Schäftlarn:Weiter Weg

Die Gemeinde muss noch viele Schritte für eine Umfahrung gehen. Nicht nur die Frage der Trasse ist zu klären.

Von Ingrid Hügenell

Der Weg zu einer Umfahrung ist weit. Und die Frage, wo die Straße konkret gebaut wird, steht nicht am Anfang. Der erste Schritt, den der Gemeinderat im Dezember beschlossen hat, ist in Arbeit: Es muss ein Vertrag mit dem Straßenbauamt ausgearbeitet und geschlossen werden. Darin wird unter anderem festgelegt, dass das Staatliche Bauamt die Straße übernimmt, wenn sie fertig ist. Sonst müsste die Gemeinde für den teuren Unterhalt aufkommen. In dem Kontrakt wird auch festgelegt, wie es mit Ausgleichsflächen aussieht - ein besonders wichtiger Punkt, wie Bürgermeister Matthias Ruhdorfer findet.

Derzeit kommen Gemeindeverwaltung, Bürgermeister und Straßenbauamt immer wieder zu Besprechungen zusammen, um offene Fragen zu klären. "Ich muss wissen, worauf ich mich einlasse", sagt Ruhdorfer. Zu klären sei unter anderem, wo die "Sollbruchstellen" seien: Was passiert, "wenn auf einmal die Meinung da ist, wir bauen die Straße doch nicht."

Der Vertrag bildet die Grundlage aller weiteren Planungen. Erst wenn er geschlossen ist, kann über die Trasse verhandelt werden. Das wird nicht vor 2014 der Fall sein. Damit wird sich also der neu gewählte Gemeinderat befassen müssen. Das ist die Phase, in der eine moderierte Bürgerbeteiligung stattfinden könnte, die Ruhdorfer für eine gute Idee hält. Denn: "Je konkreter die Planung, umso sensibler werden die Bürger." Bis dahin sei aber noch einiges an Vorarbeit zu leisten, erklärt der Bürgermeister.

Unter anderem die Frage, wie hoch der staatliche Zuschuss ausfällt, den die Gemeinde erhält, wenn sie selbst die Straße baut. Die Wirtschaftlichkeit sei ein wichtiges Förderkriterium, wie Peter Weywadel erklärt, Leiter des Bereichs Straßenbau beim Staatlichen Bauamt Freising. Wenn die Gemeinde mehr bauen möchte, als das Straßenbauamt für notwendig halte, werde dieses Mehr nicht gefördert. Der Nutzen-Kosten-Faktor werde aber sicher nicht neu berechnet. Denn für die Variante B, die im Straßenausbauplan in der Reserve steht, habe der Faktor deutlich über eins gelegen. Und Weywadel geht davon aus, dass sich das bei einer etwas anderen Trassenführung nicht wesentlich ändern würde.

Zu klären ist ein weiterer wichtiger Punkt: Sollte Starnberg doch noch den Autobahnanschluss für das Gewerbegebiet Schorn bekommen, käme auf einmal doch wieder eine Verbindung zur B11 durch den Forstenrieder Park infrage. Wie Ruhdorfer berichtet, hat er vor einigen Tagen mit seinem Starnberger Amtskollegen Ferdinand Pfaffinger darüber gesprochen. Der habe durchaus noch Hoffnung, dass der Anschluss kommen könnte - wenigstens halbseitig. "Mir wäre geholfen, wenn man wüsste, was da konkret passiert", seufzt Ruhdorfer. Offenbar ist aber noch nichts beschlossen, sondern alles in der Schwebe.

Als "total fiktiv" bezeichnet Ruhdorfer indes die Idee eines Tunnels unter dem Park. Straßenbauamtschef Weywadel sieht das genauso: So ein Projekt hätte sicherlich einen Nutzen-Kosten-Faktor unter eins, könnte nicht gebaut werden.

Hat sich der Gemeinderat auf eine Trasse festgelegt, idealerweise mit dem breiten Einverständnis der Schäftlarner, kann immer noch nicht gebaut werden. Erst muss die Gemeinde den Grund für die Straße erwerben. Ein Punkt, der sich als schwierig erweisen könnte - außer es gelingt bis dahin, ausreichend Tauschflächen aufzutreiben. Ist das geschafft, braucht die Gemeinde die endgültige Zusage, dass der Freistaat das Projekt mitfinanziert. Dann darf gebaut werden. Und das kann sehr schnell gehen. Denn die Bauphase ist voraussichtlich die kürzeste aller Phasen.

Da sich Vorbereitung und Planung über mehrere Jahre hinziehen werden, kollidiert der Bau der Umfahrung auch gar nicht mit anderen wichtigen Projekten, die vorher angegangen werden sollen. Ruhdorfer hat die jüngst im Gemeinderat angemahnte Prioritätenliste schon fertig im Kopf: Heuer und 2014 stehen der Krippenbau und einige Straßenbauprojekte an. 2015 könnte das dringend benötigte neue Feuerwehrhaus in Hohenschäftlarn errichtet werden. Und erst dann wäre wohl auch die Umfahrung soweit, dass dafür Geld ausgegeben werden müsste.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: