Bürgerentscheid:Penzberger stimmen gegen Hotel

Der Bürgerentscheid fällt eindeutig aus: 53,51 Prozent der Wähler wollen keinen Vier-Sterne-Bau am Huber See. Die Bürgerinitiative freut sich. Nun geht es darum, was das Ergebnis für die Stadt bedeutet

Von Ingrid Hügenell, Penzberg

Am Huber See wird kein Hotel gebaut. Die Mehrheit der Penzberger, die sich am Bürgerentscheid beteiligt haben, hat dafür votiert, dass der Bebauungsplanbeschluss des Stadtrats aufgehoben wird. 2932 gültige Stimmen waren Ja-Stimmen, das sind 53,51 Prozent. 2547 Penzberger, oder 46,49 Prozent stimmten mit Nein. Die Wahlbeteiligung war recht hoch: 43 Prozent der 12733 Wahlberechtigten hatten abgestimmt, das sind 5491 Penzberger; 5479 Stimmen waren gültig.

Die Bürger setzten mit ihrem Entscheid einen einstimmigen Beschluss des Stadtrats außer Kraft. Dieser hatte im Juni 2014 beschlossen, in einem Waldstück östlich des Huber Sees den Bau eines Vier-Sterne-Hotels zu erlauben. Dagegen bildete sich die Bürgerinitiative "Kein Hotel am Huber See" (BI), die den Entscheid herbeiführte. "Wir sind glücklich, dass wir unser Ziel erreicht haben", sagte BI-Vorsitzende Bärbel Bierling nach der Bekanntgabe des Ergebnisses im Penzberger Rathaus. Es freue sie, "dass der Wald erhalten bleiben werde, dass das wunderschöne Gebiet erhalten wird". Die letzten Wochen vor dem Entscheid seien ganz schön stressig gewesen.

Bürgermeisterin Elke Zehetner hatte sich zu Beginn des Abends vorgenommen, bei der Verkündung des Ergebnisses "staatstragend" zu schauen, und daran hielt sie sich. Sie erkannte die demokratische Entscheidung der Bürger an: "Das ist wie ein Gemeinderatsbeschluss. Für uns alle ist das zu akzeptieren." Fast der gesamte Stadtrat war, wie die Vertreter der BI, ins Rathaus gekommen, um das Ergebnis so bald wie möglich zu erfahren. Zehetner sagte weiter: "Wir haben das Ergebnis nun im Stadtrat aufzuarbeiten." Es gehe darum, was es für die Stadt Penzberg bedeute und wie es mit dem Gelände weitergehe.

Bürgerentscheid: Bärbel Bierling von der Bürgerinitiative "Kein Hotel am Huber See" freut sich fürs Radio über ihren Sieg. Rechts neben ihr Volker Hoensch.

Bärbel Bierling von der Bürgerinitiative "Kein Hotel am Huber See" freut sich fürs Radio über ihren Sieg. Rechts neben ihr Volker Hoensch.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Volker Hoensch von der BI nannte Zehetners kurze Rede eine "respektable Ansprache", die zeige, dass die Bürgermeisterin die Demokratie achte. "Jetzt muss die Zukunft für Penzberg gestaltet werden", sagte Hoensch weiter. "Es würde uns freuen, wenn wir eingebunden würden in den Entwicklungsplan für das Gelände am Huber See."

Die Entscheidung war im Vorfeld auch von den Befürwortern des Projekt als zukunftsweisend bezeichnet worden. Das Hotel sollte zum einen Gästen des Pharma-Konzerns Roche als gehobene Unterkunft dienen, zum anderen aber auch den Tourismus in und um Penzberg ankurbeln. Die Tourismusorte Bad Tölz und Kochel am See hätten den Bau als allgemeine Belebung begrüßt. Sechs Hektar Wald hätten dafür gerodet werden müssen. Insgesamt ist das Waldstück, das nicht unter Naturschutz steht, 150 Hektar groß.

Trotz ökologischer Bedenken hatten auch die Grünen sich für den Hotelbau ausgesprochen. Zweiter Bürgermeister Johannes Bauer sagte nach der Bekanntgabe: "Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht." Die Ablehnung bedeute, dass der Standort und auch der Investor, der dort bauen wollte, weg seien. "Es geht auch ohne. Aber ein Vier-Sterne-Hotel wäre wichtig für Penzberg", sagte er. Nun müsse man sehen, ob sich ein anderer Standort finde. 41 mögliche Standorte wurden von der Regierung von Oberbayern geprüft, übrig blieb der am Huber See.

Die Stadträte müssen sich nun damit abfinden, dass die Wähler ihren Beschluss gekippt haben. Adrian Leinweber (SPD) sagte schon vor der Bekanntgabe des Ergebnisses, eine Ablehnung des Hotels lasse die Arbeit des Stadtrats "sinnlos" erscheinen. Er habe nichts gegen das demokratische Instrument des Bürgerentscheids. Es sei aber schade, dass eine kleine Minderheit auf diese Weise etwas verhindern könne, was für die Entwicklung wichtig wäre. Damit meinte er die Bürgerinitiative, deren Argumente er als nicht stichhaltig bezeichnete. Bürgermeisterin Zehetner versprach für Montag eine "emotionale Aussage".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: