Schlittschuh-Show:Eisiges Märchen

Mit der "Die Schneekönigin" wärmt der Moskauer Eis-Zirkus die Herzen der Zuschauer in Bad Tölz.

Von Julica Ventour, Bad Tölz

Es ist dunkel. Hellblaue Nebelschwaden tauchen die Arena in eine märchenhafte Eislandschaft. Das bunte Scheinwerferlicht projiziert Schneeflocken auf die Eisfläche. Plötzlich wechselt die bislang ruhige Musik zu einer königlichen Fanfare. Die Schneekönigin gleitet über das Eis. Mit ihrem mit Pailletten besetzten, hellblauen Tüllkleid erhellt sie nicht nur die Hacker-Pschorr-Arena, sondern auch die Kinderaugen. Ihre 15 Zentimeter hohen, stelzenartigen Schlittschuhe machen sie zu einem wahren Hingucker. Sie sind eines der vielen Highlights, die Besucher der Eiskunstlaufshow "Die Schneekönigin" des Moskauer Eis-Zirkus am Freitag in Bad Tölz zu sehen bekommen.

Nach dem Märchen von Hans Christian Andersen werden die Zuschauer in die Welt von Prinzen, Hofnarren und nicht zuletzt der bösen, aber auch irgendwie herrlichen Schneekönigin entführt. Auf Schlittschuhen und in schillernden Kostümen liefert das Ensemble aus Russland unter der Leitung von Natalia Abramova eine unvergessliche Eislaufshow für Kinder, Eltern und Großeltern.

Eingebettet in die Thematik von Versuchung und Liebe, Gut und Böse, Geborgenheit und Sehnsucht wird die Reise der tapferen Gerda inszeniert, die ihren Kai zu retten versucht, dessen Herz die böse Königin mit einem Eiszapfen getroffen und so eingefroren hat. Auf der Suche trifft Gerda auf akrobatische Raben und Pirouetten drehende Räuber, und auch auf Freunde - zum Beispiel ein Rentier auf vier Kufen.

Erzählt wird die Geschichte der Schneekönigin von der dänischen Sandmanngestalt Ole Lukøje. In einem violetten Kostüm gleitet dieser über das Eis und leitet das Märchen ein, nicht ohne auf seine zwei Regenschirme hinzuweisen, die er über schlafende Kinder halte, um deren Träume zu bestimmen. Den braven Kindern sei der bunte vorbehalten, der gute Träume bringe. Der schwarze allerdings sei für die "unartigen", sodass diese im Schlaf keine Träume sehen. Alle Sprechpassagen der Eisakrobaten werden von einem deutschen Tonband abgespielt, an dessen Inhalt sich die russischen Eisläufer in ihrer Körpersprache anpassen. Dass einige der Sprechszenen verhältnismäßig brutal sind, etwa als eine Räuberin Gerda den Tod androht ("Ich ramme dir gleich ein Messer in den Bauch"), scheint die anwesenden Kinder jedoch nicht zu stören, sind sie doch zu gebannt von der akrobatischen Meisterleistung des Ensembles.

Ob Hula-Hoop Show, bei der sich die zierliche Initiantin bis zu 15 Reifen auf einmal um den Körper schwingt oder Einräder in Höhe von etwa zwei Metern - die Eisläufer ziehen alle Register, um das Publikum in Staunen zu versetzen. So hüpfen die Akrobaten nicht nur auf Kufen über Hindernisse, sondern drehen auch Pirouetten und Überschläge über mehrere bunte Seile. Dass sich dabei eine Dame im Seil verheddert und eine andere ihr rosafarbenes Diabolo fallen lässt, tut der Show keinen Abbruch. In beinahe übermenschlicher Geschwindigkeit drehen sich die Eisläuferinnen um ihre eigene Achse - und zugleich um den Hals ihrer Pirouetten drehender Partner. Tatsächlich wirken die Akrobaten eingehüllt im blassen Scheinwerferlicht eher wie von Musik und Tonband gesteuerte Puppen - ein Eindruck, der durch die schillernden Kostüme und das märchenhafte Ambiente noch unterstrichen wird.

"Ich hoffe ihr versteht jetzt, dass es nichts Stärkeres gibt in der Welt als die Liebe und die Freundschaft", sagt Ole Lukøje zum Abschied. In der Tat: Kalt bleibt an jenem Nachmittag nur die Eisfläche der Hacker-Pschorr Arena. Die (Kinder-)herzen haben sich erwärmt.

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