Neuer Passauer Bischof:Abschied mit schwerem Herzen

Salesianerpater Stefan Oster aus Benediktbeuern sieht seine neue Aufgabe als Bischof von Passau als eine "Radikalisierung" seiner Berufung. Das Kloster und die Gemeinde lassen ihn nur ungern ziehen.

Von Ingrid Hügenell

Stefan Oster Bischof Passau

Stefan Oster (hinten, vierter von echts), ist neuer Bischof von Passau. Seine Gruppe "God for Youth" singt ihm ein Abschiedslied.

(Foto: Manfred Neubauer)

Pressekonferenz im Barocksaal des Klosters Benediktbeuern. Gerade ist Pater Stefan Oster zum neuen Bischof von Passau ernannt worden. Auch in Benediktbeuern haben dazu die Glocken geläutet. Nun spricht Georg Rauchenberger, scheidender Bürgermeister von Benediktbeuern. Er erkundigt sich zunächst, ob er den neuen Bischof noch duzen darf. Und dann bringt er ganz direkt auf den Punkt, was nun viele denken, im Barocksaal, im Kloster, im Dorf. "Lieber Stefan", sagt Rauchenberger, "Wir lassen dich sehr schwer gehen. Die Benediktbeurer haben dich schätzen und lieben gelernt."

Schon bald wird der Salesianerpater Oster das Kloster verlassen, das ihm zur Heimat geworden ist. In sieben Wochen, am 24. Mai, wird er in Passau zum Bischof geweiht. Die Passauer freuen sich darüber sehr, wie Domprobst Hans Striedl sagt: "Ich glaube, dass ich in diesem Raum der glücklichste Mensch bin!" Eine Passauer Abordnung hat am Mittwoch in Benediktbeuern lange mit dem neuen Mann gesprochen, darüber, was zu tun ist im Bistum, und wie sich die Arbeit gestalten lässt. Und Rauchenberger fügt seinen Worten noch etwa Versöhnliches hinzu: "Wenn ich ihn jemandem vergönne, dann den Passauern." Denn von dort stamme seine Frau. Und er verspricht, alle würden den 48-Jährigen begleiten, "auch im Gebet".

Einer, dem es besonders schwer fällt, Stefan Oster gehen zu lassen, ist Pater Claudius Amann, der Direktor des Klosters Benediktbeuern. "Das ist ein schmerzlicher Prozess", sagt er. "Pater Oster ist eine tragende Säule im Haus." Von einem schmerzlichen Verlust für die Ordensgemeinschaft spricht auch der Provinzial der deutschen Salesianer, Pater Josef Grünner. "Er wird uns sehr fehlen und nur schwer zu ersetzen sein." Und dann wird seine Kritik an der Auswahl deutlich: "Ich bin sicher, es hätte auch im Diözesanklerus (von Passau, Anm. d. Red.) geeignete Kandidaten für das Amt des Bischofs gegeben."

Als Bischof wird Oster dem Orden nicht mehr angehören. "Kirchenrechtlich unterstehe ich nur noch dem Papst", erklärt er. Ideell aber werde er immer Salesianer bleiben. Ihm fällt der Abschied von Benediktbeuern auch nicht leicht. Mit Tränen in den Augen sagt er: "Ich gehe schweren Herzens hier weg. Ich liebe diesen Ort, ich liebe die Gegend, die Menschen, meine Mitbrüder." Dass er nun Bischof werden soll, sei eine Berufung. Das sagt er mit großer Ernsthaftigkeit, um dann hinzuzufügen: "Da kann man nicht so einfach sagen, nee, lieber Gott, ich mach' da nicht mit." Vielmehr freue er sich auf die neue Aufgabe. "Ich möchte versprechen, alle meine Kräfte dafür einzusetzen, im Bistum Passau Gott zu dienen und den Menschen ein guter Hirte zu sein." Anfangs habe er gedacht, die Aufgabe, "als Bischof in die Nachfolge der Apostel zu treten", sei "viel zu groß für mich, vor allem, wenn ich auf die eigenen, begrenzten Möglichkeiten und Kräfte schaue." Er vertraue aber darauf, dass Gott wisse, was er tue. Als er vor zwei Wochen dem päpstlichen Nuntius in Berlin das Versprechen gegeben habe, Bischof zu werden, habe er keine Zweifel mehr gehabt.

"Ich hatte immer die Ahnung, dass für mich noch einmal eine Stufe der Radikalisierung kommt", sagt er. Denn das Ordensleben sei schon etwas "verbürgerlicht". Man werde sehr gut versorgt. "Nun ist etwas völlig anderes gekommen, als ich erwartet hatte." Die Radikalisierung bestehe in der Hingabe an das Amt, in dem man auch einiges an persönlicher Freiheit aufgeben müsse. Vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, den er gut kennt, habe er aber schon gelernt, dass man durchaus auch als Bischof in die Wirtschaft gehen könne. "Halt nicht so inkognito."

Es gibt einiges, was neu ist für Oster, etwa die Frage nach dem bischöflichen Wappen, dem Stab, der Mitra. "Das sind Dinge, die mich bislang nicht interessiert haben", sagt er. Einen Wahlspruch hat er aber schon: Victoria veritatis caritas, der Sieg der Wahrheit ist die Liebe. Schon geklärt ist auch, wo er leben wird: Nicht im fürstbischöflichen Palast, sondern in einer Wohnung in der Dompropstei, die gerade renoviert wird. Und bis die fertig ist, im Priesterseminar. Einfach will er es haben. "Prunk ist für mich schwierig", sagt er. Möbel hat Oster nicht, nur Bücher.

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