Rückkehr des heiligen Jakobus:Ein Bekenntnis zum Kulturerbe

Am Turm der Lenggrieser Pfarrkirche soll die Figur in Zukunft wieder zu sehen sein. Wer die Kosten für die Rekonstruktion der Sonnenuhr trägt, ist im Gemeinderat umstritten

Von Petra Schneider, Lenggries

Jahrhundertelang wachte der heilige Jakobus am Turm der Pfarrkirche über die Lenggrieser Bürger: dargestellt als Pilger, in der rechten Hand einen Stab, dessen wandernder Schatten die Zeit auf einer Sonnenuhr anzeigte. Das Besondere an der gemalten Figur war, dass ihr rechter Unterarm plastisch aus dem Bild ragte. Im Jahr 1980 ist er vom Kirchturm verschwunden, ebenso wie die beiden Heiligendarstellungen auf der Nord- und Südfassade. Nun soll der Kirchenpatron wieder zurückkehren.

Auf einer Zeichnung aus dem Jahr 1822, die anlässlich des hundertjährigen Kirchenjubiläums angefertigt worden war, ist die Sonnenuhr an der Westfassade des Turmes deutlich zu erkennen. Bei Renovierungsarbeiten, bei denen die Kirche statt einer rosafarbenen wieder eine gelbe Fassade erhielt, wurden alle drei Darstellungen überstrichen; an der Uhr wurde stattdessen eine Sonne aufgemalt. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte den Jakobus als "unhistorisch" und nicht zum Baustil der Kirche passend eingestuft. Zudem seien die Darstellungen in einem schlechten Zustand gewesen, hieß es.

Lenggries

Momentan ist der heilige Jakobus am Turm der Lenggrieser Pfarrkirche nicht zu sehen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Künstlerischer Wert hin oder her - für die Lenggrieser ist die Jakobus-Kirche ein identitätsstiftendes Bauwerk. Einige Bürger seien auf ihn zugekommen, weil sie ihren Kirchenpatron wieder am Turm sehen wollten, erklärte Kulturreferent Stephan Bammer (FWG) kürzlich im Gemeinderat. "Diese einzigartige Darstellung wiederherzustellen, würde ein Stück altes Lenggries zurückbringen und unsere Wertschätzung für unser örtliches Kulturerbe dokumentieren." Bammer würde den Jakobus am liebsten so rekonstruieren, wie er auf Aufnahmen aus den 1920er-Jahren zu sehen ist: mit Pilgerhut und Sandalen, einem Flaschenkürbis als Trinkgefäß, Bibel und Jakobsmuschel. Der Gemeinderat unterstützt diesen Wunsch, will aber keine pauschale Zusage über eine Kostenbeteiligung machen. Zuständig ist ohnehin nicht die Gemeinde, sondern die Kirche.

Die Kirchenverwaltung werde sich noch im Juli mit dem Thema befassen und sich bei einem positive Beschluss an das Ordinariat wenden, sagte Bammer. Eine Unterstützung des Gemeinderats könne dem Ansinnen aber Nachdruck verleihen. Die Hoffnung, dass der Jakobus im Rahmen der derzeit laufenden Renovierung des Kirchturms wiederhergestellt werden könnte, "kann man sich abschminken", sagte Bammer. Dafür sei man viel zu spät dran. Für die Finanzierung sind Spenden nötig, die in einer "Jakobi-Kasse" gesammelt werden sollen. "Wir sind uns vom Grundsatz her einig", sagte Bürgermeister Werner Weindl (CSU). Die Verwaltung der Jakobi-Kasse könne die Gemeinde allerdings nicht übernehmen. Kämmerer Michael Wenig riet von einer pauschalen Zusage zu einer finanzielle Beteiligung ab. "Die Höhe der Kosten ist nicht bekannt, und Haushaltsmittel sind nicht eingestellt." Zudem übernehme die Gemeinde bereits einen nicht unerheblichen Betrag der laufenden Kirchturmsanierung, ergänzte Weindl. "Das soll nicht heißen, dass wir uns überhaupt nicht an den Kosten beteiligen", betonte der Bürgermeister.

Rückkehr des heiligen Jakobus: So sah die Sonnenuhr einst an der Sankt-Jakob-Kirche in Lenggries aus. Plastisch streckte sich der Arm des Heiligen in den Raum.

So sah die Sonnenuhr einst an der Sankt-Jakob-Kirche in Lenggries aus. Plastisch streckte sich der Arm des Heiligen in den Raum.

(Foto: Stephan Bammer/oh)

Im Gemeinderat wurde Kritik am Landesamt für Denkmalpflege laut: Bei der ehemaligen Kaserne, "wo nichts Erhaltenswertes ist", mache das Denkmalamt strikte Vorgaben, sagte Peter Gascha (FWG). "Und bei der Kirche lässt man einfach drüberpinseln." Eine Wiederherstellung der Jakobus-Sonnenuhr sollte nach Ansicht einiger Gemeinderäte "auf Kosten der Kirche und nicht auf Kosten der Bürger" gehen, wie Gascha sagte.

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