Neues Wegekonzept fürs Tölzer Land:"Wir sind eine Wanderregion"

Lesezeit: 2 min

Unter der Federführung von Lenggries wollen zwölf Kommunen zusammenarbeiten und ein gemeinsames Wegekonzept für das südliche Tölzer Land erarbeiten.

Von Petra Schneider, Lenggries

Für den Tourismus im Tölzer Land spielen Wandermöglichkeiten eine große Rolle. "Wir sind eine Wanderregion", sagte die Lenggrieser Tourismus-Chefin Ursula Dinter-Adolf im Gemeinderat. Das sei ein ganz großes Thema, "für Touristen wie für Einheimische". Die landschaftlichen Voraussetzungen sind im Landkreis zweifellos gegeben. Verbesserungswürdig ist allerdings die Beschilderung, die Vernetzung von Wanderrouten zwischen den einzelnen Kommunen sowie der Zustand einzelner Wege oder Rastmöglichkeiten.

Eine zweitägige Bestandsaufnahme auf dem Lenggrieser Flur habe Mängel aufgezeigt: Uneinheitliche Schilder, die "mal die Gehzeiten angeben, mal das Ziel". Schlecht erkennbare Wegeverläufe oder fehlende Richtungsweiser an Weggabelungen. Zum Teil seien die Wege sanierungsbedürftig und mit gefährlichen Metallverbauungen durchsetzt, manche sind zu steil. Das soll sich nun ändern: Unter Federführung von Lenggries wollen zwölf Kommunen zusammenarbeiten und ein gemeinsames Wanderwegekonzept für das südliche Tölzer Land erarbeiten. Es soll als Leader-Projekt im Rahmen des EU-Förderprogramms beantragt werden. Damit könnten die Kosten halbiert werden, weil Leader-Projekte mit 50 Prozent gefördert werden. Die Gemeinden Lenggries, Wackersberg, Bad Tölz, Jachenau, Gaißach, Benediktbeuern, Kochel/Walchensee, Schlehdorf, Bichl, Reichersbeuern, Greiling und Sachsenkam wollen sich beteiligen. Auch bei der Gemeinde Großweil aus dem Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen hat man angefragt, weil viele der dortigen Wege das Kochler Gemeindegebiet kreuzen. Die Lenggrieser Gemeinderäte haben am Montag geschlossen zugestimmt. In den kommenden Wochen müssen alle Gemeinden entsprechende Beschlüsse fassen, damit der Leader-Antrag bis 19. Februar eingereicht werden kann.

Vielerorts soll die Beschilderung verbessert werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Idee eines übergreifenden Wanderwegekonzepts wurde in ersten Gesprächen bereits im Jahr 2015 verfolgt, im Juli vorigen Jahres gab es eine Auftaktveranstaltung zusammen mit dem Alpenverein (DAV) und der Brauneck-Bergbahn. Handlungsbedarf ist geboten, denn einige Nachbarregionen haben längst ähnliche Konzepte: So gibt es seit acht Jahren das Projekt "Wanderregion Tegernsee", im Karwendel wurden Routen als "Premiumwanderwege" unter der Marke "Wanderbares Deutschland" zertifiziert. Auch im Pfaffenwinkel und in der Region Ammergauer Alpen gibt es seit einigen Jahren ein einheitliches Beschilderungskonzept. Wenn die Kommunen im Tölzer Land zustimmen, erfolgt die Umsetzung in zwei Phasen. Für viele Wege vor allem im alpinen Bereich ist der Alpenverein zuständig; eine Übersicht, wie viele Kilometer Wanderwege überhaupt in der Verantwortung der einzelnen Gemeinden liegen, fehlt derzeit. In der ersten Projektphase soll deshalb zunächst das aktuelle Wegenetz erfasst werden. Wesentlicher Punkt ist dabei die Erstellung eines digitalen Katasters; die Wanderrouten werden mit GPS-Daten verortet und können dann im Internet bereitgestellt werden. Zudem ist eine Überarbeitung der Kartografie angedacht. Auch der Bedarf an Schildern, Übersichts- und Informationstafeln soll ermittelt werden, der dann als Basis für die Kostenberechnung und Umsetzung in Phase zwei dienen soll. Ziel sei nicht die Ausweisung neuer Wege, sondern eine Vereinheitlichung und bessere Vernetzung, sagte Dinter-Adolf. Die Gesamtkosten der ersten Projektphase liegen bei gut 200 000 Euro. Sie werden je nach Länge der Wanderrouten umgelegt: Die Berechnung basiert auf einem geschätzten Wegenetz von 1135 Kilometern bei einer Beteiligung aller zwölf Kommunen. Als Grundbetrag fallen jeweils knapp 89 Euro pro Kilometer an. Lenggries, das mit geschätzten 400 Kilometern vor der Jachenau (160 km) und Kochel/Walchensee (150 km) das längste Wegenetz hat, müsste demnach in der ersten Phase etwa 35 600 Euro zahlen. Dass es sich bei der Erarbeitung eines Wanderwegekonzepts für die Region um ein dringend nötiges Projekt handelt, stand für die Gemeinderäte außer Frage. Hans Proisl (FWG) wollte aber wissen, ob in der Touristinformation genügend Kapazitäten für die Umsetzung vorhanden seien. "Leader-Projekte brauchen Partner vor Ort", sagte Bürgermeister Werner Weindl (CSU). Dies sei in diesem Fall Lenggries, das den Leader-Antrag und die Rechnungen für die beteiligten Gemeinden stelle. "Wir machen aber nicht die Wegeerfassung", betonte Weindl. Damit würden externe Fachleute beauftragt. Vergleichbare Konzepte gibt es im Landkreis bereits: Ebenfalls im Rahmen von Leader-Projekten wurde beim "Heilklima-Park Tölzer Land" und beim Radwegenetz gemeindeübergreifend zusammengearbeitet.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: