Rettungsdienst:Im Notfall eilen jetzt diese ehrenamtlichen Retter zu den Patienten

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Die ehrenamtlichen Mitglieder der Unterstützungsgruppe in Bad Tölz ergänzen den regulären Rettungsdienst. (Foto: oh)

Die sechs Krankenwagen im Landkreis sind gelegentlich komplett ausgelastet. Künftig wird in dem Fall eine Gruppe freiwilliger Notfallhelfer alarmiert.

Von Melanie Kraus, Bad Tölz

Eben saß der Mann noch mit seinen Nachbarn zusammen. Jetzt liegt er bäuchlings und flach atmend auf dem Boden - bewusstlos. Als der Nachbar den Notruf wählt, wird klar: Alle Rettungswagen in der Nähe sind im Einsatz. Bis ein Fahrzeug aus der Region den Patienten erreicht, könnte viel Zeit vergehen - auch mit Blaulicht. Dieses Szenario soll zukünftig gar nicht erst entstehen.

Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) in Bad Tölz hat eine neue ehrenamtliche Gruppe ins Leben gerufen: die Unterstützungsgruppe Rettungsdienst - kurz "UGRett". Sie soll den regulären Rettungsdienst im Bedarfsfall um weitere Sanitäter und ein zusätzliches Fahrzeug ergänzen. Ähnlich wie die freiwilligen Feuerwehrleute sind die 20 Frauen und Männer mit Piepsern oder SMS-Alarmierung auf dem Smartphone ausgestattet. Im Notfall eilen sie vom Arbeitsplatz oder aus der Freizeit in die Wache an der Schützenstraße und zum Einsatzort. Tatsächlich arbeiten viele der Freiwilligen sogar beim Roten Kreuz und helfen außerhalb des Dienstes mit.

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Erst vor Kurzem konnte sich die Gruppe in ihrem ersten Einsatz in Bad Tölz beweisen, wie Jörg Kastner berichtet. Er ist als BRK-Kreisbereitschaftsleiter für die ehrenamtlichen Sanitätseinheiten zuständig. Es wurde ein Brandeinsatz gemeldet, bei dem sich auch Personen in Gefahr befanden. "Eines der mehreren Fahrzeuge, die angefordert wurden, war das der Unterstützungsgruppe", sagt er. Damit sei gewährleistet worden, dass der verbleibende Rettungswagen im Landkreis für andere Notfälle frei war.

Die Sanitätsbereitschaft Bad Tölz habe laut Kastner mit dieser Gruppe ein zusätzliches Transportmittel geschaffen - besonders für den südlichen Landkreis. Man sehe, "gerade wenn's Richtung Jachenau oder Lenggries" geht, die Notwendigkeit einer solchen Unterstützung, denn "die Fahrt von Tölz ins Tal raus" überschreite durch die weiten Wege zuweilen die Hilfsfrist von zwölf Minuten, erklärt der Kreisbereitschaftsleiter.

Zwar gibt es im Landkreis fünf Rettungswachen - in Wolfratshausen, Geretsried, Bad Tölz, Kochel und Lenggries - mit sechs Rettungswagen und zwei Notarztautos. Aber diese können schnell ausgelastet sein, auch ohne schlimme Unfälle mit vielen Verletzten und anderen Katastrophen. "Es ist ein wesentlicher Teil der Notfallrettung, dass sich die Auslastung der Fahrzeuge im Landkreis nicht steuern lässt", sagt Kastner.

Wird die ehrenamtliche Unterstützungsgruppe zusätzlich benötigt, geht ein Alarmruf der Leitstelle an alle Mitglieder der Gruppe. Wer einen freien Tag hat oder vom Arbeitsplatz abkömmlich ist, meldet sich, um anschließend das Fahrzeug im Zweierteam zu besetzen. Die Ausstattung des Rettungswagens der Freiwilligen entspricht dem der regulären Notfallrettung. Daher entspricht auch seine Besatzung den Anforderungen des Rettungsdienstes. Das heißt, dass ein Notfallsanitäter mit dreijähriger Berufsausbildung oder ein Rettungsassistent nach zwei Jahren Ausbildung auf der Beifahrerseite die Verantwortung für die Patientenversorgung trägt, solange kein Notarzt erforderlich oder anwesend ist. Der Fahrer kann je nach Personallage ein ausgebildeter Retter sein oder ein Rettungssanitäter, ein Rettungsdiensthelfer oder einfacher Sanitäter.

Zur Tölzer Unterstützungsgruppe zählen neun Notfallsanitäter und Rettungsassistenten, die anderen sind Sanitäter und Helfer. "Damit ist die Gruppe wirklich gut aufgestellt", resümiert Kastner zufrieden. Ins Leben gerufen wurde die Gruppe durch eine Initiative der ehrenamtlichen Sanitätsbereitschaft Bad Tölz, die auch 13 Mitglieder aus dem hauptamtlichen Rettungsdienst gewinnen konnte. Sie stehen der Unterstützungsgruppe in ihrer Freizeit neben den regulären Diensten zur Verfügung. Die Zusammenarbeit zwischen den Ehrenamtlichen und den Hauptamtlichen funktioniere gut, da "man sich kennt und gegenseitig ernst nimmt". Denn nicht nur die Hauptamtlichen helfen ehrenamtlich bei der Unterstützungsgruppe mit, auch die ehrenamtlichen Mitglieder besetzen gelegentlich reguläre Schichten der Hauptamtler. Dann bekommen sie sogar eine Aufwandsentschädigung.

Finanziert werden das Einsatzfahrzeug und alle daraus entstehenden Kosten allerdings nicht aus den Mitteln, die dem Rettungsdienst zur Verfügung stehen, sondern durch Spenden.

"In Wolfratshausen gibt es diese Gruppe bereits seit über zehn Jahren", sagt Kastner, "die Gruppe in Tölz ist analog dazu geschaffen worden." Was die Zeit zwischen der Alarmierung der Helfer bis hin zu deren Ausrücken betreffe, habe man in Bad Tölz noch wenig Erfahrung, sagt Kastner. Die Praxis aus Wolfratshausen zeige aber, dass die Ehrenamtlichen binnen fünf Minuten mit ihrem Fahrzeug einsatzbereit seien, so der Kreisbereitschaftsleiter. In der Loisachstadt rücke die ehrenamtliche Gruppe um die 20 Mal im Jahr aus. Die eher kleine Zahl zeige, dass der reguläre Rettungsdienst den Landkreis im Normalfall gut abdecken könne.

© SZ vom 08.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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