Projekttage zur Prävention:Im Überschlagssimulator gegen Leichtsinn

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Kopfüber im Auto: Mit Simulatoren können Schüler bei den Projekttagen Erfahrungen machen, die sie hoffentlich nie im richtigen Leben machen müssen. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Tölzer Gabriel- von-Seidel-Gymnasium veranstaltet zusammen mit der Berufsschule und der Kreisverkehrswacht Projekttage zur Prävention, damit Schüler Gefahren im Straßenverkehr kennenlernen und sich damit auseinandersetzen

Von Niklas Gramann, Bad Tölz

Sicherheit beim Autofahren ist wichtig: Deshalb veranstaltet das Gabriel- von-Seidel-Gymnasium in Bad Tölz am 16. und 17. Juni die Projekttage "Junge Fahrer". Das sind zwei Tage, an denen die Schüler des Gymnasiums und der nahe gelegenen Berufsschule gemeinsam mögliche Gefahren im Straßenverkehr kennenlernen und sich präventiv damit auseinandersetzen sollen. Ilka Fottner, Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, hatte das Projekt vor drei Jahren ins Leben gerufen: "Das Ziel der Veranstaltung ist es, die Jugendlichen durch praktische Erfahrungen zu sensibilisieren", sagt sie. Zusammen mit Bernhard Gigl, dem Dienststellenleiter der Polizei in Bad Tölz, und Landrat Josef Niedermaier eröffnete Fottner die Projekttage: "Ich hoffe, Ihr könnt alle viel von diesen Projekttagen mitnehmen und das Gelernte weitererzählen", sagte Niedermaier.

"Die Zahl der tödlichen Unfälle liegt in unserem Dienstbereich dieses Jahr noch bei Null", sagte Gigl und fügte an: "Damit die Null ein bisschen fester steht, gibt es diese Veranstaltungen." Im Pausenhof gibt es deshalb fünf Stationen für die Schüler der neunten Klassen: An einer Stelle des Areals kann man beispielsweise in einem Simulator testen, wie sich ein Überschlag im Auto anfühlt, und wie sich etwa der Sicherheitsgurt verhält. An einer anderen Stelle haben die Schüler die Möglichkeit, einen Aufprall mit einer Geschwindigkeit von zehn Stundenkilometern hautnah zu erleben. Weil sie dabei angeschnallt sind, ist das Erlebnis gefahrlos, der Ruck aber trotz geringer Geschwindigkeit ist stärker als erwartet. "Ich hätte es mir wirklich harmloser vorgestellt", sagt Barbara Gilgenreiner, die gerade aus dem Aufprallsimulator steigt. "Da haut es einen schon ganz schön nach vorne." Sie kenne zwar die Gefahrenbremsung aus der Fahrschule, aber da wüsste man vorher, was passiert. Hier sei das nicht der Fall gewesen, fügt die 17-Jährige hinzu. Am Kettcar-Parcours steht Anna Lena Siegl aus Reichersbeuern: "Ich bin gerade mit der 1,2 Promille-Brille durch den Parcours gefahren. Ich hätte nie erwartet, dass es wirklich so schlimm ist", sagt die 15-jährige Gymnasiastin.

Neben dem Parcours mit Alkohol- und den sogenannten Drogenbrillen, welche bestimmte Stufen der Betrunkenheit oder den Zustand nach Drogenkonsum simulieren, gibt es zudem verschiedene Reaktionstests. Darüber hinaus können sich die Jugendlichen an einem Infostand über Sicherheit im Straßenverkehr informieren. Harald Vorleuter, Direktor des Gymnasiums, erklärt: "Ich bin sehr kritisch, ob Unterrichtsausfall zu rechtfertigen ist, aber in diesem Fall ist er es auf jeden Fall". Denn ihm seien diese Projekttage wichtig. Hier könnten die Schüler die Erfahrungen machen, die sie hoffentlich nie im richtigen Leben machen müssen.

In zwei Tagen nehmen rund 280 Schüler aus Berufsschule und Gymnasium an der präventiven Aktion teil. Aber das sei nicht alles. Dadurch, dass die Projekttage im Pausenhof stattfänden, würden in der Pause alle Schüler einen kleinen Einblick in die Verkehrssicherheit und die Gefahren im Straßenverkehr bekommen. "Mir ist besonders der Multiplikationseffekt und das erfahrungsorientierte Lernen wichtig", sagt Vorleuter. Deshalb wolle er das Projekt künftig alle zwei Jahre zusammen mit der Berufsschule und der Kreisverkehrswacht veranstalten.

An Fottners Infostand hängt unter anderem eine blaue Tabelle. Dieser ist zu entnehmen, wie bei einem Aufprall mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde aus ungesicherten Gegenständen im Auto Geschosse werden können. Jugendliche seien oft sehr überrascht, welche Kraft kleine Gegenstände entwickeln können. Doch auch Fottner hat danach begonnen, ihre losen Gegenstände im Auto zu sichern. Die Projekttage seien zugleich ein Anstoß für die Schüler, um das Thema später mit den Lehrern im Unterricht weiter zu behandeln. Georg Fischhaber vom Landratsamt Bad Tölz sagte: "Wenn wir durch diese Projekttage auch nur ein Schüler einen Unfall verhindern kann, dann haben wir schon gewonnen!"

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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