Penzberg:Baum-Protest

Grüne, Bund Naturschutz und Denkmalverein rufen zur Demonstration gegen Fällungen vor der Stadthalle auf

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Stadt Penzberg will die beiden Bäume vor der Stadthalle fällen lassen. Die Ulme und die Kastanie sollen weg, weil sie den Blick auf die Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes verstellen. Der Ortsverband der Grünen hat gemeinsam mit dem Bund Naturschutz (BN), Ortsverein Penzberg, und dem Denkmalverein zu einer Protestaktion für diesen Samstag, 23. Januar, vor der Stadthalle aufgerufen. Ziel ist es, die beiden Bäume zu erhalten. Beginn der Demo ist um 10.30 Uhr. "Ich hoffe, dass viele Penzberger kommen, um die Fällung zu verhindern", sagt Zweite Bürgermeister Johannes Bauer (Grüne).

Der Bauausschuss des Stadtrats hat die Fällung kürzlich mit sechs zu zwei Stimmen beschlossen. Neben Markus Kleinen (SPD) votierte auch Bauer dagegen. "In den vergangenen Jahrzehnten stellten die Bäume kein Problem dar. Warum also jetzt?", fragt Bauer. In einer gemeinsamen Erklärung nennen Grünen-Ortsvorsitzende Cornelia Graßl-Bauer, Max Kapfer vom Denkmalverein sowie Hannelore Jaresch vom BUND es einen "Skandal, dass die Stadt nach der kürzlichen Abschaffung der Baumschutzverordnung als allererste Maßnahme zwei der markantesten und schönsten Bäume in unserer Stadt ohne jeden zwingenden Grund fällen lässt".

Penzberg: Sie verdecken die Fassade, spenden im Sommer Schatten: Die beiden Bäume vor der Stadthalle sollen gefällt werden. Dagegen regt sich Widerstand.

Sie verdecken die Fassade, spenden im Sommer Schatten: Die beiden Bäume vor der Stadthalle sollen gefällt werden. Dagegen regt sich Widerstand.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Tatsächlich wurde die Bauschutzverordnung vergangenes Jahr vom Stadtrat aufgehoben. Allerdings unter der Prämisse, dass die Stadt besondere Sorgfalt auf die Pflege ihrer eigenen Bäume legt. "Und jetzt ist die erste Aktion die Fällung vor der Stadthalle. Schlimmer geht es nicht", sagt Bauer.

Weiter heißt es in der Erklärung, die beiden "prächtigen Bäume" seien kerngesund und ein untrennbarer Teil des Denkmals Stadthalle. Da die Renovierung der Stadthalle sich hauptsächlich auf das Innere erstrecke und die Fassade sich kaum verändere, gebe es keinen nachvollziehbaren Grund, warum die Bäume plötzlich ein optischer Störfaktor sein sollten.

Auch das zweite Argument, das Stadtbaumeister Justus Klement in der Sitzung des Bauauschusses vorgebracht hatte, nämlich dass die Wurzeln die Grundmauern des Bauwerks und die Kanalrohre angreifen würden, erscheint den Demo-Organisatoren als "überzogen und technisch durchaus lösbar". Zudem spendeten die Bäume dem ansonsten völlig kahlen Platz Schatten. "Sie dürfen keinesfalls gefällt werden! Wir bitten die Bevölkerung eindringlich, sich gegen diesen Baumfrevel zu wehren", appellieren Grüne, BN und Denkmalverein. Bauer hat eine Aufnahme aus den 30er-Jahren erhalten, die zwei Bäume vor der Stadthalle zeigt. Ob es dieselben wie heute seien, wisse er nicht. Bauer schätzt das Alter der Bäume auf etwa 50 bis 60 Jahre.

Penzberg: Johannes Bauer, Zweiter Bürgermeister, ruft zum Protest auf.

Johannes Bauer, Zweiter Bürgermeister, ruft zum Protest auf.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Noch etwas stößt den Protestführern auf. Stadtbaumeister Klement, der die Fällung befürwortet, hatte im Bauausschuss zunächst erklärt, das Umschneiden der Bäume sei eine Auflage der Behörden, unter anderem des Landesamtes für Denkmalschutz. Auf Nachfrage musste er seine Ausführungen korrigieren: Die Fällung sei lediglich eine Empfehlung der Denkmalschützer, räumte er ein.

Bauer hofft, dass die Fällungen ausgesetzt werden, wenn sich viele Penzberger an der Protestaktion beteiligen. Eine einstweilige Verfügung sei nicht zu bekommen, da man ohne Baumschutzverordnung keine Handhabe habe, erklärt er. Angeblich sollen die beiden Bäume schon an diesem Montag umgeschnitten werden.

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