Schäftlarn:Mit Freude schuften

Seit 15 Jahren führt Sophie von Lenthe ihren Laden in Schäftlarn. Die ehemalige dtv-Mitarbeiterin und freie Lektorin vertraut auf eine "Coachinggruppe" und stete Neuerungen

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Die schiere Freude darüber, einen Buchladen zu besitzen, hat Sophie von Lenthe noch immer - 15 Jahre, nachdem sie in Ebenhausen die erste "Buchhandlung Isartal" eröffnet hat. "Schöne Buchhandlungen sind einfach schön!", sagt, nein, ruft sie. Vor vier Jahren, mitten in der Krise, hat die 59-Jährige in Pullach eine Filiale eröffnet, beide laufen gut. So ein Laden mache viel Freude, aber auch Mühe, man müsse sich immer anstrengen, stets auf dem Laufenden bleiben, den Laden in Schuss halten. "Wir arbeiten wie die Grubenponys", sagt Lenthe lachend über sich und ihre selbständigen Kollegen, die nicht zu einer großen Kette gehören.

Diese unabhängigen Buchhändler, mehr als 600 in ganz Deutschland, haben sich zusammengetan und zeigen eine Woche lang, vom 4. bis 11. November, wie aktiv und bunt der stationäre Buchhandel ist. Es gibt es zahlreiche Aktionen, auch einen Schreibwettbewerb für Kinder, dessen Preisträger am 11. November gekürt werden. Es handelt sich der Ankündigung zufolge um die größte derartige Aktion, die es je gab.

Auch die Buchhandlung Isartal beteiligt sich daran, mit einer musikalischen Lesung am Donnerstag, 9. November, und der Teilnahme am Schreibwettbewerb. Über die Woche der unabhängigen Buchhändler, die WUB, das Engagement ihrer Kollegen, freut sich Lenthe riesig. "Toll, dass die sich alle zeigen, überall in Deutschland", sagt sie mit leuchtenden Augen. "Die Leidenschaft, die Freude, das treibt uns alle an." Außerdem sei es wichtig, das Bewusstsein für den Einzelhandel zu stärken, in Zeiten, in denen es so einfach ist, Lesestoff beim Online-Händler zu bestellen. Veranstaltungen wie die im Rahmen der WUB oder zum 15-jährigen Bestehen der Buchhandlung, seien das "Salz in der Suppe". Lenthe, die vor der Eröffnung der Buchhandlung beim dtv-Verlag und als freie Lektorin tätig war, kennt sich aus im Verlagswesen und ist gut vernetzt. Beides sei ihr zugute gekommen, auch, weil sie sich deswegen schon vor 15 Jahren traute, Axel Hacke zur Eröffnung einzuladen - ein riesiger Erfolg. Kürzlich lasen Jan Weiler, Eva Menasse und Anatol Regnier bei ihr.

Sophie von Lenthe

Sophie von Lenthe am neuen "Schmökertisch" in der Buchhandlung Isartal. Aufgeschlagen hat sie ein Buch von Eva Menasse, sie empfiehlt im November aber "Die Hauptstadt" von Robert Menasse.

(Foto: Manfred Neubauer)

Von Anfang an sei das Geschäft in Ebenhausen gut gelaufen, erzählt Lenthe, seit 2008 am jetzigen Standort an der Professor-Benjamin-Allee. Dass sich die Buchhandlung Isartal mit ihren acht Angestellten trägt, hat einen Grund sicherlich in Lenthes Freude an Büchern, an der Ausstattung der Läden, auch am Umgang mit Kunden und den persönlichen Empfehlungen, die jede der Mitarbeiterinnen allmonatlich abgibt. Ein anderer ist, dass sie schon früh aufs Digitale setzte, als eine der ersten Buchhändlerinnen überhaupt. Man kann bei der Buchhandlung Isartal online bestellen, sich die Bücher liefern lassen, auch über Nacht, oder sie selbst abholen. "In allererster Linie muss man sich um den Laden kümmern, aber man muss auch im Digitalen sichtbar sein", sagt Lenthe. Und dazu immer wieder etwas Neues bieten. In Ebenhausen ist das ein Schmökertisch, an dem die Leser in neuen Büchern blättern können. Bei der Leseförderung von Kindern arbeitet Lenthe eng mit den Schulen im Umkreis zusammen, gibt Lesetüten aus, 400 Stück pro Jahr, lädt die Buben und Mädchen in ihre Läden ein.

Das Buchgeschäft alleine reicht aber auch Lenthe nicht. Deshalb gibt es bei ihr eine große Abteilung für Geschirr und Geschenkartikel. Die komme sehr gut an, "fast besser als die Bücher", mache aber auch viel Arbeit. Was ihr hilft: die Erfahrung im Verlagswesen, aber auch die Vernetzung mit anderen Buchhändlern in einer "Coachinggruppe", deren Mitglieder die Läden gegenseitig kritisch unter die Lupe nehmen und neue Ideen und Tipps austauschen. "Ich bin wirtschaftlich zufrieden, aber man wird nicht reich dabei", sagt Lenthe.

Sophie von Lenthe

Noch eine Empfehlung: Mariana Lekys Buch wurde von den Buchhändlern für die WUB gewählt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die unabhängigen Buchhändler empfehlen heuer von Mariana Leky "Was man von hier aus sehen kann", erschienen bei Dumont: Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird - ein nach Meinung von Kritikern kluges, amüsantes, ja sogar beglückendes Buch. Sophie von Lenthes Tipp für November ist die Satire "Die Hauptstadt" von Robert Menasse, "ein großartiger Roman", erschienen bei Suhrkamp. Der Autor, Lenthe zufolge ein "meisterhafter Erzähler", taucht in Brüssel ein in den wimmelnden Kosmos der Hauptstadt Europas, wo Fenia Xenopoulou, Beamtin der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission, eine Feier zum 50. Jubiläum der Kommission ausrichten soll.

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