Penzberg:Ein Traum-Paar

Penzberg: Rebeka Stojkoska und Nikolaus Pfannkuch konnten die hohen Erwartungen des Publikums in der Penzberger Grundschule sogar noch übertreffen.

Rebeka Stojkoska und Nikolaus Pfannkuch konnten die hohen Erwartungen des Publikums in der Penzberger Grundschule sogar noch übertreffen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Lieder mit Nikolaus Pfannkuch und Rebeka Stojkoska

Von Sabine Näher, Geretsried

Wie schön, wenn der Saal bei einem Liederabend derartig gut besucht ist. Aber in Penzberg hat der Name Pfannkuch eben einen besonderen Klang. Und dass der junge Tenor Nikolaus Pfannkuch nicht nur "der Sohn von ..." ist, sondern auch ein hervorragender Sänger, hat sich herumgesprochen. Entsprechend hoch gesteckt sind die Erwartungen. Und sie werden sogar noch übertroffen.

Was Pfannkuch und seine Partnerin am Klavier, Rebeka Stojkoska, präsentieren, ist feinste Liedkunst. Die Pianistin hat das vollkommene Gespür dafür, wann sie sich zurücknehmen und den Sänger in den Vordergrund treten lassen und wann sie wie eine solistische Konzertpianistin agieren muss. Dass Stojkoska darüber hinaus mit wenigen Tönen schon eine perfekte Atmosphäre zaubern kann, ist ein Glücksfall für jeden Liedsänger. Pfannkuch trifft die richtige Erzählhaltung des Liedinterpreten. Er macht nicht zuviel, konzentriert sich ganz auf die Kraft seiner schön timbrierten Stimme und intelligente Gestaltung.

Zwei ideale Interpreten - ein künstlerisches Traumpaar. Und dazu ein klug gebautes Programm, das dem roten Faden Schubert (1797-1828) selten zu hörende Werke aus dem späten 19. und 20. Jahrhundert gegenüberstellt. Mit der "Liebesbotschaft" aus dem "Schwanengesang" wird die Schubertsche Zauberwelt sogleich erschlossen, eine wunderbar dichte Atmosphäre geschaffen. Aus der folgenden "Taubenpost" ist das Motto des Abends entlehnt: "Sie heißt - die Sehnsucht! Kennt ihr sie ...?" Hier wird keine melancholische, sondern eine beschwingte, Vitalität versprühende Sehnsucht gezeichnet.

"Wie Melodien zieht es" aus den "40 Earlier Songs" von Charles Ives (1874-1954) bringt darauf einen spätromantisch-schwelgerischen Ton, aber nicht schwülstig-überladen, sondern duftig-zart. Die "Selige Sehnsucht" aus Wolfgang Rihms (*1952) "Goethe-Liedern" wird dagegen vom Sprachduktus dominiert; auch hier trifft Pfannkuch den richtigen Ton. Schuberts "Nacht und Träume" braucht einen wie schwebenden Zwischenzustand, zwischen Tag und Nacht, zwischen Wachen und Traum, den beide Künstler hervorragend gestalten. Eine "Hoffnungslose Liebe" hat Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) in den "Sechs Romanzen nach Texten japanischer Dichter" anschaulich gezeichnet. Den gleichen Gemütszustand, nur mit der Tonsprache des frühen 19. Jahrhunderts ausgedrückt, schildert "Schäfers Klagelied", eine der wundervollen Goethe-Schubert-Kombinationen. "Ich breche sie (die Blumen auf der übervollen Wiese) - ohne zu wissen, wem ich sie geben soll" erschüttert in seiner zutiefst traurigen Schlichtheit immer wieder, jedenfalls wenn das Klavier zu solchem Ausdruck fähig ist wie hier.

Noch stärker verdichtete Emotion bringt die "Sehnsucht": Hier wird Liebesleid auf unnachahmlich ergreifende Weise von Schubert in Töne gesetzt. Mit sparsamen Mitteln, spannungsvoll-verhalten, leitet das Klavier darauf "Den gelben Astern ein Lied" von Sehyung Kim (*1987) ein. Der Vokalpart erfordert eher Sprechgesang, was Pfannkuch ebenfalls beherrscht. Mit einem der beliebtesten Schubert-Lieder nach Goethe, "Willkommen und Abschied" endet der erste Teil. Schon der erste Klavierakkord zeichnet die höchst erregte nächtliche Atmosphäre: "Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!" Glutvolle Verse, glutvoll vertont - und prächtig interpretiert: "In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut!" Bis hierhin hatte konzentrierte Stille geherrscht, was der Programmgestaltung angemessen war, nun entlud sich der Jubel.

Der zweite Teil nach der Pause war ebenso geschickt gebaut und trefflich gestaltet. Herausgegriffen seien Schuberts "Auf der Bruck", nicht aus Goethes, sondern aus Ernst Schulzes Feder: Ein immer wieder zur Begeisterung hinreißendes Meisterwerk gleichwohl. Und die Performance "An Anna Blume" von Stefan Wolpe (1902-1974) auf einen Text von Kurt Schwitters, bei der Pfannkuch zeigen konnte, dass er nicht nur singen kann. Großer Jubel - und drei Zugaben beenden einen wunderbaren Abend.

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