Schäftlarn:Ein wichtiges Zeugnis seiner Zeit

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Die Eigentümerin möchte im "Hakenhof beim Marx" in Zell ein Café einrichten. Die neue Nutzung könnte das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 18. Jahrhundert vor dem Verfall retten

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Das alte Haus steht seit langem leer, es ist baufällig. In den Fensterhöhlen fehlen die Scheiben. Die Rückseite, dort, wo früher Stall und Scheune anschlossen, muss mit großen Balken abgestützt werden. Doch der frühere "Hakenhof beim Marx" im Schäftlarner Ortsteil Zell ist nach Ansicht der Denkmalschützer ein wichtiges Zeugnis seiner Zeit und muss deshalb unbedingt erhalten werden. Das frühere Wohnhaus wurde vor 1780 errichtet. Im 19. Jahrhundert wurde das Dach erneuert und eine Laube angebaut, die aber nicht mehr vorhanden ist.

Nun ist eine neue Nutzung des Hauses geplant, das auf einem Grundstück direkt neben der Zeller Kirche steht. Seit 1980 wohnt niemand mehr darin. Die Besitzerin Anna Angermüller will es nun instand setzen und ein kleines Café einrichten, das ihre Tochter betreiben möchte. Der Gastraum mit 55 Quadratmetern soll im Erdgeschoss eingerichtet werden, Arbeitsräume im ersten Stock und teilweise im Keller eines Neubaus. "Wir wollten das Haus eigentlich gerne abreißen, aber das ist nicht gegangen", sagt die 68-Jährige. "Jetzt machen wir halt das Beste draus."

"Wenn eine Sanierung gelingt, dann hat man sehr viel gewonnen", sagt Walter Schuster, Leiter der Abteilung Unterer Denkmalschutz im Landratsamt München. "Nur wenn man eine sinnvolle Nutzung findet, kann man ein Baudenkmal auf Dauer erhalten." Der Hakenhof zeige, wie vor fast 250 Jahren solche bäuerlichen Gebäude errichtet worden seien. Bei aller Freude über die Bemühungen, den Hakenhof zu erhalten, werde die Behörde aber dennoch die Unterlagen genau prüfen, sobald sie eingereicht worden sind.

Eine erste Hürde hat das Vorhaben schon genommen: Der Schäftlarner Gemeinderat hat am Mittwoch den Bauantrag Angermüllers einstimmig für gut befunden. Den Gemeinderäten war deutlich anzumerken, dass sie sich über die Pläne freuen. Christian Fürst (CSU) nannte ein Café einen "Riesengewinn für Zell und Ebenhausen". Dort gebe es ohnehin kaum Lokale. Und Josef Woratsch (Gemeindeunion), sagte, er finde es als "Fast-Nachbar" gut, dass das angegangen werde. Sein Fraktionskollege Michael Waldherr hat Anna Angermüller nach ihren Angaben bei der Planung unterstützt und einen Architekten beauftragt.

Der Hakenhof in Zell wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Seit 1980 steht er leer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Pläne sehen vor, dass im Anschluss an das alte Haus ein neues Gebäude errichtet wird. Anders als früher Stall und Scheune soll der Neubau in gerader Flucht und nicht rechtwinklig zum alten Haus stehen, vor allem, damit der Neubau genügend Licht erhält. Dort sollen vier Wohneinheiten eingebaut werden. 20 Stellplätze müssen nachgewiesen werden, dazu soll eine Tiefgarage gebaut werden für zwölf Autos, die übrigen acht werden teils an der Zeller Straße, teils hinter dem neuen Haus eingerichtet.

Über die Süd-West-Fassade des Gebäudes soll sich ein durchgehender Balkon erstrecken. Als Sonnenschutz sind Schiebeläden vorgesehen. Bauamtsleiter Stefan Jocher wies darauf hin, dass diese für die Gegend untypisch seien, Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) nannte sie "ungewöhnlich im denkmalgeschützten Bereich". Christian Lankes (Grüne), der als Schreiner einige Erfahrung mit Baudenkmälern hat, sagte, der neue Baukörper solle sich vom alten absetzen, denn eine Angleichung würde doch nicht funktionieren. "Ich habe deshalb kein Problem mit den Schiebeläden."

Fürst bezeichnete sie als eher auflockernd denn störend, und auch Philipp von Hoyos (Grüne), im Hauptberuf Architekt, befand die Läden für gut. Denn sonst hätte man an der Fassade zu viel Glas. "So ist das schön eingeordnet und sieht eher wie eine Scheune aus, die da früher ja auch stand", sagte er. Einzig Susanne Dichtl (CSU) äußerte Missfallen: "Ganz unmöglich", seien die Schiebeläden. "Das passt nicht dazu. Ich täte das viel schöner finden, wenn es anders wäre."

Bedenken anderer Art äußerte Ulrike Prölß (CSU). Sie sei von mehreren vor allem älteren Leuten angesprochen worden, die in der Nähe des Grundstücks lebten, dort gerne spazieren gingen und nun Angst vor einer Zunahme des Verkehrs hätten, berichtete sie im Gemeinderat. In der Nähe liegt das Alten- und Pflegeheim der Inneren Mission. Ruhdorfer entgegnete, er glaube eher an eine Verbesserung der Situation, weil parkende Autos nicht mehr der Zeller Straße stehen würden. Insgesamt sahen es alle Gemeinderäte positiv, dass das alte Haus wiederhergestellt werden soll und stimmten für die Planung.

© SZ vom 19.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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