Penzberg:Der "Tiefe Stollen" ist marode

Penzberg: Höhlen-Feeling in Penzberg: Ein Mensch könnte durch den "Tiefen Stollen" hindurchgehen. Der Regenwasserstollen muss saniert werden.

Höhlen-Feeling in Penzberg: Ein Mensch könnte durch den "Tiefen Stollen" hindurchgehen. Der Regenwasserstollen muss saniert werden.

(Foto: oh)

Früher wurde dort Kohle gefördert, heute dient der unterirdische Kanal der Entwässerung. Die Penzberger Stadtwerke erwägen mehrere Sanierungsvarianten

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Der Penzberger Untergrund hat es in sich. Lüftungsschächte, Stollen und andere Relikte aus der Zeit des Pechkohleabbaus erleichtern das Bauen nicht gerade. Mit einer solchen Hinterlassenschaft haben es die Stadtwerke zu tun. Sie trägt den Namen "Tiefer Stollen", wovon eine Tafel kündet. Dieser Stollen entwässert das Gewerbegebiet Grube in den Säubach - und er ist marode. Die Sanierung wird auf etwa 3,6 Millionen Euro geschätzt und dauert voraussichtlich ein halbes Jahr.

1826 wurde der Tiefe Stollen gebaut und bis 1860 zur Kohleförderung genutzt. Seit 1996 dient er bis heute als Entwässerungskanal. Dafür wurde der Stollen ausgemauert. Er liegt in elf Metern Tiefe und ist 250 Meter lang. Teilbereiche des Kanals sind mit Häusern überbaut.

Als Entwässerungskanal hatte er eine Höhe von etwa 1,50 und eine Breite von 1,20 Metern. An manchen Stellen ist das nicht mehr der Fall. Denn nach 200 Jahren gibt es große statische Schäden: Erdreich dringt ein, die Innenwände gleichen an manchen Stellen einer Tropfsteinhöhle, tiefe Risse ziehen sich durch die Wände; der gesamte Stollen ist deformiert. Gefahr sei nicht im Verzug, so die Experten. Aber es bestehe dringender Handlungsbedarf.

Weil der Tiefe Stollen nicht nur das Regenwasser vom Gewerbegebiet Grube ableitet, sondern in dieser Funktion auch eine wichtige Rolle als Rückstaukanal für das Wohngebiet am Schachthügel hat, muss Ersatz geschaffen werden. Das mit dem Sanierungsplan beauftragte Ingenieurbüro ISAS präsentierte dem Verwaltungsrat der Stadtwerke mögliche Trassenvarianten. Am sinnvollsten erschien es den Fachleuten, Rohre für einen neuen Regenwasserstollen fast parallel zum alten Tiefen Stollen zu verlegen. Das wird "bergmännisch" geschehen, was bedeutet, dass die Rohre in geschlossener Bauweise in das Erdreich hineingepresst werden. Der neue Kanal soll einen Durchmesser von 1,60 Metern haben. Dieser Schnitt reiche aus, um auch "heftigere Regenereignisse" zu bewältigen.

Ausgehend von einer Baugrube in der Nähe des Kriegerdenkmals (nahe Kreisverkehr beim Hotel Berggeist) sollen die Rohre in zwei Abschnitten verlegt werden: einmal von der Grube zum Säubach (etwa 139 Meter), zum Zweiten von der Grube zur Straße Im Thal (circa 134 Meter). Eine weitere Variante wäre ein neuer Regenwasserstollen in westlicher Richtung, der am Schlossbichl ebenfalls in den Säubach münden könnte.

Darüber hinaus hat das Büro drei weitere Varianten untersucht. Schwer ist vorher abschätzbar, auf welche Relikte aus der Bergwerkszeit die Kanalbauer stoßen werden, wie etwa Entlüftungsschächte. Über die Trassenführung entscheidet der Verwaltungsrat in seiner nächsten Sitzung Anfang April dieses Jahres. Baubeginn ist im August 2018 geplant.

Der Tiefe Stollen soll trotz seines desolaten Zustands nicht verfüllt werden. Wie Bauingenieur Sebastian Brunner von ISAS ausführte, könnten zwei kleinere Rohre in ihm verlegt werden, schon allein um sich diese Trasse für später vorzuhalten. Der erstliche Hohlraum müsste verfüllt werden. Die Stadtwerke liebäugeln wegen des "interessanten Gefälles" zum Säubach hin mit einem besonderen Projekt: An der neuen Kanaleinmündung könnte ein Wasserkraftwerk zur Energiegewinnung errichtet werden.

Während des Baus des neuen "Regenwasserkanals Grube" soll der alte Stollen weiterhin in Betrieb bleiben, um die Entwässerung aufrechtzuerhalten. Ansonsten müssten "extrem aufwendige Pumpmaßnahmen" ergriffen werden, sagte Brunner, um das Regenwasser aus diesem großen Gebiet abzuleiten. Auch fehlt noch eine Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts Weilheim, ob die Verlegung der Kanal-Einmündung in den Säubach negative Auswirkungen auf die umliegende Bebauung haben könnte.

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