Rechtsstreit:Erhebliche Verzögerung

Rechtsstreit: Der Grünwalder Rainer Scherbaum will das lange schon leer stehende Isar-Kaufhaus abreißen und neu bauen. Doch nun intervenieren Nachbarn.

Der Grünwalder Rainer Scherbaum will das lange schon leer stehende Isar-Kaufhaus abreißen und neu bauen. Doch nun intervenieren Nachbarn.

(Foto: Felicitas Amler)

Drei Nachbarn des einstigen Isar-Kaufhauses in Wolfratshausen klagen gegen Vorbescheid für Neubau.

Von Stephanie Schwaderer

Anfang nächsten Jahres hätte es losgehen sollen: Das Isar-Kaufhaus am Wolfratshauser Untermarkt, das seit vier Jahren leer steht, hätte abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden sollen. Daraus wird so schnell nun wohl nichts: Nach Auskunft von Rechtsanwalt Harald Mosler haben drei Nachbarn beim Verwaltungsgericht München Anfechtungsklagen gegen den Bauvorbescheid des Landratsamtes vom 10. Januar eingereicht. Der Baubeginn droht sich seinen Worten nach um Jahre zu verzögern.

Laut Mosler wurden die Klagen am 20. Februar sowie am 1. und 21. März dem Kreisbauamt zugestellt. Seiner Einschätzung "machen sie objektiv keinen Sinn". Nur einer der drei Anlieger habe bislang eine schriftliche Begründung im Landratsamt eingereicht. Er beanstande unter anderem die geplante Erschließung der Baustelle. Die jedoch wurde laut Mosler bereits vom Straßenbauamt genehmigt.

Noch weniger Verständnis hat er für die Forderung, dass Abstandsflächen eingehalten werden müssten. "Im Vorbescheid steht dazu genau ein Satz, und der lautet: Abstandsflächen sind einzuhalten." Wie man dagegen klagen könne, sei ihm ein Rätsel. Gleiches gelte für den Hinweis, dass sich der Neubau in den Bestand einfügen müsse. Nichts anderes sei beabsichtigt und genehmigungsfähig, so Mosler.

Worin also könnte der Erfolg der Klagen bestehen? Laut Mosler geht es den Anliegern allein um Verzögerung. Es werde Monate dauern, bis es zu einer Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht komme. "Was das bringen soll? Ich weiß es nicht."

Mosler vertritt Angela Scheller, die noch immer Eigentümerin der Immobilie am Untermarkt ist. Erst wenn der Bauvorbescheid rechtskräftig ist, wird das einstige Isar-Kaufhaus an eine Projektgesellschaft namens "Untermarkt 7-11 GmbH" übergehen, in der Mosler als Geschäftsführer wirkt. Hauptgesellschafter ist die Scherbaum AG aus Grünwald. Investor Rainer Scherbaum hat es sich zum Ziel gesetzt, der von Leerständen gezeichneten Wolfratshauser Marktstraße wieder einen lebendigen Mittelpunkt zu verschaffen. Er plant einen Neubau mit großem Laden und Wohnungen. Im Januar zeichnete er das Bild von einem "Kleinod in Top-Lage in einer Top-Stadt".

Ein solches Projekt erfordere Enthusiasmus, sagt Mosler. Scherbaum werde jetzt nicht aufgeben, "er wird warten". Aber es bremse alle Beteiligten in ihrem Elan. Was ihn besonders ärgert, ist der Umstand, dass die Klagen aus heiterem Himmel kamen. "Mit allen Nachbarn hatte es ausgiebige Gespräche gegeben."

Völlig überrascht zeigt sich Bernhard Reisner, Vorsitzender des Historischen Vereins Wolfratshausen, der ein kritisches Auge auf die Fassadengestaltung in der Marktstraße hat. Reiser hatte erst am vergangenen Donnerstag ein Treffen mit Mosler und Architekt Tom Ferster, um sich über den Stand der Dinge zu informieren. "Die Anfechtungsklagen wurden mit keinem Wort erwähnt."

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