Radverkehr:Acht Punkte 

Radverkehr: Ein Kann, kein Muss: Geh- und Radwege.

Ein Kann, kein Muss: Geh- und Radwege.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Penzberg prüft Vorschlagskatalog der Grünen und lockert probeweise eine Vorschrift

An den Gehwegen an der Seeshaupter Straße gibt es sie: die blau-weißen Verkehrszeichen für einen kombinierten Geh- und Radweg. Das Schild schreibt Radfahrern vor, die Gehsteige zu benutzen. Auf der Straße dürfen sie nicht fahren. Nicht nur an dieser Stelle befinden sich die Schilder, sondern übers gesamte Stadtgebiet verteilt wie an der Sindelsdorfer Straße, Am Schloßbichl oder an der Karlstraße. Probeweise will die Stadt Penzberg 2017 diese Radwegbenutzungspflicht aufheben. Der Radfahrer- und der Autofahrerclub, ADFC und ADAC, befürworten dies, weil die Trennung von Fußgängern und Radfahrern wesentlich die Sicherheit verbessere und den Fluss des Fahrradverkehrs. Die Penzberger Polizei dagegen fürchtet, die "Wahlmöglichkeit" werde eher die Verunsicherung steigern.

Im Juli vergangenen Jahres hatte die Grünen-Fraktion im Stadtrat den Antrag gestellt, die Situation für Radfahrer zu verbessern. Ziel sollte es sein, alle Stadtteile zu vernetzen, Lücken im Wegenetz zu schließen und ein zügiges, sicheres Radfahren zu ermöglichen. Nach Abstimmung mit den Fachbehörden legte Ordnungsamtsleiter Peter Holzmann dem Stadtentwicklungsausschuss das Ergebnis vor. Die Gehwege sollen künftig mit Piktogrammen versehen werden. Sie zeigten Fußgänger und Radfahrer und signalisieren damit, dass beide den Weg nutzen können; der Radfahrer muss aber nicht.

Während über die probeweise Abschaffung der kombinierten Geh- und Radwege Einigkeit im Gremium herrschte, waren sich Grünen-Stadtrat Johannes Bauer und die übrigen Räte uneins, was beidseitige Fahrradschutzstreifen an mehreren wichtigen Straßen, darunter auch Staatsstraßen, angeht. Holzmann verwies darauf, dass solche besonders gekennzeichneten Streifen den Radfahrern trügerische Sicherheit böten. Zwar könnten sie von Vorteil sein im fließenden Verkehr, aber von Nachteil im ruhenden. Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteilos) bestätigte dies: Die Radfahrer könnten denken, sie hätten auf dem Streifen Vorfahrt, und würden dann womöglich nicht mehr auf die parkenden Autos achten. "So schnell kannst du gar nicht schauen, wie es einen Radfahrer umhaut, wenn eine Autotür aufgerissen wird", sagte sie. Auch seien einige der vorgeschlagenen Straßen zu schmal, um auf beiden Seiten einen ein Meter breiten Streifen abzutrennen. In der Friedrich-Ebert- sowie in der Ludwig-März-Straße könnten die Streifen realisiert werden, aber nur, wenn die öffentlichen Parkplätze wegfallen. Aus Sicht der Verwaltung hätte es aktuell Vorrang, den Autofahrern, die nach Penzberg zum Einkaufen kommen, Stellplätze vorzuhalten, sagte Holzmann. Die Bahnhofstraße sei definitiv zu schmal und obendrein eine Staatsstraße in Zuständigkeit des Staatlichen Bauamts Weilheim. "Wir können gar nichts machen", sagte Holzmann.

In der Philippstraße wünschen sich die Grünen eine Einbahnregelung. Dies könne erst bewertet werden, wenn die Straße im Zuge der Innenstadtsanierung umgestaltet werde, sagte der Ordnungsamtsleiter. Nächstes Jahr will die Verwaltung den Vorschlag der Grünen prüfen, ob es in der Sigmund- und der Alpenstraße Fahrradstraßen geben soll. Auch fordert die Fraktion eine Verbindungsachse durch den Ortsteil Steigenberg. Die Penzberger Polizei soll eingebunden werden.

In die Haushaltsplanungen aufgenommen werden sollen der Bau neuer Radwege etwa durch das Müllerholz, entlang der Nonnenwaldstraße oder auf der alten Bahntrasse durch das Westend. Eine weitere Forderung der Grünen nach Tempo 40 auf allen Hauptstraßen und Tempo 30 in Wohnstraßen ließen Verwaltung und Ausschuss offen. Denn diese Tempo-Einschränkungen für Fahrzeuge sind Teil des Lärmaktionsplans, der derzeit erarbeitet wird.

Zum Abschluss ihres Acht-Punkte-Katalogs schlagen die Grünen eine überdachte und gesicherte Abstellanlage für Fahrräder am Bahnhof vor. Dort soll zudem eine E-Bike-Ladestation eingerichtet werden. Letztere wird provisorisch errichtet. Mit der Abstellanlage möchte die Verwaltung warten, bis geklärt wird, was aus dem Bahnhofsareal wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: