Neue Nutzung:Asyl im alten Polizeigebäude

Neue Nutzung: Wer die alte Polizeiinspektion anmietet, steht noch nicht fest. Das Landratsamt würde das Haus gerne als Flüchtlingsunterkunft nutzen.

Wer die alte Polizeiinspektion anmietet, steht noch nicht fest. Das Landratsamt würde das Haus gerne als Flüchtlingsunterkunft nutzen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Landratsamt erwägt, in der ehemaligen Inspektion am Wolfratshauser Untermarkt unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Auch die Schule der Phantasie soll dort unterkommen

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Während die Freie Waldorfschule Wolfratshausen endgültig nach Geretsried umzieht, verdichten sich die neuen Pläne für ihr bisheriges Hauptgebäude, die ehemalige Polizeiinspektion im Wolfratshauser Untermarkt. Die örtliche Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe arbeitet im Auftrag des Landratsamts derzeit an einem Konzept für eine weitere Wohngruppe für bis zu zwölf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Während dazu das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, gilt allen Beteiligten ein möglicher Mieter als gesetzt: Demnach könnte die Schule der Phantasie in dem Gebäude die seit Langem erhofften größeren Räume erhalten.

Die von einem Verein getragene Kunstschule, die Kinder bis aus Solln und Lenggries anzieht, arbeitet seit Jahren äußerst beengt in einem Innenhof am Obermarkt. Sie ist schon seit längerer Zeit als möglicher Nachmieter in dem Gebäude im Gespräch - und zwar auch und vor allem mit dem Hauseigentümer Stefan Roeckl. Der Senior der Münchner Handschuh-Dynastie mit Wohnsitz in Walchstadt ist ein großer Förderer der Waldorfschule und sucht für deren bisherigen Sitz ausdrücklich keine gewerbliche, sondern eine soziale Nutzung. Kerstin Vetter von der Schule der Phantasie bestätigt diese Kontakte und auch die großen Hoffnungen, die sich für den Verein daran knüpfen. Es gebe zwar keine unmittelbare Notwendigkeit und auch keinen Zeitdruck für eine Veränderung, aber "es wäre schon optimal für uns, dort einzuziehen", sagt die Vereinsvorsitzende. So gäbe es dann endlich die Möglichkeit, auch zwei Kurse zugleich anzubieten, was im Obermarkt nur in Ausnahmefällen möglich sei. Zugleich wäre ein Umzug an den Untermarkt für den chronisch klammen Verein nahezu unvermeidlich mit einer gewissen Expansion verbunden, für die man wohl die Stadt als Partner und Förderer brauchen werde.

Im Rathaus hält man sich zu all diesen Plänen und Ideen bedeckt, zumal die Rolle der Stadt derzeit unklar ist. Sie sollte nach den bisherigen Überlegungen als Hauptmieter des Gebäudes auftreten und dann an die Schule des Phantasie plus einige andere Interessenten untervermieten. So war bisher etwa von einem Familienzentrum mit Hebammenpraxen und dergleichen die Rede, aber auch schon von einer neuen Kinderkrippe. Inzwischen ist aber - zur vorsichtigen Erleichterung der Stadt - auch der Landkreis als möglicher Hauptmieter auf den Plan getreten. Landrat Josef Niedermaier (FW) bestätigt Gespräche mit Roeckl und auch dessen Interesse, die Immobilie für soziale Zwecke zur Verfügung zu stellen. Eine Begehung mit Mitarbeitern aus Haupt-, Sozial- und Jugendamt solle die Bedingungen und das Raumangebot prüfen. Zu dem gehören auch einige zwischen dem Hautgebäude und dem Bergwald-Hang platzierte Container, die der Waldorfschule gehören. Wenn sie nicht aufwendig herausgehievt werden müssten, dann wäre auch der Schule gedient.

Laut Michael Foerst, Leiter der Abteilung 5 im Landratsamt, hat die Begehung bereits stattgefunden, zusammen mit Vertretern der Stadt und des Inselhauses. Dieses ist einer der wichtigsten Partner des Landkreises in der Jugendhilfe. Es soll schon in der ehemaligen Landwirtschaftsschule an der Wolfratshauser Bahnhofstraße eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährigen Flüchtlinge aufbauen; dort läuft laut Foerst gerade der nötige Umbau. Für die alte Polizeiinspektion prüfe das Inselhaus nun, ob und unter welchen Bedingungen es eine zweite solche Wohngruppe für bis zu zwölf nach Deutschland geflohene junge Menschen gründen und betreiben kann. Dabei geht es laut Foerst ausdrücklich um Wohn- und Lebensraum. Alle Pläne, die vorhandenen Klassenräume für den vorbereitenden oder begleitenden Unterricht junger Flüchtlinge zu nutzen, habe man wegen der fehlenden Nähe zur Hammerschmiedschule wieder verworfen. Die Schule der Phantasie als Untermieter steht auch für Foerst praktisch fest. Alle Beteiligten legten "großen Wert darauf, dass die Schule der Phantasie da ganz sicher nicht verdrängt wird".

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