Ottfried Fischer:Ein Museum für den "Bullen von Tölz"

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Ein Privatunternehmer will Requisiten aus der TV-Serie präsentieren. Ausstellungsmacher Peter Syr und Amtsleiter Klaus Pelikan planen zudem einen neu gestalteten Brunnen und eine Ausstellung über Ottfried Fischer.

Klaus Schieder

- Der ehemalige Kurdirektor Klaus Pelikan war mal in Brescello. In dem kleinen Dorf in der Po-Ebene lieferten sich einst Don Camillo und Peppone in unverbrüchlicher Hassliebe ihre Scharmützel, um sich am Ende doch stets zusammenzuraufen. Die Schwarz-Weiß-Filme mit Fernandel als Pfarrer und Gino Cervi als kommunistischem Bürgermeister versprühen eine Versöhnlichkeit, die auch mehr als fünf Jahrzehnte später anziehend wirkt. Pelikan besuchte in Brescello das Filmmuseum und beobachtete ein wenig erstaunt, wie da "noch immer ganze Busse hinfahren". Vielleicht, sagt er, seien die Don-Camillo-Filme ein Quäntchen bekannter als die Fernsehserie "Der Bulle von Tölz". Aber auch die lockt vier Jahre nach Drehschluss weiterhin Besucher an die Schauplätze in der Kurstadt. Dort soll es nun ebenfalls bald ein Museum geben, das Exponate aus der Krimi-Reihe zeigt - ähnlich wie in dem kleinen Dorf in der Po-Ebene. Die Pläne dazu werden im Bauausschuss des Stadtrats am Dienstag präsentiert.

Die Idee trägt der frühere Kurdirektor und neue Leiter des Bürgermeisterbüros schon länger mit sich herum. Erst hatte er das alte Kino in der ehemaligen Kaserne im Blick, doch das soll abgerissen und vermarktet werden. Außerdem bestanden in der Stadt erhebliche Zweifel, ob sich die geplante Einrichtung dort überhaupt als publikumswirksam erweist. Pelikans Vorschlag landete in der Schublade. Nun aber hat sich ein Tölzer Unternehmer gefunden, der das Museum im Stadtzentrum einrichten möchte. Um wen es sich dabei handelt, verrät Pelikan noch nicht. Gezeigt werden sollen Requisiten aus der TV-Serie, beispielsweise die Einrichtung aus dem Kommissariat. Darüber wolle man mit dem Fernsehsender SAT 1 verhandeln, sagt Pelikan. Auch an das Auto ohne rechten Fahrersitz, das der gewichtige Hauptdarsteller Ottfried Fischer fuhr, möchte er gerne herankommen. Angeblich soll es aber bereits verkauft sein.

Mit dem Museum soll es nicht sein Bewenden haben. Pelikan ist mit Ausstellungsmacher Peter Syr befreundet, der die Neukonzeption der Exponate im Tölzer Stadtmuseum vornimmt. Von ihm stammt der Vorschlag, den Brunnen vor der Tourist-Information am Max-Höfler-Platz neu zu gestalten. Ihm schweben zwei 2,50 mal 2,50 Meter große Stahlplatten vor, die am Rande eine Perforation wie ein Filmstreifen haben. Die Figuren des Kommissars Benno Berghammer, seiner Mutter Resi, seiner Kollegin Sabrina Lorenz, des Unternehmers Anton Rambold und des Polizisten Anton Pfeiffer sollen darauf wie Negative erscheinen. "Die Positive stehen davor", sagt Syr. Die Figuren werden mit einem Laser herausgeschnitten - "wie im Scherenschnitt", erklärt Pelikan. Außerdem will Syr Zitate aus den Filmen eingravieren lassen. Zum Beispiel den Spruch des Kommissars: "Außer mir ist erst mal jeder verdächtig." Etwa 20 000 Euro würde die Umgestaltung des Brunnens kosten, der derzeit aus einem schmucklosen Natursteinbecken besteht. Diese Art von Bulle-Denkmal würde Touristen auch ins Kurviertel bringen, wo sie sonst "nicht gerne" hingingen, meint Syr. "Meine Spezialität ist, dass ich inszeniere. Die Leute müssen was zu entdecken haben."

Geplant ist überdies eine Ausstellung im Freien mit dem Titel "Der sanfte Bulle", die später auch in München und Untergriesbach, dem Heimatort Fischers, gezeigt werden soll. Sie soll aus zehn Stelen mit je vier Seiten an einem vier Meter hohen Baugerüst bestehen. Auf ausgespannten Tüchern wären unter anderem Jugendfotos von Ottfried Fischer zu sehen, Szenen aus der Fernsehserie, aber auch Gedichte des Schauspielers. "Er ist ein toller Lyriker", sagt Syr, der Fischer seit Jahren kennt und oft mit ihm zusammengearbeitet hat. Anlass für die Schau ist der 60. Geburtstag des Mimen am 7. November 2013. Wo die Stelen stehen werden, ist noch unklar - denn einen Tag zuvor findet in Bad Tölz die Leonhardifahrt statt. Syr könnte sich jedoch vorstellen, mit der Open-Air-Ausstellung an den Isarkai zu gehen. Die Bildunterschriften zu den Fotos aus seinem Leben möchte der Schauspieler selbst verfassen. Die Texte würden gewiss selbstironisch ausfallen und "vergnüglich zu sehen" sein, ist sich Syr sicher.

Am Erfolg von Museum, Brunnen und Ausstellung hegt Pelikan kaum Zweifel. Unlängst sah er auf der Martkstraße wieder Touristen, die sich vor dem Stadtmuseum - im Film das Kommissariat - gegenseitig fotografierten. Das Interesse von Gästen an den regelmäßigen Führungen zu den Schauplätzen der TV-Reihe habe zwar zwischendurch mal nachgelassen, sagt der ehemalige Kurdirektor: "Aber in letzter Zeit zieht es wieder enorm an." Woran dies liegt, weiß er nicht genau. Das Interesse jedenfalls sei "immer noch da." Wie in Brescello.

© SZ vom 14.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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