Neuer Chef des größten Bezirks:"Die Vereinsamung nimmt zu"

Dieter Wünsche

Dieter Wünsche ist der neue Geschäftsführer eines der bundesweit größten Bezirke des Malteser-Hilfsdienstes.

(Foto: privat)

Dieter Wünsche über die künftigen Aufgaben des Malteser-Hilfsdienstes

Interview von Annette Jäger, Gräfelfing

Er steht an der Spitze eines der bundesweit größten Bezirke des Malteser-Hilfsdienstes: Dieter Wünsche ist der neue Geschäftsführer des Gebietes, das sich von Garmisch-Partenkirchen über Bad Tölz und Wolfratshausen, den Landkreis München und Teile des Stadtgebietes bis nach Dachau und Gröbenzell erstreckt. Gelenkt werden die Aktivitäten der 800 Mitarbeiter von der Geschäftsstelle in Gräfelfing aus. Dieter Wünsche, 51 Jahre alt, beleuchtet im SZ-Gespräch aktuelle Herausforderungen und Ziele.

SZ: Herr Wünsche, was charakterisiert diesen großen Malteserbezirk?

Dieter Wünsche: Es ist ein besonderer Bezirk, vergleicht man ihn mit anderen in Bayern. In großen Teilen hat man den Eindruck, dass es den Leuten sehr gut geht; es gibt eine hohe Kaufkraft, es fahren teure Autos auf den Straßen. Die Menschen übersehen oft das Leid, das sich hinter verschlossenen Türen verbirgt. Es gibt auch hier zunehmend Armut, gerade bei den älteren Menschen. Viele von ihnen leben alleine, für sie sind wir oft der einzige Kontakt mit der Außenwelt. Wir beobachten, dass die Vereinsamung zunimmt. Für Menschen, denen es nicht so gut geht, ist es in wohlhabenden Gegenden oft noch schwieriger, unter Menschen zu gehen. Sie schämen sich für ihre Situation.

Können Sie dagegen etwas unternehmen?

Ich sehe es als zentrale Aufgabe an, in Zukunft noch stärker auf die demografische Entwicklung einzugehen. Die hat zur Folge, dass es sehr viele ältere Menschen geben wird, die Hilfe benötigen. Das Thema "Betreutes Wohnen" wird noch mehr ins Zentrum rücken, und ich möchte auch die Mahlzeiten-Patenschaften offensiver angehen. Das heißt, wir suchen Menschen, die über eine regelmäßige finanzielle Spende einem anderen Menschen täglich eine warme Mahlzeit ermöglichen, die die Malteser ausliefern. Wir müssen auch weiterhin kreativ sein und neue Dienste wie den "Malteser-Ruf" anbieten. Hier werden Menschen regelmäßig von geschulten Mitarbeitern angerufen, um der Vereinsamung vorzubeugen.

Wo setzen Sie weiter neue Akzente?

Qualität und Service stehen ganz oben, die Konkurrenz auf dem Markt der Hilfsangebote ist im Laufe der Jahre größer geworden. Dienste, die die Malteser anbieten, haben inzwischen auch Privatunternehmen. Mir ist es deshalb wichtig, den Kunden einen guten Service und gute, konstante Qualität zu bieten - vom zuverlässigen Krankentransport über den Hausnotruf bis zum Menüservice. Ein Beispiel: Wir haben das Angebot im Menüservice erweitert, der täglichen Lieferung einer warmen Mahlzeit, so dass der Kunde zusätzlich auch Salate, Getränke und Backwaren bestellen kann. Gleichzeitig müssen wir Mitarbeiter haben, die mit Freude bei der Arbeit sind. Das muss ich ihnen vorleben. Ich bin zum Beispiel schon eine Schicht im Rettungsdienst und auch beim Menüservice mitgefahren. Es ist mir wichtig, den Kontakt und den Austausch mit meinen Mitarbeitern zu haben.

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