Penzberg:Orchideen sollen Heizcontainer weichen

Eiche

Naturdenkmal in spe: Diese Eiche (Mitte) soll geschützt werden.

(Foto: Vecchiato/oh)

Penzberg ringt um Flächen für den Ausbau der Nahwärmeversorgung - Eiche auf Gut Hub wird Naturdenkmal

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Geschützte Orchideen und eine mehr als 100 Jahre alte Eiche - der Stadtentwicklungsausschuss des Penzberger Stadtrats hatte viel mit Natur in seiner Sitzung zu tun. Zum einen geht es um eine Biotopfläche im Bereich des Wellenbads, auf dem das Kommunalunternehmen Stadtwerke Penzberg Heizcontainer aufstellen möchte, zum anderen um den Baum namens GH 36 auf Gut Hub, der ein Naturdenkmal werden soll.

Der neue Heizcontainer dient dem Ausbau der Nahwärmeversorgung im Stadtgebiet. Um ihn im beschleunigten Verfahren aufstellen zu können, musste der Ausschuss die Änderung des Bebauungsplans "Sportanlagen an der Birkenstraße" zustimmen. Da es sich beim Standort um ein geschütztes Biotop mit einem wertvollen Orchideenbestand, darunter Sumpfstendelwurz, Breitblättriges Knabenkraut oder Sommerwurz, handelt, mussten auch die Untere Naturschutzbehörde sowie der Bund Naturschutz befragt werden.

Beide sind nicht glücklich über den geplanten Eingriff. Während sich die Weilheimer Behörde mit dem Vorhaben anfreunden kann, wenn die betroffenen Orchideen umgepflanzt würden, sehen die Naturschützer gerade darin eine Gefahr. Denn Orchideen sind heikel und lassen sich oftmals nicht einfach verpflanzen.

Die Stadt verpflichtet sich, den Teil der Feuchtwiese, der nicht gebraucht wird, vor dem Baustellen-Betrieb zu schützen. Nach Fertigstellung dient der Heizcontainer quasi als Riegel. Eine Fachfirma soll die betroffenen Orchideen umsiedeln. Johannes Bauer (Grüne) regte an, lieber neun Stellplätze in der Nähe zu opfern und den Heizcontainer dort aufzustellen. Er brachte auch den Bau eines Parkdecks ins Spiel. Dieser soll aber erst geprüft werden, wenn feststeht, ob das Wellenbad abgerissen und neu gebaut wird. Bauamtsleiter Justus Klement erklärte, dass das Biotop als Fläche für ein Parkdeck herhalten müsste. Der Container sei der kleinere Eingriff. Gegen die Stimme von Bauer sprach sich der Ausschuss für die Änderung des Bebauungsplans aus.

Einstimmig war das Votum indes, eine Eiche auf Gut Hub unter Naturschutz stellen zu lassen - "stellvertretend für alle Eichen", sagte Andreas Nemetz von der Verwaltung. Die Stadt will einen entsprechenden Antrag bei der Unteren Naturschutzbehörde stellen. Im Landkreis Weilheim-Schongau gibt es nur etwa 33 Naturdenkmäler, im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es mehr als 200. Diese restriktive Einstellung im Weilheimer Amt mag darin begründet sein, dass die Verkehrssicherheit bei einer Unterschutzstellung an das Landratsamt übergeht. Die Stieleiche ist etwa 27 Meter hoch, hat eine Kronenbreite von circa 25 Metern und einen Stammumfang von 5,90 Metern. Damit sei der Baum "in seiner Eigenart und Schönheit herausragend". Geklärt werden soll noch, ob die Unterschutzstellung eine Einschränkung für die Veranstaltungen bedeutet.

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