Open-Air-Konzert:Einfach weitermachen

Open-Air-Konzert: Im Maierhof auf dem Gelände des Klosters Benediktbeuern spielt Gregor Meyle auf - eingefärbt von einer bunten Lichtshow.

Im Maierhof auf dem Gelände des Klosters Benediktbeuern spielt Gregor Meyle auf - eingefärbt von einer bunten Lichtshow.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Gregor Meyle tritt in Benediktbeuern auf - mit einer Randnotiz zum Münchner Amoklauf

Von Sabine Näher, Benediktbeuern

Die vorsorglich befragte Wetter-App hatte Gewitter während der Aufführung prophezeit. Aber sie hat sich geirrt: Das Unwetter ist schon vorher über das Klosterdorf hinweg gezogen und hat seine Spuren hinterlassen. Die zum Großparkplatz umfunktionierte Wiese steht unter Wasser, der Maierhof, Schauplatz der Open-Air-Veranstaltungen, zeigt große Wasserlachen, auch die wenigen Bierbänke sind nass, es tropft aus den Bäumen. Die als "Support Act" angekündigte Gudrun Mittermeier, die ihre ursprünglich englischen Popsongs seit kurzem im heimatlichen Dialekt vorträgt, versucht derweil den Platz auf Bairisch zu rocken. "Ich will euch wild tanzen sehen!", ruft sie. Doch die Stimmung bleibt verhalten.

An den vielen Ständen, die Essen und Getränke anbieten, herrscht wenig Andrang. Viele Besucher stehen in Grüppchen zusammen, mit Regenschirm in der einen und Bierbecher in der anderen Hand, ins Gespräch vertieft. Erst als Gregor Meyle mit gut 50 Minuten Verspätung die Bühne betrifft, kommt Stimmung auf. Das Publikum drängt jubelnd vor zur Bühne. Nun wird erst richtig deutlich, wie wenige Zuhörer sich eingefunden haben.

Diese Wenigen aber entpuppen sich als echte Fans Meyles, der aus diversen Gesangs-Castingshows bei verschiedenen Privatsendern seit 2007 einem breiten Publikum bekannt ist. 2015 nahm er zudem als Musikpate an einem Songwriting-Wettbewerb für Kinder bei KiKA teil. Das erklärt wohl, warum auch etliche sehr junge Zuhörer gekommen sind. Es wird geklatscht, getanzt und sogar textsicher mitgesungen, als Meyle verstummt und stattdessen die Besucher zum Singen auffordert. Er ist ein lockerer Typ mit Bart und Hut, der sein Publikum wie gute alte Freunde einfach duzt. "Seit meiner Kindheit hab ich die Gitarre nur selten losgelassen und bis heute ist es das Schönste für mich, mit anderen Menschen gemeinsam Musik zu machen", verkündet er auf seiner Website. Diese Freude am eigenen Tun vermittelt sich den Zuhörern sofort. Mit seinen Sommerkonzerten 2016 zieht Meyle quer durchs Land, von Mühldorf am Inn bis hoch nach Schwerin. Am Freitagabend ist Benediktbeuern an der Reihe.

Auf der nur mäßig gefüllten Parkwiese stehen Autos aus ganz Bayern und darüber hinaus. Auffällig wenige aber aus der Region. Die Vermutung, daran sei wohl das nasse Wetter schuld, gerät ins Wanken, als Meyle ganz beiläufig erwähnt: "Vielleicht habt ihr's noch nicht gehört - in München hat's Anschläge gegeben. Schön, dass ihr trotzdem da seid. Wir lassen uns davon nicht abhalten. Das wollen die doch nur erreichen!" Danach macht der Musiker - ohne auch nur kurz innezuhalten - ungerührt weiter. Die übergroße Mehrheit der Meyle-Fans lässt sich die Feierlaune auch nicht trüben. Es wird weiter geklatscht und gesungen. Einfach weiter machen - das sagt sich im Benediktbeurer Maierhof leicht.

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