Schäftlarn:Gestutztes Grün

Ein Reigen an Rednern der Öko-Partei kommt in Schäftlarn zu Wort - politische Angriffe bleiben angesichts des Zugunglücks fast vollständig aus.

Von Benjamin Engel, Schäftlarn

Nach dem schweren Zugunglück in Bad Aibling blieben zum Politischen Aschermittwoch der Grünen in Schäftlarn persönliche Attacken gegen den politischen Gegner weitgehend aus. Lediglich Markus Büchler, Grünen-Bezirksvorsitzender in Oberbayern, griff den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) wegen der Kritik an der Grenzöffnung für Flüchtlinge direkt an. Er bezeichnete die Äußerung, in Deutschland gebe es eine "Herrschaft des Unrechts", als deplatziert. Büchler forderte, dass Seehofer sich gegen Pegida und AfD wenden müsse, nicht aber gegen die Bundeskanzlerin. Schwerpunktmäßig dominierten zum Aschermittwoch der Grünen allerdings lokale Themen. Knapp 40 Gäste aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und München waren in das Klosterbräustüberl bei Kloster Schäftlarn gekommen.

Schäftlarn: Der Schäftlarner Ortsvorsitzende Anton Höck wirbt im Klosterbräustüberl für die Windräder in Berg: "Wir kommen an alternativen Energien nicht vorbei."

Der Schäftlarner Ortsvorsitzende Anton Höck wirbt im Klosterbräustüberl für die Windräder in Berg: "Wir kommen an alternativen Energien nicht vorbei."

(Foto: Hartmut Pöstges)

Anton Höck, Vorsitzender der Schäftlarner Grünen, trat der Kritik vieler Neufahrner an den vier Windrädern der Nachbargemeinde Berg in den Wadlhauser Gräben entgegen. "Wir kommen an alternativen Energien nicht vorbei", sagte er. Die Anlagen rauchten und strahlten nicht und seien im Gegensatz zur Garmischer Autobahn nicht zu hören.

Gleichzeitig bemängelte Höck, dass in Schäftlarn Räume für politische Veranstaltungen und Vereine fehlen. Aus seiner Sicht sollte die Gemeinde darüber nachdenken, ein gemeinsames Gebäude für die Hohenschäftlarner und Ebenhauser Feuerwehrleute zu errichten und darin Räume für Vereine zu integrieren. Die bisherigen Häuser seien Provisorien. Zu bedenken sei aber, inwieweit die Identität und das Engagement der Einsatzkräfte nach einer Zusammenlegung zurückgingen.

Der Grünen-Fraktionssprecher im Gemeinderat, Christian Lankes, knüpfte daran an. Er forderte, die Überlegungen zum Feuerwehrhaus in ein Gesamtkonzept der Ortsgestaltung einzubinden. Er schlug den Bogen zur geplanten Ortsumfahrung. Von ihr versprach er sich großes Entwicklungspotenzial. Komme die Umfahrung, sei die Kreuzung der Bundesstraße B 11 mit der Starnberger Straße so umzubauen, dass alle Verkehrsteilnehmer von Fußgängern bis Autofahrern gleichberechtigt seien. Lankes forderte eine andere Art des Bauens und Wohnens. Darüber müsse die Gemeinde wegen der Flüchtlinge nachdenken, sagte er.

Dem schloss sich Christoph Nadler, Fraktionsvorsitzender im Münchner Kreistag, an. Der Landkreis sei Zuzugsgebiet. Er forderte, Wohnungen für Einkommensschwache und Flüchtlinge zu bauen. Aus seiner Sicht müssen sich die Gemeinden mit dem Zustrom von Flüchtlingen noch jahrelang auseinandersetzen. Dazu brauche es kommunale Integrationskonzepte.

Für den Tölzer Landkreis rechnete der Dritte Landrat Klaus Koch damit, dass sich die Zahl der Flüchtlinge von derzeit 1600 Menschen verdreifachen wird. Deshalb müsse der Landkreis aus dem Nothandeln herauskommen. "Wir müssen die Türen weit aufreißen, damit gute Integration gelingt", erklärte er. Zugleich kritisierte Koch, dass der Landkreis trotz guter Finanzlage kaum Schulden tilgt. "Das ist sehr bedenklich." Zudem mahnte der Dritte Landrat klimafreundlicheres Bauen an. So habe sich der Landkreis verpflichtet, bis 2035 energieautark werden zu wollen. Doch es gehe nur sehr zäh voran. Für Koch kommt keine Bauweise im Landkreis diesem Ziel derzeit nahe. "Es gibt erbärmlich wenig Siedlungen mit zentraler Wärmeversorgung." Positiv hob er das neue Energieverbundsystem in Bad Heilbrunn hervor.

Für langfristige Investitionen in den Wohnungsbau warb Susanna Tausendfreund, Bürgermeisterin für die Grünen in Pullach. Sie bedauerte, dass ihr Plan für kommunalen Wohnungsbau im Gemeinderat gescheitert ist. Baue die Gemeinde selbst, erklärte sie, bekäme diese dafür 30 Prozent Wohnbauförderung. Zudem hätte die Kommune alleine entscheiden können, wer dort wohnen soll. "Das hätte wunderbar gepasst."

Schäftlarn: Zum Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch gibt es traditionell Fisch - auch bei den Grünen in Schäftlarn.

Zum Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch gibt es traditionell Fisch - auch bei den Grünen in Schäftlarn.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Weiterhin warb Tausendfreund für europaweite Abkommen zum Umgang mit Flüchtlingen. Ihrer Ansicht nach wird der Andrang nicht nachlassen. Mit Klimaflüchtlingen würden neue hinzukommen. Die Festsetzungen des Dublin-Abkommens seien überholt. Sie forderte, nicht hirnlos auf diesen alten Regeln zu beharren.

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