Poetry-Slam im "Hinterhalt":Daumen hoch für Ickinger Gymnasiasten

Im P-Seminar Rhetorik haben die Schüler Texte über Alltagsprobleme gedichtet. Nun haben sie sie auf die Bühne gebracht. Die Gäste sind begeistert.

Von Martin Brjatschak

"Wie oft transportiert eine deutsche Familienmutter einen betäubten Elefanten von A nach B?": Der 18-jährige Marc Holst macht sich Gedanken über den Nutzen von SUVs und erntet damit viel Gelächter. Nach seinem Auftritt ertönen lauter Applaus und Jubel aus dem Publikum. Die Zuhörer halten Bilder mit blauen Diamanten und gereckten Daumen nach oben. In der gut besuchten Kulturbühne "Hinterhalt" in Gelting veranstalten am Donnerstag Schüler des Rainer-Maria-Rilke Gymnasiums Icking einen Poetry-Slam. Sie tragen Texte vor, die sie im Rahmen des Projekt-Seminars Rhetorik verfasst haben. Nach neun Beiträgen von sieben Schülern kürt das Publikum die drei besten Teilnehmer. Zur Bewertung dienen die Symbol-Täfelchen und die Stärke des Applauses.

Maxi Maier und Nathalie Ziegler, beide 18 Jahre alt, moderieren den Abend. Mit dem Abdunkeln des Raums und dem Verstummen der Gespräche unter den Zuschauern beginnt die Veranstaltung. Zunächst werden die Regeln erklärt: Beim Poetry-Slam müssten die Kandidaten ein Stück vortragen. Dafür stünden maximal sechs Minuten zur Verfügung. Der Fokus werde auf Texte, nicht auf Kostüme gelegt. Wer am Ende gewinnt, entscheide das Publikum mithilfe von Karten: Blaue Diamanten für besonders gute Leistungen, Daumen nach oben oder unten mit ihrer jeweils selbsterklärenden Bedeutung, ein lachender und ein Abneigung symbolisierender Smiley.

Das Publikum entscheidet mit Symboltafeln und der Stärke des Beifalls

Die erste Kandidatin ist die 17-jährige Rhiannon Moutafis, die über Schwierigkeiten beim Entscheiden spricht. Die Themenwahl begründet sie damit, dass sie sich nicht zwischen anderen Themen habe entscheiden können - viele lachen. Es folgen Auftritte von Paula Hofmann (17) über "eigene Träume, nicht die der anderen", von Marie Hell (17) über das zeitraubende Leben der Schüler, Margaretha Hamam (17) über Sprache und Liebe und Jakob Kästle (18) über "die Worte, die irgendwie fehlen". Alle Anwesenden sind gut gelaunt. Die Darbietungen regen zum Lachen, zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken an - stets sind nur positive Bewertungen zu sehen.

Nach einer Pause geht es mit Elisabeth Kraul (17) und ihrer sarkastischen Betrachtung der oftmals übertriebenen "political correctness" weiter. So seien Ampelmädchen nicht wirklich ein "leuchtendes Beispiel der Emanzipation" und das Fehlen von Pissoirs auf Frauentoiletten sei keine Diskriminierung. Darauf folgt ein sehr selbstbewusster Zweitauftritt von Moutafis. Sie spricht über Kurzhaarfrisuren bei Frauen und erhält dafür großen Zuspruch aus dem Publikum. Auch Hell trägt ein zweites Stück vor. Thema ist der, wie sie findet, bei den Deutschen wenig vorhandene Patriotismus.

Marc Holst ist als Letzter dran. Wie er später erzählt, sei ihm das Thema auf Anhieb in den Sinn gekommen, da er nicht verstehe, wieso Leute so große Autos brauchten. Das Publikum überzeugt er unter anderem mit den Parkplatz-Chancen für "die Autos der Größe eines Wohnwagens" in Städten wie München. Die Erfolgsaussichten auf einen Stellplatz seien in etwa dieselben wie die eines Korallentauchers in der Nordsee.

Am Ende verkünden die Moderatoren das Ergebnis: Holst, Moutafis und Hell haben die höchsten Wertungen erreicht. Während der erste Platz eindeutig an Holst gehe, müsse das Publikum nun durch Lautstärke über Platz zwei und drei entscheiden. Schließlich belegt Rhiannon Moutafis den zweiten, Hell den dritten Platz. Zum Schluss wird auch Lehrerin Caroline Reigl auf die Bühne gerufen. Sie zeigt sich überaus zufrieden: "Ich bin sehr stolz, ihr habt das ganz toll gemacht." Sie betont, dass die Schüler die Texte - mit kleinen Korrekturen - selbst geschrieben hätten. Auch "Hinterhalt"-Wirtin Assunta Tammelleo ist ganz und gar zufrieden mit dem Abend, die Auftritte hätten ihr allesamt sehr gut gefallen - ein gelungener Abend für alle Beteiligten also.

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