Neues Ortszentrum:Von Dorf-Boulevard bis Wandelhalle

Bad Heilbrunn Ortsmitte

13 Architekturbüros haben sich in einem Wettbewerb damit befasst, wie die Ortsmitte von Bad Heilbrunn neu gestaltet werden kann. Die Bürger favorisieren einen Entwurf.

(Foto: Manfred Neubauer)

In der gut besuchten Bürgerversammlung in Bad Heilbrunn erläutern Architekten ihre Siegerentwürfe für die Gestaltung des neuen Ortszentrums. Die Entscheidung fällt der Gemeinderat im April.

Von Klaus Schieder

Oben auf der Empore war kein Stuhl mehr frei, unten im Kursaal drängten sich die Zuhörer auf den Bankreihen eng aneinander: Gut 180 Teilnehmer füllten den kleinen Kursaal in Bad Heilbrunn am Montagabend bis auf den letzten Platz. "Schön langsam dürfen wir einen Raum anbauen, aber wir gestalten ja nicht jedes Jahr die Ortsmitte neu", sagte Bürgermeister Thomas Gründl (CSU). Die Bürgersammlung drehte sich heuer beinahe ausschließlich um das neue Zentrum, das Bad Heilbrunn nach mehr als drei Jahrzehnten Stillstand im Streit mit der Kurfürstin Adelheid GmbH nun planen kann.

Präsentiert wurden nochmals alle 13 Entwürfe, die Architekten im Realisierungswettbewerb eingereicht hatten. Die Modelle waren im Februar in der Parkvilla zu besichtigen. Eine Jury aus Architekten, Gemeinderäten und dem Bürgermeister hatte die Arbeiten zuvor in drei Runden gesiebt und am Ende drei Preisträger auserkoren. Den ersten Platz belegte das Büro "Lemme Locke Lühr Architektinnen" aus Berlin. Rathaus, Archiv, Hotel, Pfarrhaus, Adelheidquelle - alle wichtigen Gebäude in Bad Heilbrunn sieht Anna Lemme entlang des Sankt-Kilians-Platzes wie an einer Perlenkette aufgereiht.

Das neue Hotel mit 120 Betten war strikte Vorgabe im Wettbewerb

Auf die andere, noch leere Straßenseite will sie vier neue Häuser stellen, die mit den Bestandsgebäuden vis-à-vis korrespondieren. Gegenüber der Adelheidquelle sind sie so angeordnet, dass ein kleiner Dorfplatz mit Brunnen, Café und Geschäften entsteht. Das neue Zentrum zieht sich bis nördlich des Rathauses, wo ein Neubau für den Rats- und Bürgersaal vorgesehen ist. Ein Kindergarten mit Spielplatz ist direkt gegenüber vom Rathaus geplant. All dies sieht Lemme als dörflichen Boulevard an. Im alten Kurpark sollen Mehrfamilienhäuser einen lichten Dorfanger mit kleinen Nachbarschaften, Spielplätzen und allerlei Fußwegen bilden. Zwischen diesem Wohnquartier und neuen Doppelhäusern an der Baumallee zieht sich ein Grünband nach Westen, quer zum Dorfboulevard. In diesem Streifen soll ein breiter Spazierweg angelegt werden. In Zusammenarbeit mit Gut Nantesbuch wäre dort auch eine Art Skulpturenmeile denkbar, so Lemme. "Die großen innerörtlichen Grünräume sind das Alleinstellungsmerkmal von Bad Heilbrunn."

Das neue Hotel mit 120 Betten, das eine strikte Vorgabe im Wettbewerb war, soll aus vier Baukörpern auf dem Areal der alten Post und des ehemaligen Sanatoriums Strauss am Abt-Walther-Weg bestehen. Sie sind alle nach Norden ausgerichtet, der weite Blick in die Landschaft würde damit nicht versperrt. Falls die Hotelplänen platzen, wäre der Komplex für andere Nutzungen frei, sagte Lemme. Zum Beispiel für eine Schule oder ein Krankenhaus. Eine Festwiese und ein Mehrgenerationenhof an der Badstraße runden ihren Entwurf ab.

Sein Modell, mit dem er auf Rang drei kam, mochte Architekt Peter Scheller vom Münchner Büro Palais Mai gar nicht im Detail erläutern. Markant daran ist die Auferstehung der Wandelhalle als lang gestrecktes Gebäude am Sankt-Kilians-Platz, ein neuer Kursaal, ein an den Abt-Walther-Weg abgerücktes Hotel aus drei Baukörpern und vor allem ein nahezu freier Kurpark. "Dort so Häusl reinzubauen, wo jeder mit dem Rasenmäher rumfährt, konnten wir uns nicht vorstellen", sagte Scheller und erhielt dafür viel Applaus. Sein Entwurf basiert auf einer Choreografie szenischer Bilder wie Kurpark, Grand Hotel, alte Allee. Eine Reminiszenz an die Geschichte des Kurortes, der schließlich "kein Bauerndorf" gewesen sei, wie Scheller sagte. Mit seiner Idee, die Parkplätze unterirdisch zu planen, um oben mehr Raum zu bekommen, stieß er auf den entschiedenen Widerspruch von Gründl. "Ich wäre unglücklich, wenn die Parkplätze mit einer Tiefgarage gelöst würden."

In einer Fragebogenaktion durften auch die Bad Heilbrunner ihren Favoriten benennen. Von 264 Teilnehmern sprachen sich 89 für die Arbeit des Büros "Krämmel Bauplan" aus Wolfratshausen aus, gefolgt von Palais Mai (71) und Lemme (56). Eine geschwungene Flaniermeile mit Geschäften und einer Markthalle in der Mitte der Straße am Sankt-Kilians-Platz, ein Rathausplatz mit Brunnen und eine Freilichtbühne sind die wesentlichen Merkmale des Krämmel-Entwurfs. Der war von der Jury in der zweiten Runde aussortiert worden. Stefan Hofer vom Stadtplanungsbüro Lars Consult, das für den Flächennutzungsplan und den Wettbewerb verantwortlich zeichnet, nannte als Nachteile des Modells, dass die Markthalle auf einer Verkehrsinsel stehe. Das Hotel mit Chalets sei zu klein dimensioniert, zudem liege es zu nahe an Wohnhäusern und Bühne. Man habe sich bewusst nicht an jeden Punkt der Ausschreibung gehalten, sagte Olaf Breuer, Geschäftsführer von Krämmel Bauplan. "Wir wollten Impulse und einen Input geben, um dem Ort Bad Heilbrunn zu helfen."

Eine ganz neue Mitte rund um einen Marktplatz am Abzweig des Abt-Walther-Wegs von der Badstraße schlägt Architekt Daniel Schönle aus Stuttgart vor, der damit auf dem zweiten Platz in der Jury-Wertung landete. Bei der Fragebogenaktion sprachen sich allerdings bloß 13 Teilnehmer dafür aus. In Vertretung von Schönle, der verhindert war, erläuterte Stefan Hofer den Plan mit einer starken Grünachse vom Kurpark hinauf zum Post-Areal. Auch andere Architekten hatten manch interessante Ideen. Eine breite Prachtpromenade zum Beispiel wie in einem Entwurf aus Zürich, ein Teehaus-Ensemble mit Innenhof oder ein ganzes Labor an Wohnbauformen. Welches Modell zum Zuge kommt, entscheidet nun der Gemeinderat in einer Klausurtagung im April.

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