Oberon in der Münchner Oper:Elfenkönig aus Königsdorf

Oberon in der Münchner Oper: Gefeierter Tenor: Julian Prégardien.

Gefeierter Tenor: Julian Prégardien.

(Foto: Marco Borggreve/oh)

Julian Prégardien und seine Frau Iris wollen künftig häufiger in der Region konzertieren

Von Sabine Näher, Königsdorf

Wenn sich am 21. Juli in der Bayerischen Staatsoper der Vorhang zur Premiere von Carl Maria von Webers Oper "Oberon" hebt, dann steht in der Titelrolle als Elfenkönig ein junger Mann auf der Bühne, der seit ein paar Jahren in Königsdorf lebt: Julian Prégardien. In diesen Tagen ist der Tenor, der mittlerweile ebenso berühmt wie sein Vater Christoph Prégardien ist, stark in die Endproben in München eingespannt. "Opernprojekte mache ich nur ein bis zwei pro Jahr", sagt er. "Zum einen sind sie sehr zeitintensiv, zum anderen sind mir geistliche Werke und Kammermusik ebenso wichtig." Deshalb versucht er, allen diesen Sparten etwa ein Drittel seiner Zeit zu widmen.

Zudem ist der aufwendige Sängerberuf mit einem Familienleben in Einklang zu bringen: Mit seiner Frau Iris, ebenfalls Sängerin und Musiklehrerin am Gymnasium Geretsried, hat er drei Kinder im Alter von eineinhalb, drei und sechs Jahren. "Julian ist oft über längere Zeit unterwegs. Deshalb habe ich in den letzten Jahren nur wenige Konzertverpflichtungen übernommen, werde das aber jetzt, wenn die Kinder älter werden, wieder ausbauen", sagt Iris Prégardien. Ihren Mann hat sie bei einem Projekt des Stuttgarter Kammerchors vor elf Jahren kennengelernt. Damals studierten beide noch, er Gesang in Freiburg, sie Schulmusik und Gesang in München. Der erste gemeinsame Wohnsitz war Frankfurt, wo Prégardien an der Oper engagiert war.

Dann zog es beide nach Bayern. Die Lehrerstelle in Geretsried gab den Ausschlag, in der Region nach einer neuen Bleibe zu suchen. In Königsdorf wurde das Paar fündig. Die Wege zu Kindergarten und Schule seien kurz, die nachbarschaftlichen Kontakte nett. "Und für die Kinder ist es hier so wie Bullerbü", freuen sich die Eltern. Privat sind sie also gut angekommen; nun möchten sie ihr berufliches Wirken noch stärker in der Region entfalten. "Wir würden gerne häufiger hier konzertieren und zur kulturellen Landschaft beitragen", sagt der Sänger. Am Sonntag, 2. Juli, treten die beiden gemeinsam in der Tölzer Stadtpfarrkirche auf, bei einem Kirchenkonzert unter der Leitung von Christoph Heuberger. Weder mit den anderen beteiligten Sängern - Anna Karmasin aus München, Barbara Hölzl aus Bad Tölz und Thomas Stimmel aus Icking - noch mit dem Dirigenten haben sie bisher zusammen gearbeitet. "Heuberger hatte gehört, dass wir jetzt hier leben, und uns angefragt", erzählt der Sänger. "Wir haben natürlich gerne zugesagt und sind gespannt auf die Begegnung."

Zwei der "Coronation Anthems" von Georg Friedrich Händel, das "Nisit Dominus" von Antonio Vivaldi und das "Magnificat" von Johann Sebastian Bach stehen auf dem Programm. Zu Bachs Werk haben beide eine besondere Beziehung. "Das Magnificat verkörpert für mich ein Stück Kindheit, das habe ich schon früh im Limburger Domchor mitgesungen", erzählt Julian Prégardien. Es sei eines der Werke, die einen durchs Leben begleiten. Seine Frau wiederum schätzt "dieses ganz instrumentale Singen", das Bach hier fordere. "Sich als Sänger so ganz in den Gesamtklang einzufügen, das fasziniert mich."

Ab und an gemeinsam auf der Bühne zu stehen ist dem Paar so wichtig, dass es mindestens ein Kammermusikprojekt im Jahr realisiert. So wirkten sie im Mai beim Pollinger Festival "Tage für Alte und Neue Musik" als Alt und Tenor in Johannes Brahms "Liebesliederwalzern" und weiteren Quartettwerken in einem umjubelten Konzert mit. Für das kommende Jahr planen sie ein Projekt mit dem Pianisten und Komponisten Rudi Spring, das in Bad Tölz stattfinden soll.

In den nächsten Wochen hat Julian Prégardien Auftritte in der Staatsoper, bei der Bachwoche Ansbach, im Kloster Eberbach bei Eltville am Rhein und beim Edinburgh International Festival. Ein besonderes Programm ist am 23. Juli bei den Festspielen auf Herrenchiemsee zu erleben: "Monteverdi mit den Prégardiens" vereint Julian mit seinem Vater Christoph. Dramatische Vater-Sohn-Verhältnisse sind aus anderen prominenten Sängerfamilien bekannt. Warum klappt es bei den Prégardiens? "Vermutlich weil mein Vater die Finger aus dem Spiel gelassen hat, was meine Karriere anging. Außerdem stehen wir nicht in Konkurrenz zueinander. Die Musikwelt ist so groß: Da ist locker Platz für zwei Prégardiens."

Kirchenkonzert am Sonntag, 2. Juli, 20 Uhr, Stadtpfarrkirche Bad Tölz; Mitwirkende: Chor und Orchester der Stadtpfarrkirche, Anna Karmasin (Sopran), Iris Prégardien (Mezzosopran), Barbara Hölzl (Alt), Julian Prégardien (Tenor), Thomas Stimmel (Bass); Leitung: Christoph Heuberger; Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi; Karten zu 12, 18, 22 und 26 Euro gibt es bei der Tourist-Information Bad Tölz (08041/78 67 15) und über München Ticket

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