Die Strahlkraft wächst:Penzberg - die große Kleinstadt

Penzberg - Edeka

Das Areal rund um den Edeka bietet Flächen für einen Discounter und Fachmärkte.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Mittelzentrum Penzberg will das Gelände rund um den Bahnhof entwickeln. Dort sollen vor allem Läden entstehen. Die Konkurrenz für die Städte im Umfeld nimmt zu

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Noch ist Penzberg per Definition mit gut 16 500 Einwohnern, gerechnet ohne Zweitwohnsitze eine "große Kleinstadt". Doch was nützt das "Groß", wenn danach ein "Klein" folgt? Die Landesplanung stuft Penzberg als Mittelzentrum ein, als Ort, der "bevorzugt" im Landkreis Weilheim-Schongau entwickelt werden soll. Für diese Entwicklung hat der Bauausschuss des Stadtrats die Weichen gestellt. Am Bahnhof und beim großen Edeka-Areal sollen Flächen für Handel und Gewerbe entstehen, auch insgesamt etwa 6,5 Hektar. So soll das Mittelzentrum als Einkaufsstadt noch attraktiver werden. Penzberg würde, wenn die Pläne umgesetzt werden, den Städten Wolfratshausen, Geretsried und Bad Tölz noch mehr Konkurrenz machen. Schon bisher kaufen viele Bürger aus dem Tölzer Landkreis in der Stadt im Nachbarlandkreis ein, des Angebots und der guten Verkehrsanbindung wegen.

Wohin sich die Innenstadt entwickeln soll, diese Frage beschäftigt den Penzberger Stadtrat seit Jahren. Die beiden Bebauungspläne "Am Personenbahnhof" und "Edeka-Areal" sind wichtige Teile der Entwicklung. "Wir können die Bergwerksstadt konservieren oder danach streben, die Stadt neuer, schöner und zeitgemäßer zu machen", sagt Stadtbaumeister Justus Klement. Modernität um jeden Preis, darum geht es Klement jedoch nicht. Er erkennt durchaus, dass es "sensible Bereiche" gibt, die mit Bedacht überplant werden müssen.

"Am Personenbahnhof"

Ein solcher Bereich ist der Penzberger Bahnhof mit seinem Umgriff. Der Bebauungsplan umfasst ein etwa eineinhalb Hektar großes Areal, das die Bebauung zwischen Postgasse und Philippstraße ebenso beinhaltet wie das denkmalgeschützte Postamt, das historische Bahnhofsgebäude samt Umgriff, den kostenlosen Parkplatz westlich der Gleise und den Aldi-Supermarkt.

Der Investor Johann Thierer von der MTP Wohn- und Gewerbebau GmbH möchte das Bahnhofsgebäude abreißen und durch einen modernen Neubau ersetzen. Dort könnten Einzelhandelsflächen entstehen wie auch auf der anderen Seite der Gleise in Richtung Aldi. Die Rede ist von einem Vollsortimenter und etwa einer Textil-Kette. Um die Ansiedlung eines großen Textilhändlers bemüht sich die Stadt seit Jahren.

Doch das gesamte Gebiet in einem Schritt zu entwickeln, dazu konnte sich der Bauausschuss des Stadtrats nicht durchringen. Allerdings wurde ein Teilbereich auf den Weg gebracht. Mit der Eröffnung des Planungsverfahrens kann nun Investor Thierer immerhin sein Neubau-Vorhaben an der Ecke Bahnhof-/Philippstraße weiter vorantreiben, wenngleich der Ausschuss dem Bauherrn einen Dämpfer verpasste.

Deutlich wurde in der Sitzung, dass den meisten Stadträten die vorab veröffentlichte Ansicht des geplanten Gebäudes zu massiv sei. Klement schlug daher vor, durchaus vier Geschosse an dieser Stelle zuzulassen. Der Baukörper soll aber an der Philippstraße eine Zäsur erfahren und zum benachbarten Grundstück mit den dort stehenden großen Kastanien abgestuft werden müsse.

Der Investor hatte sich mehr erhofft. Ihm geht es um eine Überplanung des gesamten Areals. Mit der Entscheidung, den restlichen Bereich des Bebauungsplans "Am Personenbahnhof", speziell den Bahnhof samt Umgriff, langsamer zu entwickeln, dürfte Thierers großer Wurf vorerst auf Eis liegen. Schon vor Wochen hatte die Thierer-Gruppe mit Sitz in Günzburg im Rathaus ihr Interesse bekundet, das gesamte Bahnhofsareal zu entwickeln.

Weil der gesamte Bahnhofsbereich aber stadtgeschichtlich sensibel ist, soll es einen Ideenwettbewerb geben. Letztlich beschloss der Bauausschuss, Baurecht für das viergeschossige Gebäude der Thierer-Gruppe zu schaffen und die Rahmenplanung samt Ideenwettbewerb weiter voranzutreiben. Zudem muss ein Verkehrsgutachten erstellt werden.

"Edeka-Areal"

Weit weniger Zündstoff bieten die Pläne für das Areal zwischen Henlestraße, Grube und Zibetholzweg. Der Bebauungsplan "Edeka-Areal" umfasst gut fünf Hektar. Dazu zählen auch der Bereich des Hagebaumarkts und eben das Grundstück, das der Supermarkt-Kette gehört und das nach der Verlagerung des Zentrallagers brach liegt.

Die Stadt möchte dort großflächige Handelsbetriebe ansiedeln. Allerdings sollen diese kein für die Innenstadt relevantes Sortiment anbieten dürfen. Die Rede ist von einem Discounter, Gewerbe und mehreren Fachmärkten. Vor allem wünscht sich die Stadt einen Anbieter für Elektronik, Foto und Video.

"Wir sind in einer ergebnisoffenen Phase", sagt Christian Weinzierl von der Küblböck Unternehmensgruppe, die im Auftrag der Firma Edeka das Areal entwickeln soll. Eines sei sicher: Der bestehende Supermarkt werde nicht verlagert, sagt Weinzierl. Gerüchten, dass es bereits Gespräche mit Supermarkt-Ketten gegeben habe, verneint der Projektentwickler. Man befinde sich in der Konzeptfindung und Vermarktungsphase. "Potenzial ist sicher da." Das sieht auch Klement so. Nur eines dürfe nicht passieren, sagt der Stadtbaumeister: Nämlich dass das Angebot an neuen Ladenflächen zu einem Leerstand in der Innenstadt führt.

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