Penzberg:Trauer um einen engagierten Pädagogen

Der Autofahrer, der am Dienstag bei einem Unfall bei Eurasburg ums Leben kam, war Hans Oberender. Er unterrichtete am Penzberger Gymnasium Biologie und Chemie

Von Thekla Krausseneck, Penzberg

Das Penzberger Gymnasium trauert: Der 35-jährige Familienvater, der am Dienstag bei einem Autounfall bei Eurasburg ums Leben gekommen ist, war der Biologie- und Chemielehrer Hans Oberender. Auf einem Altar in der Aula wurden am Mittwochmorgen zahlreiche Kerzen entzündet, Schulaufgaben und Extemporalen wurden abgesagt, Lehrer versuchten den Jugendlichen ihre Fragen zu dem Unfall zu beantworten. Die Schulleitung verbreitete die Nachricht bereits am Dienstagabend nach Rücksprache mit der Witwe über das schulinterne Internetportal. Die Neuigkeit breitete sich in Windeseile aus: Schon am Mittwochmorgen kamen viele Schüler in schwarz, Eltern brachten Kerzen vorbei, berichtet Direktorin Margit Mintzel.

Oberender war noch am Unfallort verstorben, nachdem er in einer Rechtskurve aus bisher ungeklärter Ursache von der nassen Fahrbahn abgekommen und gegen ein Brückengeländer geprallt war. Sein Wagen überschlug sich mehrmals; Oberender erlitt dabei tödliche Verletzungen, er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Direktorin Mintzel beschreibt den Lehrer als "außergewöhnlichen Menschen", der gut zwei Drittel aller Schüler bekannt gewesen sei. Im Unterricht sei er kompetent und mit Begeisterung dabei gewesen, eine Begeisterung, die sich auf die Schüler übertragen habe. Was ihn vor allem ausgezeichnet habe, sei seine "unglaublich große Freundlichkeit". Durch sein gelassenes, jungenhaftes, aber nicht zu nachgiebiges Auftreten habe Oberender eine große Wirkung auf die Schüler gehabt. "Er war jemand, der in sich ruhte."

Vor einigen Jahren war Oberender als Referendar an das Penzberger Gymnasium gekommen. Dass er danach dort blieb, war zwar eigentlich nicht vorgesehen, sagt Mintzel, "aber wir haben uns sehr dafür eingesetzt, dass er bleiben kann". Als Lehrer habe er dann "die Erwartungen übertroffen", insbesondere durch sein enormes Engagement in Bereichen jenseits des regulären Unterrichts. So habe er im Rahmen des Comenius-Projekts Schülerfahrten ins Ausland geleitet und eine Plakatausstellung des W-Seminars organisiert. Schüler hatten am Mittwoch Fotos dabei, die Oberender mit einer Klasse vor der Gangway der Baltic Airlines zeigte. Ganz ohne Neid habe jeder seiner Kollegen gesagt: "Dieser Mann gehört mal in eine Führungsposition."

Gymnasium Penzberg Trauer

Viele Lichter haben die Schüler des Gymnasiums Penzberg als Zeichen der Trauer um Lehrer Hans Oberender in der Aula aufgestellt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Mit den Lehrern wurde vor dem Unterricht beschlossen, die erste Stunde der Aufarbeitung zu widmen, "um die Schüler in ihrer Trauer abzuholen", sagt Mintzel. Wie sich zeigte, reichte die eine Stunde jedoch nicht aus, noch als sie in der vierten Stunde in eine Klasse gekommen sei, habe es viel Redebedarf gegeben. Der Nachmittagsunterricht wurde abgesagt, "weil alle erschlagen und erschöpft sind".

Das Weihnachtskonzert, das diese Woche stattfinden sollte, fällt nicht aus, weil Oberender "nicht gewollt hätte, dass das Schulleben in Trauer erstarrt". Zwei oder drei rockige Lieder wurden aus dem Programm genommen, die Schüler entschieden sich für alternative Stücke, die dem Anlass angemessen sind. Sie begannen schon am Mittwoch mit den Proben.

Der Abschlussgottesdienst am Dienstag soll zur Hälfte Hans Oberender gewidmet sein. Bis dahin wird wohl die Beerdigung stattfinden. Es gebe in der Schule ein "unglaubliches Bedürfnis, richtig Abschied zu nehmen", sagt Mintzel. Sie selbst nennt diesen Moment den schlimmsten in ihrem Schulleben. "Es geht unter die Haut, als hätten wir ein Familienmitglied verloren."

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