Neu im Amt:Eine, die Kontra geben soll

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Birte Otterbach ist die neue Kommunikationsfrau des Tölzer Bürgermeisters Josef Janker und wichtige "Sparringspartnerin"

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Bürgermeister Josef Janker (CSU) braucht nach eigenem Bekunden einen "Sparringspartner". Damit meint er nicht einen wortgewaltigen Stadtrat einer anderen Partei, der ihm in den Sitzungen kräftig Contra gibt. Er wünscht sich vielmehr im Rathaus jemanden, der auf seine Äußerungen nicht immer mit dem Kopf nickt, sondern ihm mal klar die eigene Meinung sagt - wenn es um die Arbeit mit der Lokalpresse und die Auftritte in der Öffentlichkeit geht. So sieht jedenfalls die Stellenbeschreibung des Tölzer Bürgermeisters für den Posten des Pressesprechers aus.

Dieses Amt übernimmt nun die 49-jährige Birte Otterbach aus Wolfratshausen vom 1. Dezember an. Ob er sich denn von der gelernten Magazin-Redakteurin dann auch wirklich was sagen lasse? "Selbstverständlich", erwidert Janker.

Für ihre Bewerbung nach Tölz nennt Otterbach gleich drei Motive: "Die Region, die Stadt und das Thema." Kommunikation sei nun einmal ihr Thema, das sie nun in einer schönen Umgebung und mit interessanten Aufgabenbereichen angehen könne. Birte Otterbach studierte zunächst Germanistik für das Lehramt an Grundschulen an der Katholischen Universität Eichstätt. Nach dem ersten Staatsexamen ging sie an die Universität Bayreuth und später an die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, wo sie Theaterwissenschaft, Politik und Komparatistik studierte und mit dem Magister abschloss.

Ihre erste Anstellung als Journalistin bekam sie in einer Verlagsgruppe, die Kundenmagazine herausgab, unter anderem für Unternehmen wie Hapag Lloyd, Obi und Wüstenrot. Dort brachte sie es zur stellvertretenden Redaktionsleiterin. In dieser Funktion war sie später auch für ein Anzeigen-Wochenblatt tätig. Seit 2010 arbeitete sie als freie Redakteurin und Autorin.

Ob sie sich die Rolle der Sparringspartnerin zutraut?

"Ich kenne die andere Seite des Schreibtischs durch meine Arbeit in den Redaktionen", sagt Otterbach. Von daher könne sie "in vielen Bereichen helfen, die Kommunikation in der Stadt und die mit den Bürgern positiv zu beeinflussen", sagt sie. Die 49-Jährige, die verheiratet ist und zwei Kinder hat, löst die 20 Jahre jüngere Isabella Wolfgruber ab, die schon zu Jahresbeginn als Pressesprecherin der Stadt ausgeschieden war und mittlerweile für die Öffentlichkeitsarbeit der Tölzer Stadtwerke zuständig ist. Wolfgruber sei auf eigenen Wunsch hin gegangen, berichtet Janker. "Es gab keinen Streit zwischen uns." Ihre Nachfolgerin wurde unter zahlreichen Bewerbern von der Rathausspitze und Stadträten auserkoren. Am Ende wurden sechs Kandidatinnen und Kandidaten in die engere Wahl genommen, drei davon bekamen eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.

Otterbach überzeugte den Bürgermeister und die Jury durch Eloquenz und Selbstbewusstsein, auch durch ihre Kenntnis der wichtigen Themen in Bad Tölz. Außerdem, so betont Bürgermeister Janker, sei sie von sich aus zu einem Termin mit Staatssekretär Gerhard Eck gekommen. Ein Eigenengagement, das er schätze. Von seiner neuen Pressesprecherin erwartet er vor allem, dass sie ihn im Umgang mit den Journalisten berät und ihm zum Beispiel sagt, wann und bei welchem Thema die Stadt auch einmal von sich aus die Öffentlichkeit suchen soll.

So manche Bürgermeister reagieren ziemlich dünnhäutig, wenn sie mit anderen Ansichten konfrontiert werden. Aber Otterbach hat keine Angst, falls dies auch bei Janker oder den gestandenen Amtsleitern der Fall sein sollte. "Ich bin ja nicht mehr ganz jung und habe Erfahrungen mit Vorgesetzten", sagt sie. Und diese seien auch nicht viel anders als die Bürgermeister. Im Übrigen betrachte sie ihre neue Arbeit nicht unter dem Gender-Aspekt - "ich sehe mich nicht als Frau unter Männern, sondern als Kollegin unter Gleichen".

Im Rathaus sei man ihr bisher "wertschätzend" entgegengekommen, "es war ein freundliches Willkommen, hebt sie hervor. Wenn sie Janker doch einmal von einem Standpunkt abbringen muss? "Wenn man mit guten Argumenten und unter Umständen auch taktvoll kommt, dann kann man viel erreichen", sagt die neue Pressesprecherin. Aber oft sei das ja nicht so. Man nähere sich eher im Gespräch gemeinsamen Positionen an. "Das ist ein Geben und Nehmen".

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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