Schäftlarn:Erstaunliches im Kassenbuch

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Der Rechnungsprüfungsausschuss legt einen detaillierten Bericht vor

Von Wolfgang Schäl, Schäftlarn

Die Prüfung Jahresrechnung ist eine Aufgabe, die in den Gemeinden meist kurz und routinemäßig abgehandelt wird. Nicht so in Schäftlarn. Sieben Vormittage lang hat der zuständige Ausschuss unter dem Vorsitz von Gemeinderat Gerd Zattler (Grüne) darauf verwendet, um die Kassenbücher des Jahres 2014 genauestens zu durchforsten und die Ausgabenposten darauf hin abzuklopfen, ob an der einen oder anderen Stelle Geld eingespart werden könnte. 23 Prüfgebiete haben die Mitglieder des Gremiums, dem außer Zattler noch Maria Reitinger (Unabhängige Wählergruppe Gemeindewohl), Georg Lang (CSU) und Josef Woratsch (Gemeindeunion) angehören, stichprobenmäßig untersucht, und sind dabei auf allerlei Details gestoßen, die Zattlers detailliertem Vortrag zufolge doch sehr erstaunlich sind.

"Mit den Ohren geschlackert" habe man vor allem bei den Stromausgaben. Hier seien in den Jahren 2007 bis 2013 Kostensprünge von bis zu 100 Prozent zu registrieren. Eine solche Steigerung fand Zattler "happig", wobei der Anstieg speziell bei der Schule noch weit markanter gewesen sei: Hier habe sich der Aufwand vervierfacht. Angesichts von Kosten in Höhe von zuletzt 35 000 Euro gab der Vorsitzende den Ratskollegen die Empfehlung, Dauermessungen nicht nur in den Klassenräumen, sondern auch in der Turnhalle, in der Hausmeisterwohnung und im Dachgeschoss anzustellen. Klar sei schon, dass die Ursache für die hohen Kosten bei der Heizung und der Lüftung des Schulgebäudes zu suchen sei. Die Bauverwaltung der Gemeinde habe aber bereits zugesagt, die Anlage in Eigenregie zu optimieren.

Eine weitere Empfehlung des Prüfungsgremiums: Bei der Beleuchtung von Gebäude konsequent auf LED-Technik umzusteigen, und Strom, der in der Gemeinde erzeugt wird, nicht ins Netz einzuspeisen sondern angesichts der aktuellen Marktlage auf dem Stromsektor selber zu verbrauchen. Beim Posten Feuerwehr werden nach Zattlers Worten die obligatorischen und die freiwilligen Leistungen wie der First Responder "in einen Topf geworfen". Hier fände es Zattler sinnvoll, auseinanderzuhalten, "was Pflicht ist und was unter die Rubrik 'nice to have' fällt". Empfehlenswert wäre aus Sicht des Prüfungsgremiums schließlich, die kommunale Verkehrsüberwachung auf den ruhenden Verkehr auszuweiten. Auffällig fand Zattler, dass es im Schäftlarner Rathaus innerhalb von 60 Jahren nur acht Dienstanweisungen gegeben habe. Da stelle sich die Frage, ob dies ausreiche. Eine richtige Entscheidung war aus Sicht des Ausschusses die Einführung von Leihgebühren in der Bücherei. Nur sechs Prozent der Leser seien deshalb abgesprungen, und bei denen habe es sich nur um "Karteileichen" gehandelt.

Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) fand die Anregungen alles in allem "sehr hilfreich", einiges davon habe man schon in Angriff genommen. Der Gemeinderat nahm den Bericht ebenfalls wohlwollend zur Kenntnis, abgestimmt wurde darüber nicht.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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