Schäftlarn:Klostersanierung kostet 17 Millionen Euro

Die denkmalgeschützten Gebäude der Benediktiner in Schäftlarn, in denen auch das Gymnasium untergebracht ist, werden von 2016 an renoviert. Woher das Geld kommen soll, ist noch unklar

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Im Lehrerzimmer des Gymnasiums der Benediktiner ist ein Stück Decke heruntergebrochen. Vor zwei oder drei Jahren in den Sommerferien war das. Damals war unsicher, ob im Herbst der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Klosterverwalter Stefan Rührgartner brach seinerzeit seinen Urlaub ab und eilte nach Schäftlarn, um im Kloster nach dem Rechten zu sehen. Die Schule konnte im September ganz normal wieder beginnen; doch der Unfall zeigte noch einmal deutlich, dass das Kloster dringend renoviert werden muss. Nun waren Denkmalschützer, Vertreter des Landratsamts München und Architekten im Kloster. Ihre Untersuchungen haben ergeben: Die Generalsanierung wird etwa 17 Millionen Euro kosten. Genaueres werde man wissen, wenn der Statiker seine Berechnungen abgeschlossen habe, sagt Rührgartner.

Geplant sind drei Bauabschnitte. Im Jahr 2016 wird die Sanierung im Nordflügel des mehr als 300 Jahre alten Gebäudes beginnen; finanziert wird sie wohl durch Zuschüsse. Der Benediktiner-Orden selbst, dem das Kloster gehört, muss einen Eigenanteil von zehn bis 20 Prozent der Kosten aufbringen. Hier hofft Rührgartner auf Spenden.

Im ersten Schritt wurde das Kloster mit Lasern genau vermessen. 90 000 Euro hat das gekostet. Rührgartner hat die Ergebnisse vorliegen: Ein regelrechter Atlas ist entstanden, die auf den Lasermessungen basierenden Zeichnungen aller Gebäudeteile zeigen genau, welche der hölzernen Stützpfeiler inzwischen leicht schräg stehen, welche sich gedreht haben, wo die Decke durchhängt. In dem Klostergebäude leben neun Mönche. Vor allem aber ist dort das Gymnasium mit seinen etwa 470 Schülern und 100 Mitarbeitern untergebracht.

Das Kloster wurde in den Jahren 1702 bis 1707 erbaut, Baumeister war der aus Graubünden stammende Giovanni Antonio Viscardi, der unter anderem auch das Kloster Fürstenfeld und die Dreifaltigkeitskirche in München errichtet hat. Das Schäftlarner Kloster umfasst 12 000 Quadratmeter nutzbaren Raum. "Ich habe einen Heidenrespekt vor dem Gebäude und den Erbauern", sagt Rührgartner. "Die bauliche Leistung ist unvorstellbar." Doch nun ist das Gebäude eben in die Jahre gekommen. Der Putz verliert an vielen Stellen seine Bindung mit den Deckenbalken. Auch ist er sehr ungleichmäßig aufgetragen worden: An manchen Stellen ist die Schicht vier Zentimeter dick und entsprechend schwer, an anderen nur ein oder zwei Zentimeter. Im Lehrerzimmer wie auch in einigen Klassenzimmern mussten die Decken gesichert werden: Lange Schrauben reichen bis in die Dachbalken, an ihnen sind Latten befestigt, die Stuck und Putz am Herunterfallen hindern. Auch die Fußböden sind marode. Wie Rührgartner sagt, wurde irgendwann auf die alten Holzböden einfach Estrich aufgetragen. Das Holz darunter modert, die Böden haben Risse. Wie es unter der Oberfläche aussieht, weiß derzeit niemand. Das wird sich herausstellen, wenn, wie geplant, an mehreren Stellen der Fußboden geöffnet wird.

Vor allem aber genügt das Klostergebäude mit seinen schönen, langen Gängen nicht mehr den modernen Brandschutzanforderungen. Alle 30 Meter müsste eigentlich eine Mauer eingebaut werden, sagt Rührgartner. Das aber lässt der Denkmalschutz nicht zu. Nun soll raumhohes, freitragendes Brandglas eingezogen werden. Ein weiteres Problem sind nicht vorhandene zweite Rettungswege. Nachträglich angebrachte Außentreppen aus Metall verbieten sich, auch im Gebäude erlaubt der Denkmalschutz keine zu großen Eingriffe. Der Kompromiss laut Rührgartner: Brandmelder, die überall installiert werden.

Auch mit den alten Fenstern muss etwas geschehen. Die im Erdgeschoss sind teilweise noch einfach verglast und haben alte Beschläge sowie Riegel aus Eisen - ein Traum für die Denkmalschützer, doch energetisch betrachtet eher eine Katastrophe: "Mit denen heizen Sie das ganze Isartal!", seufzt Rührgartner. Irgendeine Lösung müsse gefunden werden, womöglich könnten neue Fenster vor die alten gesetzt werden. Die Denkmalschützer seien sich aber noch uneins.

Woher die 17 Millionen Euro für die Generalsanierung kommen werden, steht nicht fest. Die Benediktiner bekommen als Orden päpstlichen Rechts nichts von der deutschen Kirchensteuer. Ohne Eigenmittel aber werde es auch keine Zuschüsse geben, sagt Rührgartner. Er hofft auf Mittel von Stiftungen wie der Bauer'schen Barockstiftung, die schon bei der Renovierung der Klosterkirche geholfen hat.

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