An der Osterleite:Hebauf für günstigen Wohnraum

An der Tölzer Osterleite entstehen derzeit 18 Wohnungen. Zwar sind die Kosten für den Bau gestiegen, die Stadt will die Quartiere dennoch von Sommer 2018 an zu einem erschwinglichen Preis vermieten.

Von Klaus Schieder

Ohne Stirnlampe wäre Sepp Danner auf dem Gerüst von unten kaum zu sehen gewesen. Die Dunkelheit war schon hereingebrochen, als der Zimmerer am Donnerstag mit seinen Richtspruch vortrug, Architekten, Handwerker und die künftigen Bewohner an der Osterleite hochleben ließ und nach jedem "Hoch" ein Trinkglas vom zweiten Stock herunterwarf. Drei Häuser mit 18 Wohnungen zu erschwinglichen Mietpreisen errichtet die Stadt Bad Tölz auf dem 3650 Quadratmeter großen Areal neben dem Rehazentrum Isarwinkel und "Papas Kesselhaus". Sie sollen Mitte 2018 bezugsfertig sein.

Die Baustelle hatte anfangs Probleme aufgeworfen. Der Aushub der Baugrube förderte unliebsame Überraschungen zu Tage, was Danner in seinen Reimen kritisierte. "Feld und Wasser tat scho geh'", dichtete er. Beides sei an dieser Stelle "aber ned grad schee". Umso mehr, als es zuvor doch Bodenuntersuchungen gegeben hatte. Der Zimmerer aus der Jachenau nahm diese Proben auf die Schippe: "Wahrscheinlich is' das Löchergraben a Kunst", meinte er. Die Schwierigkeiten trugen dazu bei, dass sich die Kosten von ursprünglich etwa 3,3 auf nunmehr knapp 3,8 Millionen Euro verteuerten. Die Stadt bekommt zwar Fördermittel in Höhe von 1,57 Millionen Euro, muss aber rund 450 000 Euro mehr in den Haushalt einstellen.

An der Osterleite: Zimmerer Sepp Danner ließ am Donnerstag Architekten, Handwerker und die künftigen Bewohner an der Osterleite hochleben.

Zimmerer Sepp Danner ließ am Donnerstag Architekten, Handwerker und die künftigen Bewohner an der Osterleite hochleben.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit dem Projekt werde günstiger Wohnraum geschaffen, der in Bad Tölz dringend notwendig sei, betonte Bürgermeister Josef Janker (CSU). "Und das in stattlicher Anzahl." In den drei Häusern entstehen jeweils sechs Ein-, Zwei- und Drei-Zimmer-Quartiere, die über Laubengänge verbunden sind. Zwölf der 18 Domizile sind barrierefrei. Die Baukörper entstehen aus Leichtziegeln und Stahlbeton. Auf eine Tiefgarage wurde verzichtet, die Parkplätze sind oberirdisch auf dem Innenhof zum Hang hin geplant. "Die meisten Räume für den Aufenthalt sind zum Garten hin orientiert", betonte Janker. Anders als zunächst geplant soll der gesamte Gebäudekomplex unterkellert werden, also nicht bloß zwei der drei Gebäude.

Der Bürgermeister wünscht sich einen Mietpreis von 7,50 Euro pro Quadratmeter. "Das ist mein Ziel", sagte er. Allerdings stehe das noch nicht fest. Die teuerste Miete in städtischen Wohnungen beläuft sich derzeit auf 7,72 Euro, auf dem freien Markt beträgt der Durchschnittspreis in Bad Tölz gut drei Euro mehr - etwa 10,80 Euro pro Quadratmeter. Mit dem Neubau will die Stadt vor allem auch Senioren ansprechen, die noch in Vier- oder Fünf-Zimmer-Wohnungen der Stadt leben, nachdem ihre Kinder ausgezogen sind und vielleicht auch der Ehepartner bereits gestorben ist. Sie könnten in einen barrierefreien Neubau ziehen, während die großen Wohnungen wieder für Familien frei würden, hofft Janker. Deshalb baue man an der Osterleite auch nur kleine bis mittelgroße Appartements.

Baustelle Osterleite - Krankenhausstraße

18 Ein-, Zwei- und Drei-Zimmer-Quartiere auf dem 3650 Quadratmeter großen Areal sollen die Wohnungsnot in der Kurstadt zumindest abmildern.

(Foto: Manfred Neubauer)

Einige Interessenten haben sich dem Bürgermeister zufolge schon im Rathaus gemeldet. "Vergeben ist aber noch nichts", stellte er klar. Das geschehe erst, wenn die neuen Wohnhäuser an der Osterleite bezugsreif seien, was im Sommer nächsten Jahres so weit sein soll. Janker hofft auf "eine weiter unfallfreie Zeit, damit die Wohnungen zügig fertiggestellt werden können". Eine Stunde hat die Stadt am Donnerstag ja gewonnen. Normalerweise hätte das Richtfest um 16 Uhr und damit noch im Tageslicht beginnen können. Aber so, sagte Stadtbaumeister Hannes Strunz leicht ironisch, habe man auf der Baustelle länger arbeiten können.

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