Schäftlarn:Starke Eltern, starke Kinder

Schäftlarn: Buben und Mädchen des integrativen Kindergartens lassen zur Eröffnung Ballons mit Wünschen von Eltern und Kindern in den Himmel steigen.

Buben und Mädchen des integrativen Kindergartens lassen zur Eröffnung Ballons mit Wünschen von Eltern und Kindern in den Himmel steigen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Familienstützpunkt öffnet: Es soll eine Anlaufstelle für alle Lebenslagen sein.

Von Ingrid Hügenell

Die alleinerziehende Mutter, die sich am Rande der Erschöpfung bewegt. Die Familie, die sich neben den Kindern auch noch um die alten Eltern kümmert. Der Vater, der sich fragt, ob es normal ist, dass das Baby jeden Abend stundenlang schreit - für sie alle soll der Familienstützpunkt Schäftlarn eine Anlaufstelle sein. Er wurde beim Kindernetz in der Käthe-Kruse-Straße 1 eingerichtet, Lutz Hübner leitet ihn.

Der Schäftlarner Stützpunkt ist als einer von sechs im Landkreis München für Familien der Gemeinden Schäftlarn, Baierbrunn und Pullach zuständig. Er sei ans Kinderzentrum des Kindernetzes angedockt worden, weil es dort schon zahlreiche Angebote für Familien gibt, erklärt Alexandra Müller, die beim Landkreis für Kinder, Jugend und Familie zuständig ist. Am Montag ist der Stützpunkt offiziell von Landrat Christoph Göbel (CSU) eröffnet worden, mit dabei waren auch Bürgermeister und Vertreter der drei Gemeinden.

Jeweils donnerstags wird Lutz Hübner im Stützpunkt zu erreichen sein. Der 62-jährige Sozialpädagoge war lange als Streetworker tätig und arbeitet seit einiger Zeit als Erzieher in der Schäftlarner Kinderkrippe, deren Träger ebenfalls der Kindernetz-Verein ist. Hübner sagt, er wolle zunächst ein Ansprechpartner sein, der einfach zuhört, wenn die Menschen ihre Probleme schildern. "Ich will den Sorgen auf den Grund gehen." Ihm liegt aber auch die Vermittlung von Wissen am Herzen. Dafür will er selber Kurse anbieten, etwa das Programm "Starke Eltern, starke Kinder". Darüber hinaus könne er den Leuten sagen, an wen sie sich wenden können, wenn sie etwa Hilfe beim Beantragen einer Kur brauchen oder die Mutter dement wird und die richtige Betreuung gesucht wird. Zu seinen Aufgaben könne es aber auch gehören, Babyschwimmkurse zu organisieren, wenn sich herausstelle, dass es dafür eine Nachfrage gebe.

"Ich bin ein Lotse, der hilft, dass die Leute die richtige Hilfe bekommen", sagt Hübner. Schließlich gebe es viele Hilfsangebote, "aber die müssen vernetzt sein". Deshalb werde er nun alle Institutionen und Organisationen wie Caritas, Diakonie oder Arbeiterwohlfahrt aufsuchen. "Die Idee ist, für alle einen Ansprechpartner zu haben, der weiß, wie es weitergeht", ergänzt Müller vom Landratsamt - nämlich Hübner.

Es gehe um Familien jeglicher Konstellation, solche mit und ohne Kinder. Sie können sich bei den Familienstützpunkten bei Vorträgen und Themenabenden zu aktuellen Fragen informieren, Tipps und Tricks für die Erziehung erhalten, andere Familien kennenlernen und gemeinsam Spaß haben. Offene Treffs gibt es im Schäftlarner Familienzentrum ohnehin schon.

Ein weiteres Ziel der Familienstützpunkte ist es, überlasteten Familien zu helfen, bevor die Kinder unter der Situation leiden. "Es soll nicht passieren, dass es Fälle von Vernachlässigung aus Unkenntnis gibt", sagt Hübner. "Es geht darum, dass man Hilfe bekommt, bevor die Situation eskaliert", sagt Müller. Ohne Angehörige in der Nähe hätten es Familien mit Kindern oft schwer.

Welche Bedürfnisse Eltern und Familien haben, hat die Münchner Kreisbehörde über einen Fragebogen mit Hilfe eines Instituts herausgefunden. 15 000 Fragebögen seien über die Gemeinden, Schulen und Kindertagesstätten verteilt worden, sagt Alexandra Müller. Zudem habe man die Bürgermeister der 29 Städte und Gemeinden sowie Experten befragt, was noch fehle. Dabei ging es insbesondere auch um Familien mit behinderten Kindern, um Alleinerziehende und Regenbogenfamilien. Ein Ergebnis: Inzwischen gibt es genügend Betreuungsplätze. Die Eltern wünschen sich aber beispielsweise mehr Abenteuerspielplätze und oft tatsächlich die Möglichkeit zum Babyschwimmen. Älteren Menschen, die nicht so mobil sind, fehlt die Möglichkeit, zum Einkaufen zu kommen.

Lutz Hübner, Sozialpädagoge, Leiter des Familienstützpunkts, Telefon 08178 / 99 87 02, E-Mail an buero@kindernetz-schaeftlarn.de

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