Raser auf der B472:Blitzer-Marathon auf der Bundesstraße

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In Bad Heilbrunn etwa fahren knapp sieben Prozent der Autos zu schnell. Darum kontrollieren Polizei und Verkehrsüberwachung die Gefahrenstellen von Freitag an über mehrere Monate scharf.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Bundesstraße 472, die quer durch den südlichen Landkreis führt, ist gut ausgebaut und verführt so manchen Fahrer dazu, den Schildern mit Tempolimits eher dekorativen Wert beizumessen. Die Geschwindigkeit ist meist auf 70 Stundenkilometer beschränkt, dennoch kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Unfällen mit Rasern. Den Streckenabschnitt zwischen Bad Heilbrunn und Waakirchen werden Polizei und Kommunale Verkehrsüberwachung deshalb von diesem Freitag, 1. April, an über mehrere Monate hinweg scharf überwachen. Dies geschieht im Zuge des Pilotprojekts "Raser ausbremsen mit System", in dem sich das bayerische Innenministerium, das Polizeipräsidium Oberbayern Süd und die Kommunale Verkehrssicherheit Oberland (KVO) zusammengeschlossen haben. Ziel sei es, "die Unfallgefahren durch das zum Teil hohe Geschwindigkeitsniveau" zu senken, erklärt Martin Irrgang, Leiter des Sachbereichs Verkehrsaufgaben im Polizeipräsidium.

SZ-Karte (Foto: N/A)

Die B 472 zwischen Bad Heilbrunn und Waakirchen ist eine von zwei Teststrecken der Blitzer-Aktion. Die zweite ist die B 2 vom Autobahnende der A 95 bei Eschenlohe bis zum südlichen Ortsende von Mittenwald. Die B 472 wurde ausgewählt, weil zu schnelles Fahren dort oftmals die Ursache für Unfälle sei, sagt Michael Braun, Geschäftsführer des Zweckverbands Kommunale Verkehrssicherheit. In dem Pilotprojekt kommt die neue Software A.RES analytic zum Einsatz - ein Computerprogramm, dass die Messergebnisse und die Unfallstatistik der Polizei mit den Daten der KVO zusammenführt. Damit lässt sich nicht nur ermitteln, wann und wo besonders viele Raser unterwegs sind. Es ermöglicht auch Prognosen, wo und zu welcher Zeit das Unfallrisiko am größten ist, und damit künftig eine gezieltere Überwachung.

Seit Herbst vorigen Jahres erfassten die Verkehrsüberwacher an der Teststrecke auf der B 472 kontinuierlich Daten, zum einen durch Echtmessungen, also Blitzen, zum anderen durch sogenannte Topo-Boxen, die 24 Stunden lang das Tempo der Fahrer auf jeweils einer Spur registrierten. Anhand der Ergebnisse markierte die KVO die Strecke zwischen Bad Heilbrunn und Waakirchen mit grünen, gelben und roten Punkten: grün für harmlose, gelb für kritische und rot für gefährliche Stellen. Die Ortsdurchfahrt von Bad Heilbrunn sowie der Abschnitt zwischen Stallauer Weiher und Blombergbahn sind rot markiert.

An den drei Messstellen in Bad Heilbrunn entlang der Bundesstraße seien 2015 insgesamt sieben Prozent der Fahrer zu schnell unterwegs gewesen, sagt KVO-Außendienstmitarbeiter Thorsten Preßler. Die meisten fuhren mit bis zu 60 statt der erlaubten 50 Stundenkilometer. Auffällig sei jedoch, dass 134 Verkehrsteilnehmer deutlich zu schnell waren, sagt Preßler. Das sei eine vergleichsweise hohe Zahl. Sie hatten zwischen 21 und 60 Stundenkilometer zu viel auf dem Tacho. Geschäftsführer Braun hofft, durch die Überwachung "aus den roten Brennpunkten im Idealfall grüne zu kriegen, was ich nicht glaube, zumindest aber gelbe". Nach der Statistik des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd stieg die Zahl der Unfälle voriges Jahr im Kreis von 3241 auf 3428, ein Plus von sechs Prozent. Zu hohes Tempo war mit 6,6 Prozent die dritthäufigste Ursache.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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