Notlandung bei Egling:"Ich habe gedacht, das wird jede Sekunde explodieren"

Robert Sellmeier verdankt sein Leben zwei Landwirten, die ihn aus dem Wrack des Leichtflugzeugs gezogen haben. Am Steuerknüppel saß ein Fernsehschauspieler.

Von Selina Bettendorf

Vor einer Woche ist Robert Sellmeier mit einem Leichtflugzeug vom Himmel gefallen - auf einen Acker zwischen Egling und Sauerlach. Dass er noch lebt, verdankt er zwei Männern. Am Montag konnte er erstmals mit den beiden Landwirten, die ihn und den ebenfalls schwer verletzten Piloten aus dem Wrack bargen, sprechen. Sobald er wieder laufen kann, will er sich bei seinen Rettern bedanken. Doch bis dahin hat der Schreinermeister aus Zolling (Landkreis Freising) noch einiges durchzumachen: Der 54-Jährige hat Blutergüsse und Prellungen am ganzen Körper. "Alles tut irgendwie weh", sagt er. Am schlimmsten verwundet ist sein Bein. Ein Flugzeugteil hat es durchbohrt.

Sellmeier hatte sich ein Jahr lang auf das Erlebnis gefreut, das ihm seine Kinder geschenkt hatten. Als er am vergangenen Montag auf dem Sonderlandeplatz im Sauerlacher Ortsteil Altkirchen endlich mit der Maschine vom Typ Zlin Savage mit 100 PS abheben darf, scheint die Sonne bei blauem Himmel. Weit über den Bäumen macht der Motor auf einmal seltsame Geräusche, der Pilot ruft: "Was ist denn jetzt los?" Kurz darauf kippt die Maschine zur Seite und rast im Sturzflug auf ein Feld zu, wo es aufschlägt.

Notlandung bei Egling: Gestartet war die Maschine vom Typ Zlin Savage in Altkirchen, nur wenige hundert Meter später landete sie im Acker.

Gestartet war die Maschine vom Typ Zlin Savage in Altkirchen, nur wenige hundert Meter später landete sie im Acker.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Pilot ist bewusstlos. Der Mann am Steuerknüppel, der Sellmeier geflogen hat, ist kein Unbekannter: Fernsehzuschauer kennen Steffen Wink aus der Serie "Die Rosenheim Cops". Sellmeier rüttelt an ihm, doch er bewegt sich nicht. Durch den Aufprall sind die Türen so verbogen, dass er sich nicht selbst befreien kann. Er sucht nach seinem Handy, aber das ist während der Bruchlandung aus dem Flugzeug gefallen. Rauch steigt aus dem Motor auf, Benzin fließt. "Ich habe gedacht, das wird jede Sekunde explodieren."

Doch sie haben Glück. Zwei Landwirte arbeiten auf einem nahen Feld. Sie eilen sofort zur Hilfe, können die verklemmte Tür öffnen und setzen einen Notruf ab. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr hat Sellmeier selbst schon einiges erlebt. Trotz seiner schweren Beinverletzung und eines Schocks behält er einen kühlen Kopf. Während die zwei Ersthelfer den Piloten befreien, hält er ein Loch am Flugzeugrumpf zu und verhindert dadurch, dass noch mehr Benzin ausläuft, bis endlich Feuerwehr, Polizei und Sanitäter mit einem Aufgebot von 58 Rettern eintreffen.

Notlandung bei Egling: Seine Kinder hatten ihm den Flug geschenkt: Für Robert Sellmeier endet der Traum vom Fliegen in einem Acker zwischen Egling und Sauerlach. Jetzt will er Schmerzensgeld.

Seine Kinder hatten ihm den Flug geschenkt: Für Robert Sellmeier endet der Traum vom Fliegen in einem Acker zwischen Egling und Sauerlach. Jetzt will er Schmerzensgeld.

(Foto: oh)

Sellmeier und sein Pilot Steffen Wink sind noch einmal davongekommen. Aber was kommt jetzt? Der Schreinermeister ist selbständig, kann für längere Zeit nicht arbeiten. Er hat Krankenhausrechnungen und möchte Schmerzensgeld. Doch wer ist verantwortlich, wer haftet? Schauspieler Steffen Wink, der noch im Krankenhaus liegt, will sich zu solchen Fragen nicht äußern. Er bittet um Verständnis, dass er sich erst vollständig erholen möchte. Und der Veranstalter, bei dem Sellmeiers Kinder den Flug buchten? "Wir sind uns sicher, dass der berufliche Ausfall von Herrn Sellmeier versicherungstechnisch seriös zu seiner Zufriedenheit gelöst werden wird", teilt ein Sprecher des Event-Veranstalters auf Anfrage der SZ mit.

Die Polizei lässt unterdessen ein Gutachten erstellen. Ersten Angaben nach soll ein technisches Problem die Ursache für die Bruchlandung gewesen sein. Gegen den Piloten werde nicht ermittelt. Für Robert Sellmeier steht auf jeden Fall fest: In so eine kleine Maschine wird er sich nicht wieder setzen.

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