Reichersbeuern:Glückliche Kühe - guter Milchpreis

Gabriele und Josef Melf sind Sternenfair-Bauern. Sie produzieren nach festen ökologischen Richtlinien.

Von Helena Golz

Sternenfair Bauer

Sternenfair-Bauern Gabriele und Josef Melf.

(Foto: Manfred Neubauer)

Kühe haben von Natur aus keine Mimik. Die 42 Tiere von Familie Melf aus Reichersbeuern bei Bad Tölz stehen also nicht grinsend auf der Weide. Trotzdem ist sich Landwirt Josef Melf sicher, dass seine Kühe glücklich sind. Seine Frau Gabriele sagt: "Als wir die Tiere vor kurzem auf unsere Weide vor der Benediktenwand gebracht haben, haben wir uns gedacht, schöner können sie es gar nicht haben." Abgesehen vom Alpenpanorama bekommen die Tiere bei den Landwirten Melf auch sonst einiges geboten: gentechnikfreies Futter, Einstreu von der eigenen Wiese, Weidezeit von 7 bis 17 Uhr und viel Fürsorge.

Der 43-jährige Josef und die 36-jährige Gabriele Melf sind Sternenfair-Bauern. Sie produzieren ihre Milch nach dem Konzept der Milchvermarktungsgesellschaft Süddeutschland, kurz MVS. Diese entstand im Jahr 2000 aus der Not. Die Milch einiger Landwirte wurde von damaligen Molkereien aus Kostengründen nicht mehr abgeholt. Es wurde daraufhin die Milchvermarktungsgesellschaft gegründet, um die Milch weiterhin an die Käufer zu bringen. Etwa 120 Milchbauern aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen zählen heute zu den Lieferanten der MVS. 30 Prozent ihrer Milch wird unter der Marke Sternenfair verkauft.

Sternenfair-Milch - gekennzeichnet durch ein Logo mit fünf Sternen- soll die Marke "Faire Milch" auf Dauer ablösen. Die Sterne stehen für Umweltschutz, glückliche Kühe, Bienenfreundlichkeit, fairen Milchpreis und Nachhaltigkeit. Wer als Sternenfair-Landwirt Milch produziert, muss seine Tiere gentechnikfrei füttern, muss einen mindestens 60-prozentigen Grünlandanteil an der Futterfläche einhalten und darf Kraftfutter nur begrenzt einsetzen. Die Landwirte sind außerdem verpflichtet, das Ökosystem um die Kühe herum zu schützen. Dies betrifft insbesondere die Bienen. So dürfen die Grünlandflächen beispielsweise nur außerhalb der Bienenflugzeiten gemäht werden.

Die Einhaltung der Kriterien wird durch die MVS in regelmäßigen Kontrollen von Lieferscheinen, Futtermittel und Boden überprüft. Im Gegenzug erhalten die Landwirte einen Milchpreis von 40 Cent pro Liter, was um rund zehn Cent über dem durchschnittlichen Preis in Bayern liegt. "Wir bieten den Bauern eine echte Alternative in der Milchvermarktung", sagt Elisabeth Niedermaier von der MVS. "Die Reichersbeurer Bauern, unter ihnen die Eheleute Melf, waren mit die ersten, die den Schritt in diese alternative Vermarktungsform gewagt haben." Für ihr Engagement und ihre guten Bilanzen bei Tierarztkosten und Stickstoffausstoß wurden sie im August von der MVS ausgezeichnet.

Die Eheleute Melf selbst halten ihre Arbeitsweise nicht für herausstechend, sondern eher für selbstverständlich. "Es ist doch klar, dass wir unsere Felder nicht ausbeuten wollen und den Betrieb ohne Schäden an die nächste Generation weitergeben wollen", sagt Josef Melf. "Natürlich sind es Nutztiere und wir müssen von ihnen leben, aber ich glaube, wenn man fürsorglich mit ihnen umgeht, geben sie einem das zurück." Die Melfs hoffen, dass sich das Verbraucherverhalten weiterhin zugunsten fair produzierter Milch entwickelt, so dass sie in Zukunft mehr als 30 Prozent ihrer Milch über die Marke Sternenfair vertreiben können. Nur für die Liter, die mit dem Markennamen verkauft werden, erhalten sie nämlich auch die 40 Cent. Bisher kann man die Sternenfair-Produkte Milch und Butter bei Rewe, Edeka und Tengelmann kaufen.

Direkt hinter dem Haus der Landwirte ist die Weide mit den Kühen. Um Punkt 17 Uhr fängt das Gemuhe an, denn dann werden "die Mädels", wie Josef Melf seine Kühe liebevoll nennt, nach einem langen Tag auf der Weide in den Stall zum Melken geholt.

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