Reden wir über:Klettertouren und Naturschutz

Thomas Huber

Foto: Archiv Huberbuam

Wunderfalke-Festival: Thomas Huber berichtet über Expedition

interview Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Die "Huberbuam" aus Berchtesgaden sind für ihre extremen Klettertouren bekannt - ob im kalifornischen Yosemite-Nationalpark oder in der Antarktis. Zum Wolfratshauser Wunderfalke-Festival (Freitag bis Sonntag, 25. bis 27. September) kommt der ältere der beiden, Thomas Huber (Foto: Archiv Huberbuam). In die Loisachhalle kommen bekannte Abenteurer und Fotografen. Der 48-Jährige Huber erzählt von seiner Expedition zum Cerro Torre in Patagonien (Samstag, 26. September, 19.30 Uhr). Der rund 3100 Meter hohe Berg ragt an der argentinisch-chilenischen Grenze als beeindruckende Felsnadel nach oben. Huber und seine Seilschaft bezwangen den Berg im Winter.

SZ: Herr Huber, in Ihren Vorträgen wecken Sie die Sehnsucht nach den Bergen. Die Berge sind derzeit sowieso in. Darf man dafür noch werben?

Thomas Huber: Ich glaube schon. Erst wenn sich die Leute in der Natur bewegen, erfahren sie, wie schützenswert sie ist. Sie kommen dann zurück und werden in ihrem normalen Umfeld achtsamer, in alltäglichen Dingen, etwa der Mülltrennung. Die Natur ist der größte Lehrmeister.

Und die Menschenmassen, die sich an den Klettersteigen in den Alpen stauen?

Die möchte ich nicht verurteilen. Jeder muss selbst wissen, was er tut. Ich gehe solche Wege nicht. Ich möchte das aber nicht bewerten, so nach dem Motto, dass sind die Idioten, die so was machen. Wer es ruhiger will, sucht sich eben was anderes.

Leidet die Natur nicht unter den vielen Menschen?

Es geht immer um die Achtsamkeit. Die Natur verträgt sehr viele Menschen. Es ist ein großer Fehler zu meinen, die Menschen zerstören die Natur. Sie zerstören nur ihre Umwelt und damit ihre Lebensgrundlage. Der Natur ist es wurscht, wie viele Menschen auf ihr herumtrampeln. Ohne uns erholt sie sich ganz schnell von alleine.

Sie sprachen von Achtsamkeit. Was bedeutet das für Sie?

Wir versuchen nichts am Berg zu hinterlassen. Klar bleibt der ein oder andere Haken im Fels. Wir nehmen auch unseren Müll mit. Ich achte da auf jedes Kaugummifitzelchen. Leider macht das nicht jeder so. Da kannst du noch so viel reden und diskutieren. Wer aber öfter in den Bergen ist, bekommt Ehrfurcht vor der Schöpfung.

Ihre Expeditionen wirken faszinierend, aber auch furchteinflößend. Was ist denn Ihr Antrieb, sich am Limit zu bewegen?

Schon der bekannte Extrembergsteiger Hermann Buhl sagte, er gehe in die Berge, weil sie eben da sind. Da s klingt mir zu trivial. Mich treibt meine kindliche Neugier auf die Berge. Es ist meine Grundmotivation. Dadurch erschließen sich neue Wege, das "Unmögliche" möglich zu machen.

Und wenn einer sagt, Bergsteigen sei nutzlos?

Es scheint nutzlos zu sein, wenn man das Bergsteigen als unproduktive Tätigkeit für die Gesellschaft begreift. Aber in allem, was man mit Leidenschaft betreibt, findet man das Glück im Leben. Bei mir ist es das Bergsteigen. In meinen Vorträgen fordere ich die Zuhörer auf, mutig zu sein, den Weg ihrer Sehnsucht zu gehen.

Wunderfalke-Festival, Pascal Violo "Cuba", Martin Engelmann "zu Fuß nach Rom", Willi Weitzel "Willis wilde Wege", Reiner Harscher "Kanada & Alaska", Daniel Snaider "Die große Reise", Fotoworkshops, Freitag bis Sonntag, 25. bis 27. September, Loisachhalle Wolfratshausen, www.wunderfalke.de

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