Penzberg:Erst neu bauen, dann abreißen

Penzberg: Das Penzberger Wellenbad ist in die Jahre gekommen. Die Stadt plant einen Neubau an gleicher Stelle.

Das Penzberger Wellenbad ist in die Jahre gekommen. Die Stadt plant einen Neubau an gleicher Stelle.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Wolfgang Sacher kritisiert Penzbergs Wellenbad-Pläne - Bürgerbefragung auf Facebook

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Fast zweieinhalb Jahre ohne Hallenbad - so lange werden in Penzberg Schulen auf den Schwimmunterricht verzichten müssen und Vereine nicht mehr ortsnah trainieren können. Denn nach dem geplanten Abriss des Wellenbads an der Seeshaupter Straße 2018 soll das neue Schwimmbad erst im Oktober 2020 wieder eröffnen. Dagegen formiert sich Widerstand. Stadtrat Wolfgang Sacher (Bürger für Penzberg/BfP) greift die Debatte auf und möchte einen anderen Weg beschreiten: Erst bauen, dann abreißen. Er schlägt vor, das neue Hallenbad auf städtischen Flächen neben dem bestehenden Wellenbad zu bauen und dieses erst abzureißen, wenn das neue Bad öffnet. Auch zur Finanzierung hat Sacher eine Idee: eine interkommunale Zusammenarbeit, wie es sie in Geretsried gibt. Beide Anträge soll der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag, 31. Januar, behandeln.

Bereits vor Weihnachten griff der BfP-Stadtrat das Thema Schwimmbad-Neubau auf und initiierte eine Umfrage auf Facebook. Mittlerweile haben mehr als 700 Bürger den Fragebogen ausgefüllt. Sacher stellt unter anderem die Fragen "Braucht Penzberg ein Schwimmbad?", "Neubau oder Sanierung?" oder auch wie viel die Bürger bereit seien, Eintritt zu zahlen für Schwimmbad oder Sauna, ob sie in Penzberg leben und wie hoch das Defizit des neuen Schwimmbads pro Jahr sein dürfte.

Das Defizit von derzeit jährlich einer Million Euro ist der Grund, warum sich das Kommunalunternehmen Stadtwerke Penzberg, dem das Hallenbad obliegt, für einen Neubau und gegen eine Sanierung ausgesprochen hat. Geplant ist ein Bad mit einem 25-Meter-Sportbecken mit fünf Bahnen, ein Ein-Meter- sowie ein Drei-Meter-Sprungbrett, ein acht auf 12,5 Meter großes Lehrschwimmbecken mit Hubboden, ein Familienbereich mit Kinderbecken sowie Sammelumkleiden. Kosten soll das Ganze zwölf Millionen Euro. Das Hallenbad ohne Welle soll am jetzigen Standort gebaut werden. Noch in Prüfung ist, ob sich die Stadt eine Sauna leisten soll.

Für ihn seien die bisherigen Ergebnisse der Umfrage, die bis Sonntag, 22. Januar, läuft, sehr interessant, sagt Sacher. Nicht nur Penzberger hätten sich beteiligt. 22 Prozent seien Auswärtige. "Klar ist, mehr als acht Euro Eintritt will keiner. Es soll ein Familienbad bleiben."

Der BfP-Stadtrat findet es falsch, dass die Entscheidungen zum Wellenbad nicht öffentlich getroffen werden. Bei diesem Thema müsse man die Bürger einbeziehen, weil es viele angehe. Ebenso wenig gefällt es Sacher, dass keine weiteren Standorte für den Hallenbad-Neubau geprüft worden seien. Denn der ursprüngliche Stadtratsbeschluss - ehe der Betrieb des Wellenbads an die Stadtwerke übergeben wurde - lautete, die städtische Einrichtung zu sanieren. Ein Neubau sei damals als zu teuer abgelehnt worden.

Sacher schlägt als Alternativ-Standorte für ein "Bad der Vernunft" Grundstücke im Umgriff des Wellenbades vor. Zum einen nennt er die Dreiecksfläche zwischen Seeshaupter Straße und Birkenstraße neben der Montessori-Schule, zum anderen die Liegewiese des Wellenbads und den Parkplatz nordöstlich der neuen Landkreis-Sporthalle. Des Weiteren verweist der Stadtrat darauf, dass die Stadt Geretsried für ein neues interkommunales Schwimmbad Fördermittel des Freistaates erhalten könnte. Warum sollte nicht Penzberg auch mit den umliegenden Gemeinden Iffeldorf, Sindelsdorf und Antdorf über eine finanzielle Beteiligung sprechen, sich also nicht nur von dort Zuschüsse sichern, sondern obendrein von München. Auch der Landkreis Weilheim-Schongau solle mit ins Boot geholt werden.

Überdies sei er sich nicht sicher, ob eine Sanierung nicht doch der sinnvollere Weg sei, sagt Sacher. Mehrere Penzberger, die sich im Wellenbad auskennen, hätten ihm dies bestätigt. Deshalb könne er sich auch noch nicht festlegen. "Ich bin offen für alles, will aber auch alles offen geprüft und öffentlich dargelegt bekommen." Bislang gebe es keine konkreten Pläne zum neuen Hallenbad, da der Neubau erst europaweit ausgeschrieben werden müsse. So wisse letztlich keiner, wie groß das Bad werden soll. Was Stadtwerke-Chef Josef Vilgertshofer und Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) nach dem Beschluss des Stadtwerke-Verwaltungsrats pro Neubau präsentiert hätten, seien Bilder und Grundrisse anderer Bäder. "Wie das neue Penzberger Bad ausschauen könnte, weiß keiner", sagt Sacher. Er fordert mehr Fakten auf dem Tisch für eine Entscheidung.

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