Schäftlarn:"Es ist unmöglich, was Sie da sagen"

Gemeinderäte empören sich über eine Zuhörerin, die gegen Asylbewerber wettert

Von Benjamin Engel

Willkommenskultur sieht anders aus: Der Gemeinderat wollte am Mittwoch gerade die Pläne für die Asylbewerberunterkunft in der Münchner Straße 3 genehmigen, da kam es zum Eklat. Sie wohne direkt gegenüber in der Rosenstraße, rief Sonja Bork von den Zuschauerbänken. Und: Wie könne man die Pläne verhindern? Doch damit nicht genug. Wie lange dauere es denn, bis die ersten Asylbewerber einzögen? Dann könne sie vorher noch rechtzeitig verkaufen.

Die Räte verwahrten sich gegen diese Form des Auftretens. Sie könne in einer Ratssitzung nicht einfach dazwischenrufen, so reagierten einige. "Es ist unmöglich, was Sie da sagen", empörte sich Christian Lankes, Grünen-Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat für die Stichwahl am kommenden Sonntag. Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) bemühte sich zu deeskalieren. Es gehe darum, den Asylbewerbern zu helfen, sie zu integrieren und die Befürchtungen der Nachbarn abzubauen. Manches könne er in einem gewissen Grade nachvollziehen. Aber in dieser Schärfe teile er die Bedenken nicht, sagte Ruhdorfer.

Der Gemeinderat entschied einstimmig, dass das ehemalige Koppermann-Gebäude in Hohenschäftlarn künftig als Wohngebäude für Asylbewerber genutzt werden kann. Das Haus gehört der Benediktinerabtei und steht seit einigen Jahren leer. Das Kloster wird das Gebäude an den Landkreis vermieten. Um die 25 Asylbewerber unterbringen zu können sind geringfügige Umbauten notwendig. Das Gebäude ist durch die S-Bahn-Gleise von der nächsten Straße getrennt.

Er habe sich nicht vorstellen können, dass Anwohner gegenüber der Bahn betroffen seien, sagte Ruhdorfer. Wer sich betroffen fühle, solle sich bei der Gemeinde melden. Damit reagierte er auf einen Antrag von Günter Schütze (fraktionslos), das Gespräch mit den Anliegern zu suchen. Gleichzeitig verwies der Bürgermeister auf ein Informationsgespräch "Asylbewerber in Schäftlarn" am 1. April.

Die Gemeinde sei allerdings für die Genehmigung gar nicht zuständig, sondern das Landratsamt München, sagte Ruhdorfer. Die Benediktinerabtei und die Landkreisbehörde hätten einen Vertrag geschlossen. Ohne Nutzungsänderung wäre die Gemeinde gar nicht gefragt worden. Aus baurechtlicher Sicht könne Schäftlarn das Einvernehmen nicht verweigern. Wann die ersten Asylbewerber einzögen, vermochte Ruhdorfer nicht zu beantworten. Nach Angaben von Bauamtsleiter Stefan Jocher hat das Landratsamt das Gebäude für drei bis fünf Jahre angemietet.

Zum Informationsabend am Dienstag, 1. April, werden Landrätin Johanna Rumschöttel (SPD) und Abteilungsleiter aus dem Münchner Landratsamt von 18.30 Uhr an im TSV-Heim am Wangener Weg sein. Örtliche Kirchenvertreter wollen ihre Pläne zur Gründung eines Helferkreises vorstellen. Zudem sind Menschen eingeladen, die sich in den Helferkreisen der Gemeinden Gräfelfing und Grünwald engagieren. Sie berichten von ihren Erfahrungen.

Außerdem werden voraussichtlich fünf weitere Flüchtlinge in einem Haus in Ebenhausen unterkommen. Der Mietvertrag ist laut Bürgermeister Ruhdorfer bereits geschlossen. Wann die ersten einziehen würden, wisse er allerdings noch nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: