errichtet eine neue Bleibe in Gelting. Am Künnekeweg schafft die Stadt eine Tagesstätte auf dem Grundstück eines einstigen Spielplatzes, der zu diesem Zweck verlegt worden ist. Und in der Jeschkenstraße entsteht ein Sportkindergarten von Champini.

"Das Problem ist nicht, dass wir nicht auf dem Weg sind, sondern dass wir nicht rechtzeitig fertig werden", sagt Müller. Vor 2015 könnten die neuen Tagesstätten nicht in Betrieb gehen. Der Temenos-Verein etwa plant seine Eröffnung zwar für Januar 2015. Doch Müller glaubt: "Das ist ein sportlicher Zeitplan." Nur eine erfreuliche Nachricht gebe es: Sobald die drei neuen Tagesstätten geöffnet haben, sind die Probleme der Stadt vorerst so gut wie gelöst.

Bis dahin sind es aber noch ein paar Monate, weshalb Müller auf drei Lösungsansätze hofft, die jeweils ihre Tücken haben. So habe er im Landratsamt angefragt, ob es möglich wäre, die Gruppenstärke je Erzieher zu erhöhen, denn zu dem Mangel an Betreuungsplätzen kommt der Mangel an Arbeitskräften. Eine Antwort steht aus. Die zweite Möglichkeit: Tagesmütter. Auch da habe er sich bereits in Bad Tölz erkundigt und die Antwort bekommen, dass es nicht genügend Tagesmütter gebe. Lösen ließe sich das Problem vielleicht durch ein Tagesmutter-Notprogramm, bei dem Frauen zu Tagesmüttern ausgebildet würden. Aber da mangelt es nicht nur an Zeit - so kurzfristig wäre dieses Projekt kaum zu realisieren, glaubt Müller -, sondern auch an Platz. "Bei den Räumen bin ich zu allem bereit, was rechtlich möglich ist." Als dritte Möglichkeit sieht Müller private Initiativen von Müttern, die sich für die Zeit der Überbrückung zusammenschließen. Aber dergleichen zeichne sich bislang nicht ab. Die Verwaltung habe er damit beauftragt, alle Möglichkeiten zu prüfen.

In Wolfratshausen fehlen etwas weniger Plätze. Aktuell hat die Stadt 540 Kindergarten- und 112 Krippenplätze zur Verfügung, auf den Wartelisten stehen etwa 60 Kinder, sagt Hauptamtsleiter Franz Gehring. Damit auch diese von September an einen Betreuungsplatz haben, sucht die Stadt nach einem Platz, an dem sie Container aufstellen kann, in denen eine neue Tagesstätte entstehen könnte. Mögliche Standorte seien auch schon gefunden, verraten werde er sie aber nicht vor der entsprechenden Sitzung im Rathaus. Fakt sei, dass der Bedarf zwar steige, nicht aber die Anzahl der Neugeburten, betont Gehring. Das liege daran, das immer mehr Eltern ihren Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für ihre vorhandenen Kinder wahrnähmen. Wenn der Bedarf einmal gedeckt ist, wird das Problem so schnell nicht mehr in Wolfratshausen akut werden, glaubt der Hauptamtsleiter im Rathaus. Denn er bezweifle sehr, dass Wolfratshausen noch allzu stark wachsen werde.

© SZ vom 24.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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