Passfotos im Tölzer Rathaus:Bitte nicht lächeln

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Im Tölzer Rathaus gibt es ein Terminal für biometrische Abbildungen. Auch die Fingerabdrücke werden gescannt.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der erste Versuch ging daneben. Bürgermeister Josef Janker (CSU) hatte sich aufrecht vor das neue Terminal im Rathaus gestellt, mit dem die Tölzer Einwohner künftig selbst biometrische Passfotos von sich machen lassen können. Aber weil er den Mund leicht geöffnet hatte, waren alle drei Bilder nicht biometrisch genug, drei Mal erschien deshalb im rechten unteren Eck ein rotes X. Die zweite Session lief besser, drei Mal leuchtete ein grüner Haken auf. Aber Janker war nicht gerade glücklich. "Um Gottes willen, die schauen ja alle schlimm aus", seufzte er. Viel Trost mochte ihm die neue Pressesprecherin der Stadt ob seiner Konterfeis nicht spenden. Die Fotos schicke man alle gleich weiter ans Landeskriminalamt, frotzelte Birte Otterbach.

Für rund 22 000 Euro hat die Stadt Bad Tölz das Terminal angeschafft, das ein wenig einem Treppenlift ähnelt und vor dem Einwohnermeldeamt im Rathaus-Neubau steht. In die Lehne ist die Kamera eingebaut, auf dem Sitz können die Nutzer auch noch ihre Fingerabdrücke und ihre Unterschrift scannen. Für das Verfahren muss man nicht zu den Virtuosen auf Smartphone oder Tablet zählen, die Anweisungen sind kurz und klar. Abgefragt wird zum Beispiel, welches Dokument benötigt wird, dann das Geburtsdatum, gefolgt von Tipps zum biometrischen Foto: Wegen Reflexionen soll man die Brille abnehmen, Hüte und andere Kopfbedeckungen sind ebenfalls nicht erlaubt, der Gesichtsausdruck soll neutral sein, auch bei Kindern. Alle Daten werden verschlüsselt ins Einwohnermeldeamt übertragen.

Wer einen neuen Pass oder Personalausweis braucht, musste bislang vorher zum Fotografen gehen, respektive einen Fotoautomaten im Bahnhof oder einem Supermarkt aufsuchen. Dabei sei es nicht selten vorgekommen, dass die Bilder zu alt oder eben nicht biometrisch waren, erzählt Wolfgang Steger, Leiter des Standesamtes und des neuen Bürgerbüros. Der Antragsteller musste also ein anderes Foto bringen. Mit dem neuen Terminal erspare man sich derlei Diskussionen, so Steger. Das Passbild kostet fünf Euro, allerdings bekommt man keinen Abzug davon. "Aber so ein Bild braucht man ja auch nicht zwei Mal", sagt Janker. Die Fingerabdrücke werden im Einwohnermeldeamt allerdings noch einmal genommen - "damit nicht betrogen werden kann", erklärt Steger. Die ganze Prozedur, einen neuen Ausweis zu beantragen, dauert nur mehr zwischen zwei und fünf Minuten.

Die Datenübertragung vom Terminal ins Einwohnermeldeamt sei sicher, sagt der Leiter des Standesamtes. Das neue Gerät sei vom Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) zertifiziert. Die Daten blieben 14 Tage lang gespeichert und würden dann automatisch gelöscht. Diesen Zeitraum erklärt Steger mit den manchmal langen Warteschlangen, die sich vor dem Meldeamt bilden. Wer das Terminal an solchen Tagen nutzt, muss sich nicht gleich anstellen, sondern kann anderntags wiederkommen. Abwicklung, Schnelligkeit, Qualität - "das ist doch eine Supersache", sagt Janker. Von den eigenen Biometrie-Fotos mal abgesehen.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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