Reichersbeuern:Asyl-Unterkunft auf altem Schießplatz

Gemeinderat Reichersbeuern stimmt einer Interimsnutzung für maximal zwei Jahre im künftigen Gewerbegebiet Am Kranzer zu. Der Landkreis plant dort voraussichtlich die Aufstellung einer Traglufthalle

Von Alexandra Vecchiato, Reichersbeuern

Der Reichersbeurer Gemeinderat hat den Weg frei gemacht für eine Asylbewerber-Unterkunft auf dem ehemaligen alten Schießplatz. Auf dem Areal soll in ein paar Jahren das neue Gewerbegebiet Am Kranzer entstehen. Der Landkreis plant dort, die erste Traglufthalle für bis zu 300 Flüchtlinge zu errichten. Und zwar am liebsten noch vor dem Winter, wie Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) in der vergangenen Woche bei einem Pressetermin sagte. Der Beschluss für die Unterkunft wurde gegen die Stimme von Maria Fährmann (CSU) gefasst. Sie ist nicht gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in Reichersbeuern. Sie habe Magenschmerzen wegen des Standorts, der weit ab vom Dorf liege, sagte sie. Einen Alternativstandort konnte sie nicht nennen.

Wie die übrigen 21 Städte und Gemeinden im Kreis muss auch Reichersbeuern seine Quote bei der Aufnahme von Asylsuchenden erfüllen. Sie liegt bei 1,86 Prozent. Die Kommune hatte überlegt, einen Wohncontainer auf dem Eisplatz hinter dem Rathaus für maximal 30 Personen aufzustellen. Doch das wird aus Kostengründen nichts. Hätte man nur 30 Flüchtlinge dort untergebracht, so würde dies 450 Euro pro Person im Monat kosten, führte Bürgermeister Ernst Dieckmann (FWG) in der Sitzung am Freitagabend aus. Der Freistaat zahlt aber nur 350 Euro. Richtig kostendeckend sei erst eine Unterkunft für 100 Asylbewerber, für eine Dauer von fünf oder mehr Jahren. Doch genau dies hält Dieckmann nicht für wünschenswert. Eine derart große Anzahl an Flüchtlingen mitten im kleinen Dorf könne nicht auf einen Schlag integriert werden, ist sich nicht nur er sondern auch die Mehrheit des Gemeinderats sicher.

Als er die Fläche des künftigen Gewerbegebiets Am Kranzer dem Landratsamt als potenziellen Standort gemeldet habe, sei er nicht davon ausgegangen, diese könne ernsthaft in Betracht gezogen werden, sagte Dieckmann. Doch die Kreisbehörde griff zu, nachdem die neuesten Prognosen, wie viele Asylbewerber bis Ende des Jahres aufgenommen werden müssen, bekannt wurden. Geplant ist sehr wahrscheinlich eine Traglufthalle. In den nächsten Wochen werde sich das entscheiden, sagte der Bürgermeister. Zweiter Bürgermeister Andreas Melf (CSU) berichtete, er habe sich eine solche Halle in Taufkirchen angeschaut und habe einen positiven Eindruck gewonnen. Der Vorteil dieser Unterbringung sei, dass damit Reichersbeuern die Quote damit bei Weitem erfülle.

Die Aufstellung eines solchen Bauwerks im Außenbereich ist erst durch einen Kniff möglich geworden: Mit dem Beschluss, ein neues und interkommunales Gewerbegebiet - Reichersbeuern will mit Bad Tölz und Greiling kooperieren - zu schaffen, habe Reichersbeuern seinen Planungswille klar signalisiert. Das Landratsamt als Genehmigungsbehörde kann somit auch einer Interimslösung zustimmen. Dennoch, so Dieckmann gebe es viele Fragen noch zu klären wie Umweltschutz. Auch der Standort sei nicht endgültig festgelegt. Vielleicht werde die Unterkunft auch nur für 150 Asylsuchende gebaut oder als Erstauffangs-Unterbringung genutzt.

Der Reichersbeurer Gemeinderat hat an seine Zustimmung zur Interimsnutzung eine Reihe von Bedingungen geknüpft: Entstehende Sachkosten teilen sich die Mitglieder der Verwaltungsgemeinschaft, da auch Sachsenkam und Greiling von der großen Unterkunft profitierten; ansonsten dürfen keine Kosten für Reichersbeuern anfallen. Sollte die Halle nahe der B 13 errichtet werden, müssen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Die Sorge von Maria Fährmann war, dass Kinder auf die Bundesstraße laufen könnten und überfahren werden. Es wird eine gemeinsame Bürgerinformationsveranstaltung für Reichersbeuern, Sachsenkam und Greiling geben. Es sollen maximal 300 Asylbewerber auf dem Gelände untergebracht werden und das maximal für die Dauer von zwei Jahren. Denn dann möchte die Gemeinde ihr neues Gewerbegebiet weiterplanen. Auch soll der Kreis der Kommune keine weiteren Flüchtlinge zuweisen.

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