Neues Bier nach alter Tradition:Flüssige Heimatkunde

Neues Bier nach alter Tradition: Vorfreude: Braumeister Franz Schubert (links) und Bezirkstagspräsident Josef Mederer beim Einmaischen des künftigen Josefi-Bocks.

Vorfreude: Braumeister Franz Schubert (links) und Bezirkstagspräsident Josef Mederer beim Einmaischen des künftigen Josefi-Bocks.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Auf der Glentleiten wurde die neue Schaubrauerei in Betrieb genommen - und der Sud für Josefi, dem Saisonstart, eingebraut.

Von Martin Brjatschak, Großweil

"Was gibt es Schöneres für einen Oberbayern, als mitzuerleben, wie man Bier braut?", sagte Bezirkstagspräsident Josef Mederer angesichts der bernsteinfarbenen Köstlichkeit, die an diesem Tag gerade ihren Anfang nahm. Das Freilichtmuseum Glentleiten hat seit vergangener Woche eine kleine Schaubrauerei im neuen Eingangsgebäude in Betrieb genommen. Und während im Gebäude selbst derzeit noch der Innenausbau auf Hochtouren läuft, ging es in der künftigen Wirtschaft und Brauerei bereits geschäftig zu. In einer feierlichen Zeremonie wurde in der vergangenen Woche mit dem Einbrauen des ersten Sudes begonnen. Denn nicht nur das Gebäude soll bis Josefi, dem traditionellen Saisonstart der Glentleiten am 19. März, fertig sein, sondern auch das erste Bier - ein Josefi-Bock. Bezirkstagspräsident Mederer, gelernter Brauer, legte dazu zusammen mit Braumeister und Inhaber der Brauerei Karg, Franz Schubert, beim Einmaischen mit Hand an.

"Es ist eine einzigartige Situation", erklärte Museumsdirektorin Kania-Schütz. Denn noch nie wurde in der Glentleiten Bier gebraut. "Das Bier ist in Bayern aber ein unentbehrliches Grundbedürfnis", sagte sie. Da das Museum das Wohnen, Wirtschaften und Arbeiten im ländlichen Oberbayern dokumentiert, gehöre ihr zufolge eben auch eine Brauerei dazu.

Damit das Bier bis Josefi fertig ist, musste der Brauprozess jetzt beginnen. Schubert schleppte fünf 20 Kilogramm schweren Malzsäcke an. "Brauen ist eben ein Handwerk, deswegen schwitzt er schon", kommentiert der Braugehilfe schmunzelnd. Zusammen mit Mederer begann er daraufhin mit dem Einmaischen. Dabei entleerten sie langsam die Malzsäcke in die Sudpfanne, in der ein Rührwerk ist. Dieses vermischte das geschrotete Malz mit dem Wasser im Tank. "Es ist wie daheim beim Anrühren eines Puddings - es darf keine Klümpchen geben!", erklärte der Bezirkstagspräsident. Nach etwa einer halben Stunde wehte bereits ein markanter Geruch durch den Raum.

Doch noch ist Geduld gefragt. Nachdem das künftige Starkbier einen umfangreichen Prozess in der Sudpfanne, im Leuterbottich und in den Gärbottichen im ersten Stockwerk durchlaufen hat, muss es noch etwa vier Wochen in Lagertanks "nachreifen". Erst dann ist es - pünktlich zum Josefi - trinkfertig. Mederer freut sich bereits auf den März, um sich dann endlich den "guten, bekömmlichen Josefi-Bock munden zu lassen".

Während der Museumssaison wird dann regelmäßig, mindestens einmal pro Woche, ein Brautag eingelegt. Die Schaubrauerei befindet sich mit Maischepfanne und Leuterbottich im künftigen Gastraum der neuen "Glentleitner Wirtschaft und Brauerei". Geplant sind die Herstellung von drei untergärigen Sorten: ein Helles, ein Dunkles und eben der Josefi-Bock. Pro Sud können fünf Hektoliter eingebraut werden. Mederer staunte über die Kombination aus "traditionellem Handwerk und dem Laptop dahinter". Am Brauprozess war auch Rüdiger Panzner beteiligt. Zu seinen Aufgaben gehörte die Schulung von Braumeistern und Betreiber. Er erklärte, dass viele Vorgänge automatisiert seien, jedoch viele manuelle Arbeitsschritte zwischendurch durchgeführt werden müssten, wie etwa das Einmaischen. "Man muss also trotzdem dabei sein", erklärt er, während er den Brauprozess am Laptop überwachte.

Passend zur neuen Schaubrauerei gibt es vom 10. Mai an ebenfalls im neuen Eingangsgebäude eine Sonderausstellung "Vom Hopfen zur Halben" mit Geschichten rund ums Bier, kündigt Direktorin Kania-Schütz an. Diese wird bis Sonntag, 11. November, zu sehen sein.

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