Gedüngt wird mit Algenpräparaten, und das Unkraut lässt Golfplatz-Betreiber Josef Hingerl auf seiner Anlage am Bergkramerhof oberhalb von Wolfratshausen inzwischen mit UV-Licht bekämpfen. Er will den Bergkramerhof so erklärtermaßen zum ersten ökologischen Golfplatz Deutschlands machen. Unter den Mitgliedern und in der Golfszene habe sich das schon weit herumgesprochen, sagt Hingerl, doch an die ganz große Glocke hat er das Konzept noch immer nicht gehängt. Auch zu seinem "Golf-Erlebnistag" an diesem Sonntag, 3. Mai, lädt er ganz unauffällig auf eine konventionelle Anlage.
Das Marketingkonzept ist ohnehin aus der Not geboren, denn seit Anfang 2013 wurden auf der Anlage, die zu großen Teilen im Wolfratshauser Wasserschutzgebiet liegt, wiederholt Fäkalkeime und Spuren von Pflanzenschutzmitteln gefunden, was Hingerl einige Probleme mit den Behörden eingebracht hat. Auch sein Öko-Konzept ist behördenintern noch immer umstritten: Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim hat dagegen keine Einwände mehr, doch dem Gesundheitsamt um Leiter Franz Hartmann geht es im Sinne des Grundwasserschutzes noch nicht weit genug, heißt es aus Tölz. Hingerl reicht nach eigenen Worten das Einverständnis der Weilheimer zu seinem Dünge-Konzept. Denn der Grundbucheintrag von 1993, der alle Pflanzenschutzmittel am Bergkramerhof komplett verbietet und an den man sich im Wolfratshauser Rathaus im Zuge der ganzen Affäre erst im vergangenen Jahr wieder erinnert hat, verlange allein die Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt. Dass in den neuesten Analysen von Bodenproben wieder Spuren von Pestiziden entdeckt wurden, die noch nie genehmigt waren, kann Hingerl nicht restlos erklären. Er hat sich die Liste der gefundene Substanzen erst selbst bei den Behörden beschaffen müssen. Angesichts der Halbwertszeiten der Stoffe könne es aber sehr wohl sein, dass die Substanzen aus der Zeit vor 2012 stammen, sagt er nun. Seit 2012 will er am Bergkramerhof nichts Chemisches mehr gespritzt haben.
Der Erlebnistag am 3. Mai soll vor allen neue Golfer anlocken. Von 11 Uhr an könne Club-Mitglieder und ab 14 Uhr alle Golfer mit ihren bisher nicht golfenden Freunden kostenlose Vier-Loch-Runden drehen, dazu gibt es Einführungen auf der Driving Range und allerlei weitere Aktionen. Hingerl selbst will die Gäste mehrmals am Tag mit dem elektrischen Golfcart über die gesamte Anlage chauffieren. An den darauffolgenden Tagen bis zum 8. Mai veranstaltet der Club verschiedenste Turniere für unterschiedliche Teilnehmergruppen, und schon am 1. Mai wird ein "Golf Shop Demotag" mit Biergartenbetrieb Interessenten über die nötigen Gerätschaften auf dem Laufenden halten.