Notfall nach Plan:Regierung requiriert Flüchtlingsquartier

Jodquellenhof Alpamare

Wenn am Mittwoch 100 Asylbewerber in den Tölzer Jodquellenhof einziehen, ist das Hotel erst einmal voll.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen erhält die Anweisung, am Mittwoch 150 zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen. Landrat Niedermaier ist froh, keine Turnhallen belegen zu müssen

Von Ingrid Hügenell, Bad Tölz-Wolfratshausen

Gerade wird unter den Bürgermeistern im Landkreis über eine Quote für die Gemeinden zur Aufnahme von Asylbewerbern diskutiert, da kommt eine neue Nachricht aus München: Der Landkreis muss am kommenden Mittwoch 150 Flüchtlinge aufnehmen. 100 werden im Tölzer Hotel Jodquellenhof, 50 in Lenggries in Containern untergebracht, wie Landrat Josef Niedermaier (FW) am Freitag auf Anfrage mitteilte. Nach Penzberg (Landkreis Weilheim-Schongau) kommen 120 Asylbewerber.

Die Regierung von Oberbayern setzte den Notfallplan für die Unterbringung von Asylbewerbern am Freitagmittag für die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Weilheim-Schongau in Kraft, um die Landeshauptstadt München zu entlasten. Dort waren binnen 24 Stunden 404 Flüchtlinge angekommen. Die Landkreise müssen nun die Erstaufnahme leisten.

Der Tölzer Landkreis ist auf diese Aufgabe so gut vorbereitet, wie es eben geht. Erst am Donnerstag habe es eine Besprechung mit Vertretern des Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks, der Abteilung für Sicherheit und Ordnung und des Gesundheitsamts gegeben, sagte Michael Foerst am Freitag. Der Leiter der Abteilung für Soziale Angelegenheiten im Landratsamt beschäftigt sich seit Oktober mit der Frage: "Was machen wir, wenn's passiert?" Damals forderte der Winternotfallplan der Regierung von den Landkreisen die Bereitschaft, auf die Schnelle mehrere hundert Flüchtlinge aufnehmen zu können.

Die meisten Landkreise hielten Turnhallen vor oder setzten auf Tragkrafthallen. Davon halte man im Tölzer Landratsamt nichts, sagt Foerst. Denn eine solche Unterbringung führe mit ziemlicher Sicherheit zu Problemen, weil die häufig traumatisierten Flüchtlinge in solchen Quartieren keinerlei Privatsphäre hätten. Eine schlechte Unterbringung rufe Unzufriedenheit hervor und dann womöglich Konflikte mit der Bevölkerung. Die wiederum würden zuerst an die Bürgermeister herangetragen, sagt Foerst. Deshalb sei es im Interesse der Gemeinden, selbst geeignete Unterkünfte zu melden oder zu schaffen. Foerst und Niedermaier sind froh, dass das Landratsamt den Jodquellenhof schon vor einiger Zeit angemietet hat und deshalb nicht auf die Tölzer Dreifachturnhalle zurückgreifen muss. Dort kann deshalb am kommenden Freitag wie geplant die Verabschiedung der Abiturienten stattfinden. Niedermaier ist auch froh, die Lenggrieser Container zur Verfügung zu haben. "Dafür haben wir uns kräftig blöd anreden lassen müssen", sagt er. Der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl (CSU) habe gesagt, so dringend sei die Sache nicht. Nun habe er, Niedermaier recht behalten.

Für kommenden Montag ist ohnehin eine Bürgermeisterdienstbesprechung angesetzt, bei der es um das Thema Asylbewerber gehen soll. "Wir wollen eine Strategie zur Überwindung der Notlage entwickeln", sagt Foerst. "Das ist nur zu bewältigen, wenn alle zusammenhelfen." Außer den 150 Asylbewerbern, die am Mittwoch kommen, wird der Landkreis auch künftig jede Woche zwölf Flüchtlinge aufnehmen. "Dafür müssen wir eben andere Kapazitäten finden", sagt Niedermaier.

Die 120 Flüchtlinge, die nach Penzberg kommen, werden tatsächlich in einer Turnhalle untergebracht, am Josef-Boos-Platz. Das Landratsamt habe 20 Mitarbeiter aktiviert, die die Halle am Samstag mit Betten, Spinden, Tischen und Stühlen einrichten sollen, sagte Pressesprecher Hans Rehbehn am Freitag. Am Montag werde das Gesundheitsamt dort einen Untersuchungsraum einrichten. Auch dafür, dass die Menschen zu essen bekommen, werde gesorgt. Um alles weitere, wie die Bereitstellung von Dolmetschern und Betreuern sowie eines Sicherheitsdienstes, müsse sich die Regierung von Oberbayern kümmern, sagte Rehbehn weiter. Denn es handle sich um eine Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung.

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