Prekäre Lage:Tölzer fordern Geburtshilfe

Geburtshilfe auf Inseln und Halligen

Die Hebammenhilfe soll im Landkreis sichergestellt werden, so der Wunsch. Noch ist vieles unklar. Im Bild eine Hebamme neben einem Säuglingsbett.

(Foto: Arno Burgi/dpa)

Stadträte beschließen einstimmig einen Antrag: Der Landkreis soll den Stand der Verhandlungen über die Geburtshilfe offenlegen.

Von Claudia Koestler

Ein klares und dokumentiertes Zeichen wollten die Tölzer Stadträte am Dienstag setzen, nämlich dass aus ihrer Sicht eine Geburtshilfe in der Stadt zur Versorgung des Landkreises absolut erforderlich ist. Deshalb votierten die Gremiumsmitglieder in ihrer Sitzung unisono für einen entsprechenden Antrag von Franz Mayer-Schwendner (Grüne) und Ingo Mehner (CSU). Demnach fordern die Tölzer Stadträte nun den Landkreis auf, die Ergebnisse der Verhandlungen zum Betrieb der Geburtshilfe in Bad Tölz und Wolfratshausen vorzulegen. Sollte es noch immer keine Ergebnisse geben, wird der Landkreis aufgerufen, den aktuellen Stand der Verhandlungen für beide Standorte offenzulegen.

"Ergebnis muss sein, dass die Alternativen für beide Standorte auch durch die Öffentlichkeit verglichen werden können", hieß es im Beschluss. Darüber hinaus rufen die Stadträte den Landkreis auf, mit der Staatsregierung in Verhandlungen zu treten, um von einem möglichen Sicherstellungszuschlag für die Geburtshilfe Bad Tölz respektive am "Zukunftsprogramm Geburtshilfe" teilzuhaben. Die Hebammenhilfe ist zudem im gesamten Landkreis sicherzustellen. Die Tölzer Stadträte wollen obendrein die Gemeinden des Südlandkreises an Bord holen, dass auch sie ihre Stimme erheben und den Tölzer Stadtratsbeschluss mittragen.

Ingo Mehner erläuterte die Beweggründe für den Antrag so: "Es war viel zu lange ruhig." Die Situation in der Kurstadt sei noch immer unverändert zum März. Jetzt aber sei Zeit zu handeln für den Landkreis, "und vor allem, dass er richtig handelt". Denn wer könne denn noch "ohne rot zu werden behaupten, dass die Geburtshilfe für Tölz genauso wie den gesamten Isarwinkel nicht erforderlich ist", fragte er. Auch wenn Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) sagte, "den Antrag kann man leicht unterstützen, denn er ist eine Luftnummer", und damit auf die Nicht-Entscheidungshoheit des Gremiums zielte: Der Ball liege derzeit beim Landkreis, gab Mehner auch zu. Doch die Frage sei nicht, ob man nun Geld besser in die kreiseigene Klinik oder in ein privatwirtschaftliches Krankenhaus investiere. "Das Geld geht so oder so an Ärzte, also ist die Frage, wo zahle ich die Ärzte und damit, wo kommt ihre Versorgung der Bevölkerung am besten zugute." Was nicht passieren dürfe sei eine Art Salamitaktik: "Wir ziehen Wolfratshausen durch und später heißt es dann, mei, jetzt haben wir nichts mehr für einen zweiten Standort, das war eben die große Politik." Mehner ist zudem überzeugt: "Wenn die Zahlen auf dem Tisch liegen würden, wäre zu sehen, dass Bad Tölz sogar günstiger wäre."

Die Politik habe sich jüngst bewegt, sagte Bürgermeister Josef Janker (CSU). Ihm liegen Informationen vor, dass die Geburtshilfe nach dem Willen der Staatsregierung auch künftig flächendeckend und auf hohem Niveau im Freistaat zur Verfügung stehen soll. Das kürzlich von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) vorgestellte Programm sehe eine großzügige Unterstützung der Landkreise und kreisfreien Städte vor. "Das ist ein eventuell neuer Ansatz, den der Landkreis gehen kann", sagte Janker, weshalb er den Beschlussvorschlag unterstützte. Dass sich einige Gemiumsmitglieder ärgerten, dass der Antrag von Grünen und CSU nicht vorher mit ihnen abgesprochen war, änderte nichts daran, dass ihn letztlich doch alle mittrugen.

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