Pferdesonntag:Glockengeläut und Hufeklappern

Seit 15 Jahren gibt es in Schäftlarn wieder den Georgi-Ritt, und er zieht immer mehr Menschen an. Am Sonntag waren es 82 Teilnehmer und hunderte Zuschauer

Von Konstantin Kaip, Schäftlarn

Die Kirchenglocken läuten oft in Sankt Georg am Sonntagvormittag. In der gelben Kirche in Hohenschäftlarn wird schließlich das Patrozinium zu Ehren des heiligen Drachentöters gefeiert. Zum Klang der Glocken aber gehört noch ein anderer Klang, der das Fest begleitet und Menschen aus der ganzen Region in die Isartalgemeinde zieht: Das Klappern der Hufe zahlreicher Pferde, die beim Georgi-Ritt gesegnet werden. Während Pfarrer Peter Johannes Vogelsang in der Kirche noch die Messe hält, säumen immer mehr Menschen die Straßen um den Kirchberg mit seinem Friedhof, während weiter unten an der Starnberger Straße immer mehr Reiter ihre Pferde zur Aufstellung bringen, um dreimal den Kirchberg zu umrunden und sich dreimal einen Segen abzuholen.

Pferdesonntag: Pfarrer Peter Johannes Vogelsang segnet Ponys und Pferde sowie ihre Reiter - oder Führer.

Pfarrer Peter Johannes Vogelsang segnet Ponys und Pferde sowie ihre Reiter - oder Führer.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ponys, Haflinger, gescheckte Pferde, junge Mädchen mit Reiterhelm und ältere Herren in Tracht: Groß ist die Vielfalt bei Ross und Reiter, und Organisatorin Cornelia Doll vom Pfarrgemeinderat versucht, die Teilnehmer zu choreografieren: Erst die Kaltblüter, dann Haflinger und Warmblüter, schließlich die Ponys. Ganz vorne ist die Familie Seidl aus Ascholding mit ihren drei süddeutschen Kaltblütern dabei. Auf denen sitzen Opa Josef senior, die Enkel Benedikt (19) und Simon (sechs Jahre alt). Vater Josef junior führ das Pferd des Jüngsten am Halfter. Simon, der sicherheitshalber einen Helm trägt, reitet zum ersten Mal selbst in Schäftlarn. Die Seidls und ihre Pferde waren am Ostermontag schon beim Georgiritt zu Hause in Ascholding, wo aber wegen des kalten Regens nicht viel los war, wie Josef junior erzählt. Kommenden Sonntag sind sie in Penzberg beim Georgi-Ritt an der Hubkapelle. "Dann ist erst einmal Pause", sagt Josef Seidl - "bis zum Pfingstritt in Dettenhausen". Die Segnung der Pferde, die auch drei Generationen abbilden, und die Stallplakette, die sie sich beim Schäftlarner Georgiritt abholen, gehören für die Familie einfach dazu. "Das ist gelebtes Brauchtum", sagt Josef Seidl, der selbstverständlich auch an den Leonhardifahrten in Bad Tölz und Benediktbeuern teilnimmt.

Pferdesonntag: Die Blaskapelle Hohenschäftlarn begleitete den Georgi-Ritt musikalisch.

Die Blaskapelle Hohenschäftlarn begleitete den Georgi-Ritt musikalisch.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Sankt Georg gehört zu den ältesten Filialkirchen der ehemaligen Klosterpfarrei Schäftlarn. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 778 zurück, der heutige Bau stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die Tradition des Georgi-Ritts wurde jedoch erst vor etwa 15 Jahren wieder aufgegriffen, und seitdem gehören die Pferde zum Patrozinium ebenso dazu wie der reitende Pfarrer Anton Fürstenberger. Der ist zwar inzwischen in Aufkirchen in Rente, lässt sich aber die Teilnahme nicht nehmen. Als er mit wehendem Umhang und getönten Brillengläsern auf der Haflingerstute Sophia erscheint, läuten abermals die Glocken. Die etwa 300 Zuschauer recken ihre Hälse, als Pfarrer Vogelsang und seine Ministranten zur hölzernen Empore unterhalb des Friedhofs schreiten und die Blaskapelle Hohenschäftlarn, die sich in einem Garten postiert hat, zu spielen beginnt. Dann hört man die Hufe.

Pferdesonntag: Ruhestandspfarrer Anton Fürstenberger ritt auf Stute Sophia mit.

Ruhestandspfarrer Anton Fürstenberger ritt auf Stute Sophia mit.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Drei Reiter mit Kruzifix führen den Zug an, gefolgt von Pfarrer Fürstenberger und einer Kutsche mit Bürgermeister Matthias Ruhdorfer. Danach folgen die Kaltblüter und dann die Reiter, große und kleine Pferde mit zum Teil kunstvoll geflochtenen Mähnen und Blumenschmuck im Schweif. Die Männer ziehen ihre Hüte, und die Frauen bekreuzigen sich, während Pfarrer Vogelsang sie erst mit Weihwasser, dann mit Weihrauch segnet. Zwei junge Reiterinnen lenken ihre Pferde gekonnt mit Dressurschritten am Außenaltar vorbei.

In der zweiten Runde führt Doll drei Kinder auf Ponys vorbei, beim dritten Ritt schließlich steigt Fürstenberger ab, um selbst den letzten Segen vorzunehmen. Dann spielt die Blasmusik die Bayernhymne, und die Zuschauer achten beim Heimweg auf den Pferdemist. Pfarrgemeinderat Michael Bäumler verteilt die Plaketten an die Reiter mit einem Lächeln. 82 Teilnehmer hat er gezählt.

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