Im Zeitrafferfilm bei der Einweihungsfeier geht alles ganz schnell: In wenigen Sekunden entsteht ein Fundament, Mauern werden hochgezogen, das Dach aufgesetzt. Tatsächlich ist seit dem Spatenstich für die neue Wasserrettungsstation Ambach aber ein ganzes Jahr vergangen. Nachdem die alte Hütte am Ostufer des Starnberger Sees noch 2015 ausgeräumt und abgerissen worden war, folgte am 10. Mai vorigen Jahres der Spatenstich für den Neubau. Der Schlüssel für die 180 Quadratmeter große Station wurde nun am Freitag vom Erholungsflächenverein an die Ehrenamtlichen der Wolfratshauser Wasserwacht übergeben.
Ingo Roeske, Vorsitzender der Wasserwacht Wolfratshausen, kennt die Jahreszahlen auswendig: 2003 habe die Wasserwacht das erste Mal darauf hingewiesen, dass die bereits unzählige Male renovierte und erweiterte Diensthütte mittelfristig nicht mehr ausreichen werde. Mehr als zehn Jahre später, am 3. März 2015, stimmte der Gemeinderat Münsing dem Antrag für den Neubau schließlich zu. Zuvor war ein solcher bereits einmal abgelehnt worden. Zu groß seien die Dimensionen der Station - diese ist mit 26 Metern doppelt so lang wie die frühere -, zwei- und nicht einstöckig sollte sie sein. Ingo Roeske erinnert sich auch noch gut daran, dass im Gemeinderat die Frage aufkam, ob die Station denn so nahe am Seeufer stehen müsse.
500 000 Euro hat das Projekt "Schwaiblbach 2.0" gekostet, 100 000 Euro musste die Wolfratshauser Wasserwacht selbst durch Spenden aufbringen. Tausende Badegäste kommen an einem schönen Tag zum Erholungsgelände nach Ambach. "Wenn man sieht, was passiert, was verhindert wird - da ist die halbe Million eigentlich gar nichts", sagte Landrat Josef Niedermaier (FW). Auch Jens Besenthal, Geschäftsführer des Erholungsflächenvereins, sieht das Geld für den Neubau gut angelegt: "Die Wasserwacht verfügt nun wieder über eine moderne und nachhaltige Basis für ihre so wichtige und ehrenamtliche Tätigkeit im Erholungsgebiet und auf dem Starnberger See."
In der neuen wintertauglichen Station sind der Wachraum sowie der Aufenthalts- und Schulungsraum getrennt. Die Bootsgarage und die für Männer und Frauen getrennten Umkleide- und Sanitärräume entsprechen modernen Anforderungen. Im verwinkelten und deutlich kleineren Vorgängerbau - der nach 42 Jahren marode war - mussten sich Männer und Frauen Dusche und Toilette teilen.
In Eigenregie haben die Mitglieder der Wasserwacht die Slipanlage eingerichtet und die 15 Tonnen schweren Schienen im Wasser umgezogen, über welche die Einsatzboote in den Starnberger See gelangen. Zumindest die Infrastruktur ist jetzt soweit fertig, dass die Einsatzkräfte ihre Tätigkeit aufnehmen können. In der Saison werden sie an Wochenenden und Feiertagen im Erholungsgelände mit mindestens sechs Rettern aktiv sein. Wie Ingo Roeske erklärte, werde es für alle Mitglieder vorher noch eine Sicherheitseinweisung geben. "Die Hebeanlage für die Boote ist beispielsweise neu. Sie müssen wissen, wie die funktioniert."
Noch ist die Rettungsstation nicht vollständig eingerichtet. Die Sitzgruppe im Aufenthaltsraum fehlt noch, zur Überbrückung behilft sich die Wasserwacht mit Bierbänken. Auch die Garderobe muss erst noch angefertigt, die Medientechnik installiert werden. Im neuen Sanitätsraum stehen noch die Liegen aus dem Vorgängerbau. Roeske ist froh, dass sich für die Küche ein Einrichtungs- und Möbelhaus als Spender gefunden hat. Etwa 40 000 Euro hätte die Wasserwacht schon investiert. "Wir werden sicher noch 30 000 Euro brauchen." Dafür bitte die Ortsgruppe um weitere Spendengelder.