Die Ziffer, die das Landratsamt bekanntgegeben hat, wirkt auf den ersten Blick verblüffend: Die Einwohnerzahl der Gemeinde Reichersbeuern ist bis zum 30. Juni vorigen Jahres um nicht weniger als neun Prozent gegenüber 2015 gewachsen - so viel wie in keiner anderen Kommune im Landkreis. Das liegt allerdings nicht daran, dass Reichersbeuern weit mehr noch als die anderen 20 Städte und Gemeinden im Kreis ein beliebter Zuzugsort wäre. Der Zuwachs lässt sich für Bürgermeister Ernst Dieckmann (Freie Wähler) bei etwas genauerem Hinsehen ganz einfach erklären. "Das liegt ausschließlich am 'Kranzer'", erklärt Dieckmann den statistischen Ausreißer.
Seit Anfang 2016 leben Flüchtlinge in dem abgeschiedenen Gewerbegebiet. 40 Mobilhäuser wurden dort für Asylsuchende aufgestellt, das Camp bietet insgesamt 228 Plätze. Ende Dezember vergangenen Jahres seien noch 180 bis 190 Personen am Kranzer gemeldet gewesen, berichtet Dieckmann. Dies sei genau die Zahl, die den Anstieg von 2311 auf 2530 Einwohner erkläre. Ansonsten liege Reichersbeuern beim Zuzug "eher im Rahmen wie alle andere Kommunen", sagt Dieckmann. Zwischen Juni 2015 und Juni 2016 stieg die Bevölkerungszahl im Landkreis um 1,4 Prozent und lag erstmals über der 125 000er-Marke.
Am Kranzer leben Dieckmann zufolge im Moment noch etwa 130 Flüchtlinge. Das Camp hat Auswirkungen auf die Infrastruktur der Gemeinde, schließlich müssen die Kinder der Schutzsuchenden in die Schule oder auch in den Kindergarten gehen. Dem Bürgermeister zufolge ist dies allerdings kein Problem, da Reichersbeuern zusammen mit Greiling und Sachsenkam eine Verwaltungsgemeinschaft bildet. Und alle drei Gemeinden bekämen das schon hin, sagt er.