Schlehdorf:Die Eltern entscheiden

Lehrer und Ordinariat befürworten die Öffnung der katholischen Mädchenrealschule für Buben. Nicht alle glauben, dass das Haus nur mit Koedukation zu retten ist.

Von Suse Bucher-Pinell

Mädchenrealschule St. Immaculata

Gedankenaustausch beim Informationsabend der Mädchenrealschule Schlehdorf St. Immaculata (v.l.): die ehemalige Rektorin Josefa Thusbaß, ehemalige Lehrerin Schwester Nicol Bramlage und heutige Lehrerin Renate Lechner im Gespräch über das künftige Konzept.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Schulleitung ist ebenso dafür wie das Lehrerkollegium und das Ordinariat München als Schulträger. Sie alle bejahen eine Öffnung der Schlehdorfer katholischen Mädchenrealschule für Buben. Die Entscheidung, ob sich an St. Immaculata vom nächsten Schuljahr an etwas ändert, liegt allerdings allein bei den Eltern. Rund 150 Mütter und Väter hörten sich am Mittwochabend die Argumente der Befürworter an. Doch nicht alle glauben, dass eine koedukative Erziehung sein muss, um Schlehdorf zu erhalten. Von 21. Oktober an stimmen die Eltern über die künftige Ausrichtung der Schule ab. Das Ordinariat bindet sich an dieses Ergebnis.

St. Immaculata wäre nicht die erste katholische Schule in der Region, die von einer reinen Mädchenschule zu einer gemischten wird. An der Benedictus-Realschule in Tutzing vollzog sich die Veränderung bereits Mitte der 1990er Jahre. Dort hing die Entscheidung mit einem dringend erforderlichen Neubau zusammen, für den die Gemeinde nur im Falle einer Öffnung auch für Buben Geld geben wollte. Die Erfahrung von Konrektor Wolfgang Doll ist positiv. "Die Umstellung war richtig, keiner von uns will zurück", sagte er. Die Schülerzahl sei gestiegen; sie bestehe nach einer zunächst zögerlichen Nachfrage von Buben heute fast zu gleichen Teilen aus Mädchen und Jungen. Befürchtungen, die Mädchen könnten es schwerer haben, wies er zurück: "Sie lernen schnell, sich gegen die männliche Konkurrenz durchzusetzen."

Für Sandra Krump, die Leiterin des Ressorts Bildung beim Ordinariat, ist es "zentral", dass die künftige Entwicklung von den Eltern mitgetragen wird. Sie hätten die Zukunft der Schule durch die Anmeldung ihrer Kinder dort in der Hand. Die Besonderheit Schlehdorfs erschöpfe sich allerdings nicht darin, eine reine Mädchenschule zu sein, sie sei auch eine katholische Schule, die einen sehr großen Rückhalt in der Region habe. "Wir denken jetzt über ein Konzept für die Zukunft der Schule nach", sagte sie.

Die Vermittlung von Werten und das religiöse Leben stellten die Lehrer in den Mittelpunkt des Schullebens. Schlehdorf müsse die Tradition bewahren und gleichzeitig Neues wagen. "Die veränderte Rolle des Mannes verlangt von uns einen veränderten Erziehungsschwerpunkt", sagte Hanne Lutz. "Wir begrüßen die Aufnahme von Jungs." Unentschlossen ist dagegen der Elternbeirat, der kein Statement abgab, weil die acht gewählten Mitglieder unterschiedlicher Meinung seien. Die Schule habe sich schon immer geändert, sagte Vorsitzende Heidi Hofmann, früher hätten Klosterschwestern unterrichtet, heute seien es weltliche Lehrer. Die Schwestern haben allerdings schon vor 20 Jahren das Schulgebäude so vorausschauend umgebaut, dass es für die Aufnahme von Buben ausgelegt ist, sagt Schwester Josefa Thusbaß, die einst unterrichtete. Nur wegen des Mädchenandrangs sei es nie dazu gekommen.

Hofmann wünscht sich vor allem eine hohe Wahlbeteiligung der Eltern. Doch nicht alle sind von dem Angebot des Ordinariats überzeugt. Manchen geht es zu schnell, sie möchten lieber noch abwarten. Etliche halten die Frist von zwei Jahren, in denen das Minimum von 50 Schülerinnen unterschritten werden darf, für zu kurz. Manche hadern nach der Ankündigung des Ordinariats vor einem Jahr, die Schule schließen zu wollen. "Der Vertrauensbonus ist für mich noch nicht wieder da", sagte eine Mutter. Und viele befürchten, dass nach einer Öffnung für Buben Eltern sowohl von Jungen als auch von Mädchen erst einmal abwarten und die Entwicklung beobachten und dann die Schülerzahlen erst recht einbrechen.

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